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Die Activision-Story

Auf Gedeih und Verderb - Activision und Bobby Kotick

Die Fans von Infocom sahen das naturgemäß etwas anders, für sie war Activision die profithungrige Krake, die ein kleines Softwarehaus ausbluten ließ. Gerade in den Anfang der 90er noch recht sortierten und weit geekigeren Kreisen der Gamer ein echter Imageschaden, der allerdings dem Erfolg von Activision erst einmal keinen so großen Abbruch tat. Mitgründer David Crane bezeichnete Bruce Davis einmal als einen der größten Fehler in Activisions Geschichte, weil er Spiele als Ware und nicht als kreatives Produkt betrachtete und nur das erste Jahr von Davis schien diese Aussage Lügen zu strafen.

Activision wurde in Mediagenic umbenannt und Vertrieb nun nicht nur Spiele, sondern auch Anwendersoftware. Ein Jahr lang lief das gut, dann sackte es ab. Um es ganz vorsichtig zu sagen. Nicht weniger als 16 Geschäftsquartale voller Verluste, die sich zu Millionen auftürmten, folgten schließlich. Infocom war nur eine der finanziellen Nullnummern, es kamen noch ein paar uralte Patentrechtsklagen aus der Startzeit Activisions dazu und 1991 war Mediagenic, finanziell stark geschwächt, ein leichtes Opfer für eine feindliche Übernahme.

Diese ist aus dem Stoff, aus dem Legenden werden, zumindest Wall-Street-Legenden. Der damals 28-jährige Bobby Kotick kam nicht ganz aus dem Nichts, leitete er im Jahr zuvor als CEO die Firma Leisure Concepts (später 4Kids Entertainment). Ansonsten jedoch war er ein praktisch unbeschriebenes Blatt, welches den Vorteil der Freundschaft von Steve Wynn, seines Zeichens finanzstarker Vegas-Casino-Mogul, genoss und auch nutzte.

1990: Shanghai

Wynn finanzierte bereits Koticks erste Softwarefirma, als dieser gerade einmal 19 war. Die Garagen-Firma stellte ein paar recht unkoventionelle und frische Ideen im Bereich grafischer Interfaces vor, die jedoch noch nicht ganz ausgereift waren. Sie kamen zu früh und mit derartiger Interface-Technologie sollte erst Apple wenig später echte Durchbrüche und auch kommerziellen Erfolge feiern. Schon bei dieser ersten Firma kristallisierte sich die Rolle Koticks im Geschäftsleben heraus.

Sein Kollege Howard Marks – der Programmierer, nicht der Drogenbaron – schrieb Software und bastelte, während Kotick versuchte, die Ergebnisse in bare Münze umzuwandeln. Ein Artikel in Forbes aus dem letzten Jahr beleuchtete die Person Bobby Kotick näher und die Erkenntnis, die man aus diesem Bericht ziehen kann, lautet, dass dieser Mann viel lieber Geld einnimmt als es auszugeben. Egal für was. Während andere Kids ihr Geld in Comics, Party, Games und sonstwas investierten, überlegte er lieber, wie man Geld mit diesen Leidenschaften macht. Er buchte sogar, mit veritablem Erfolg, Clubs wie das Studio 54, um darin gewinnbringende Schulpartys zu werfen. Am Spielen von Videospielen an sich hatte er nie großes Interesse. Daran, dass Leute dafür Geld bezahlen, umso mehr. In dieser Weise ähnelt er ein wenig seinem Activision-Vorgänger Bruce Davis, nur mit dem Unterschied, dass Kotick Erfolg haben sollte.

1994: Return to Zork

Koticks erster Anlauf mit einer Softwarefirma scheiterte, aber das schien der Freundschaft mit Wynn keinen Abbruch getan zu haben, denn sein Name ist unter den Investoren, die das Geld für die Übernahme von Mediagenic in 1991 aufbrachten, sicher der gewichtigste. Die Übernahme gelang mit gerade mal einer halben Million Dollar, was der Gruppe ein Drittel von Mediagenic einbrachte und Kotick auf den CEO-Posten beförderte. Als einer der ersten Akte wurde Bankrott unter Chapter 11 angemeldet und Mediagenic mit dem Entwickler The Disc Company verschmolzen.

Chapter 11 war unumgänglich, mussten doch 30 Millionen an Schulden bewältigt werden und die Werte auf der Habenseite beliefen sich gerade mal auf zwei Millionen Dollar. Der angeschlagene Konzern sortierte sich unter Kotick neu. Man gab Aktien aus, Wynn schoss noch ein paar Millionen als Darlehen nach und Mediagenic wurde wieder zurück in den immer noch wesentlich bekannteren Namen Activision umbenannt. Der Firmensitz verlagerte sich weg von Silicon Valley nach Santa Monica und von da an unterließ Activision alle Avancen an den Anwendermarkt und konzentrierte sich voll auf Spiele. Der Turnaround gelang und schon nach kurzer Zeit begann man wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

1999: Tony Hawk Pro Skater

Die nächste Dekade kann man, vom wirtschaftlichen Standpunkt aus, trotz einiger kleinerer Rückschläge, als Erfolgsgeschichte bezeichnen. Mit FASA, Star Trek, Wolfenstein, Tony Hawk, diversen Superhelden und einigen Lizenzen mehr bewaffnet, einer Reihe von guten Entwicklungen der über die Jahre zusammengekauften Studios – darunter Raven (1997 akquiriert), Neversoft (1999) und Pandemic (1998) – und vor allem insgesamt recht hoher Qualität der Spiele konnte Activision sein 25-jähriges Jubiläum 2004 mit einem Rekordergebnis feiern. Nicht nur das, es gab kein Jahr seit der Übernahme in 1991, in dem das Geschäft nicht wuchs.

Der Erfolg kam nicht von ungefähr. Kotick studierte den Aufstieg des großen Konkurrenten Electronic Arts und vor allem seine Fehler. EA hielt schon damals mächtige Franchises, begann sich aber selber zwischen seinen Kreativteams und seinen Wirtschaftlern aufzureiben. Erstere Gruppe wurde von Activision um- und mit der Aussicht auf mehr kreative Freiräume teilweise abgeworben. Viele folgten oder wurden später von Activision gekauft und so entstand ein hochkarätiges Portfolio wirklich spielenthusiastischer Entwickler unter der Leitung eines Mannes, der selber nie spielte.