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Der DLC für Resident Evil Village ist Blödsinn und jagte mir doch den Schreck meines Lebens ein

Die hohe Kunst eines guten Scares.

Alles klar, meine Sorge war unbegründet. Ich hatte ja schon vor einer Weile geschrieben, dass mir Szenarien, die etablierter Weise nicht in der echten Welt spielen – vom Traum über Visionen, bis hin zu VR-Schauplätzen wie zuletzt im zweiten The Evil Within – meistens keine echte Angst einjagen. Als Teil der Resident Evil Gold Edition erscheint dieser Tage aber mit Shadows of Rose ein derartiges Zusatzkapitel, das mir in seinen besten Szenen die schlimmsten Angstmomente der letzten Zeit bescherte. Danke dafür, Capcom!

Das Problem ist nun, dass ich euch gerne davon erzählen würde, was aber inhaltlich ein wenig schwierig ist, wenn euch die Szenen in derselben Härte treffen sollen wie mich. Ich bringe es nicht übers Herz, weshalb ihr mir jetzt die nächsten paar Hundert Worte dabei zuschauen dürft, wie ich beim Umschreiben, was dieses Spiel mit mir angestellt hat, mit den Worten ringe. Gleichzeitig will ich eure Erwartungen auch nicht zu hoch hängen, denn Shadows of Rose ist jetzt auch nicht so ambitioniert, dass es euer Verhältnis zu Resident Evil Village komplett auf den Kopf stellen wird.

Rose ist hier, um ihre Kräfte loszuwerden. Erst einmal muss sie sie aber noch reichlich einsetzen. Hier etwa, um die Faceless zu stoppen.

Tatsächlich würde ich nach dem Ende dieser gut vierstündigen Mini-Kampagne behaupten, dass die Geschichte grober Unfug bleibt und sich bei einigen ihrer als emotionale Höhepunkte gemeinten Szenen erzählerisch schwer verhebt. Teilweise wird es sogar unfreiwillig komisch, als sich Capcom zur unpassendsten Zeit in einen bestimmten Running-Gag verbeißt, wie ein chronisch unterforderter Terrier in ein quietschendes Gummihuhn. Trotzdem hatte ich eine Menge Spaß hiermit, war durchweg überraschend beunruhigt und verunsichert und sehr motiviert, zu sehen, wie es weitergeht.

Basis des Abenteuers von Ethans mittlerweile 16-jähriger Tochter sind genügend bekannte Versatzstücke aus Resident Evil und anderen Action-Adventures ähnlicher Machart. Eine ganze Weile schießt und rätselt man sich doch ziemlich routiniert durch das eröffnende Szenario. Hier ist es vor allem die neue Art Gegner, die Faceless, die einem viele unwohle Schauer über die Buckel schickt. Mit genial schaurigen Animationen und schmerzerfüllt röchelnden Lautäußerungen wirken sie ein bisschen so, als hätte jemand sich gedacht, man könnte doch mal versuchen, die Mold-Gegner aus Teil 7 noch einmal zu designen. Nur diesmal in gut. Ansonsten ist es das vertraute Aufschlüsseln einer vertrauten und leicht veränderten Map.

Andernorts müsst ihr so diese Knospen vernichten, um den allgegenwärtigen Schleim zu beseitigen.

Bis… nun ja, irgendwann geht es eben los und der Mold-Schleim, der immer wieder auftaucht, grenzt urplötzlich euren Spielraum ein und wird so zur unangenehmen Variable, auf die ihr immer gefasst sein müsst. Dann wird auch auf einmal der Spielablauf an sich interessanter. Ich hatte das Gefühl, dass das Spiel mehr Meidetaktiken begrüßt und Weglaufen probater war als Mittel als zuletzt, was ich an diversen Resident Evils immer am liebsten mochte: Weglaufen bedeutet immer eine Chance, ein paar Schuss Munition und Lebensenergie zu konservieren – und birgt gleichzeitig das Risiko, ein wenig zu kopflos in eine noch gefährlichere Situation zu rennen. Was ist man immer froh, wenn man eine vermeintlich rettende Tür sieht, die sogar aufgeht … nur um dann zu merken, dass man immer noch nicht zwangsläufig in Sicherheit ist.

Shadows of Rose hat immer wieder gute, kleine Scares. Doch in dem zweiten seiner inhärenten Sinnabschnitte wird es noch eine gute Spur surrealer – fast schon analog zum Verlauf von Village – und eskaliert dann schaurige Einzelsituationen zu seinem der coolsten und kribbeligsten Gruselmomente seit langer, langer Zeit. Erinnert ihr euch an das Baby aus Resident Evil Village? Das hier fand ich eigentlich schlimmer. Ich will nicht sagen, was es war, aber das Spiel arbeitete meisterhaft darauf hin und brillierte dann mit Animationen und einem Sounddesign, die das Spielthema dieser Sequenz wundervoll stützen. Mich schaudert es immer noch bei dem Gedanken. Das war große Klasse.

Die Sound-Arbeit ist mal wieder wundervoll. Mit unregelmäßig klappernden Fensterläden und genialem Monsterstöhnen.

Natürlich wird es gen Schluss noch einmal wieder konventioneller, als Capcom dann doch abermals auf Spektakel und einen Bosskampf setzt, und erzählerisch hat mir das Abenteuer eher weniger gegeben. Aber unterm Strich habe ich diese vier Stunden Pulp-Horror mit einigen sehr ernst gemeinten Angstmomenten sehr genossen.

Und Shadows of Rose ist ja nicht das einzige, was man für die 20 Euro, die das Upgrade zur Gold Edition von Resident Evil Village kostet, bekommt. Ich finde auch den Third-Person-Modus für das Hauptspiel sehr gelungen. Zum einen natürlich, weil das für mich mehr nach Resident Evil aussieht, wenn ich meine Spielfigur sehen kann. Aber zum anderen, weil es den achten Teil so gekonnt näher an die jüngst aufgefrischte Riege an Remakes rückt, aber davon hatte ich ja schon letzte Woche in meiner Vorschau zu Resident Evil 4 Remake gesprochen. Es wirkt jetzt mehr wie ein Teil dieser Serie und wenn ihr mich fragt, muss ich das nicht noch einmal in First-Person erleben. Und dann ist da noch frischer Charakternachschub für den Söldner-Modus.

Also: Kommt für die Gelegenheit, diesen “Village People” feierlich ade zu sagen, bevor ihr Anfang nächsten Jahres Resident Evil 4 mit neuen Augen erlebt, und bleibt für ein paar fantastische Scares, die euch noch lange verfolgen werden.

Entwickler: Capcom - Publisher: Capcom - Plattformen: PC, PS4, PS5, Xbox Series - Release: 28.10.2022 - Genre: Survival-Horror - Preis (UVP): ca. 20€

In diesem artikel

Resident Evil Village

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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