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Dune: Part Two - Ein Film, den ihr lieber im Kino schauen wollt

Bildgewalt, denkwürdiges Schauspiel und keine Sekunde Langeweile

Image credit: Dune: Part Two, Eurogamer.de

Frank Herberts Dune ist ja ein Universum, das schon einige Sandstürme überlebt hat. Der Stoff galt lange als unverfilmbar und so taten sich jahrzehntelang medienübegreifend viele Umsetzungen schwer damit. Trotzdem hat Denis Villeneuve es gleich mit dem ersten Teil seiner Verfilmung geschafft, genau das leicht aussehen zu lassen. Jetzt ist Dune: Part Two im Kino und legt sogar noch eine ordentliche Schippe drauf.

Timothée Chalamet trifft in der Hauptrolle des Paul Atreides überzeugt in einer modernen und zugleich zeitlosen Darbietung als zerrissener (Anti)Held. Auch Zendaya als Chani, Rebecca Ferguson als Lady Jessica und Javier Bardem in der Rolle von Stilgar bringen den nötigen Spice in die Beziehung zwischen Paul und den Fremen. In Part Two bereichern außerdem Florence Pugh als Prinzessin Irulan Corrino,Anya Taylor-Joy und Léa Seydoux als angenehme Überraschungen den Cast, während Austin Butler einen besonders verstörenden Feyd-Rautha geben darf.

Der zweite Film der Dune-Reihe findet selbstverständlich auf Arrakis statt. Der Kampf um die politische Vorherrschaft des Planeten spitzt sich zu, gleichzeitig gehen die Harkonnen immer aggressiver gegen die Fremen vor. Währenddessen planen die Bene Gesserit weiter ihren großen Komplott und der Emperor gerät immer mehr ins Wanken. Wird Paul die Fremen davon überzeugen können, ihr Heilsbringer zu sein oder werden ihm seine zwischenmenschlichen Beziehungen im Weg stehen? Dieser Frage geht die Haupthandlung von Dune: Part Two nach. Gleichzeitig schafft es der Film, das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren, weshalb der galaktische Machtkampf während seiner Entfaltung konstant die Neugierde des Zuschauers weckt.

Dune: Part Two (Meinung zum Film)

Der erste Dune hatte bereits mit Leichtigkeit durch Bildgewalt überzeugt und obwohl der Cast (allen voran Oscar Isaac in der Rolle von Leto Atreides) bei in vielen Szenen meine Sympathie weckte, hatte ich am Ende nie das Gefühl, ein Meisterwerk gesehen zu haben. Die Haupthandlung schaffte es nicht, vom Anfang bis zum Ende zu fangen, stattdessen wurde auf große Bilder und eindrucksvolle Kompositionen gesetzt. Der zweite Film bewirkt das genaue Gegenteil. Nachdem die Credits rollten, brauche ich einen Moment, um meine Euphorie zu verarbeiten: Habe ich gerade einen modernen Klassiker gesehen? Und das bei einer Fortsetzung, was für eine unerwartete Leistung. Filme, denen es gelingt, meine (egal ob sozial- oder filmtechnische) kritischen Stimmen zu verstummen und vollkommen in die neue Welt abzutauchen, sind selten. Zuletzt hatte so ein Gefühl Mad Max: Fury Road erzeugt. Filme schaffen das eigentlich nur, wenn jede Szene etwas Wertvolles zur Handlung beiträgt, glasklar verständlich ist, ohne dabei zu viel im Dialog zu erklären, in einem flotten Tempo voranschreitet und gleichzeitig oft genug eine Spannungskurve erzeugt, die nicht auslaugt. Dass Dune fast schon mit Leichtigkeit Bildgewalt erzeugt, darüber müssen wir nicht mehr reden, aber gleich die erste Szene reißt einen vor Spannung fast schon aus dem Sitz:

Szenen-Spoiler starten hier. Charakterschicksale werden nicht geschildert. Wollt ihr trotzdem “frisch” ins Kino, lest ihr ab der Markierung “Spoiler Ende!” weiter.

Die Harkonnen landen auf Arakis, denn sie wollen den Tod der Fremen. Ohne Skrupel sind sie gewillt, alles und jeden auf ihrem Weg auszuradieren. Sie haben unvorstellbare Luftschiffe und surreale Ausrüstung und sie sind offensichtlich allem und jedem auf Arakis überlegen. Ein Schnitt zu Paul, Chani, Jessica, Stilgar und einigen anderen Sandmenschen, die wir in dieser Szene aus dem ersten Film verlassen haben, ein nahtloser Übergang. Die Gespräche zwischen ihnen sind intim, menschlich, finden nur in Nahaufnahmen statt. Eine unbeholfene Angst schwingt konstant mit, denn es geht ums pure Überleben. Schnell sammelt sich das Adrenalin, als Paul und die schwangere Jessica lediglich in Schatten von Steinen Schutz suchen, kein Fluchtweg in Sicht. Währenddessen nimmt einer der schwarzen Soldaten ihre Fährte auf. Als er ihnen gefährlich nahekommt, schnappen die Fallen der Fremen zu: Ein Harkonne nach dem anderen wird mit einem Kopfschuss aus dem Himmel geholt und landet lautstark auf dem Boden.

Das war ein starker Einstieg, der von hervorragendem Sounddesign getragen wird, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob man es außerhalb des Kinos replizieren könnte. Das Adrenalin, das in der Einstiegsszene aufgebaut wird, kehrt in einigen für mich jetzt schon legendären Passagen wieder. Beispielsweise der Versuch auf einem Sandwurm zu reiten, der Charakterwandel vieler Figuren oder eine bestimmte Schlacht zum Ende des Films. Ich will euch nicht zu viel verraten, aber es gab eine Menge Szenen, die sich in meinen Kopf gebrannt haben, weil die Spannung kaum mehr auszuhalten zu sein schien und das perfekte Zusammenspiel aus Klangkulisse, Kamerawinkeln, Bildkomposition, Schauspiel und intensiven Gefühlen unvergessliche Momente kreiert haben.

Des Weiteren wusste ich nicht, dass dieser Film ab 12 Jahren freigegeben ist, bis eine Kollegin darauf aufmerksam machte, dass kein Blut gezeigt wurde. Die Gewalt vieler Szenen drang trotzdem zu mir durch. Schnelle Schnitte, die von der Waffe über den Akt des Tötens bis zur Leiche springen, machen es einfach, die dazugehörigen Bilder im Kopf zu vervollständigen. Eine Szene, die mir dabei besonders hängen blieb, war eine, in der entsetzliche Schreie aus der Tür des Harkonnen ertönten. Als ein Diener daraufhin die Halle betritt, bringt ein kurzer Schnitt im Gespräch mit dem Baron nahe, woher sie stammen. Zwei Dienerinnen des Oberhaupts liegen regungslos auf dem Boden. An der Kante einer Wand klebt schwarzes Blut, das offensichtlich sehr gewaltvoll dorthin gelangt ist. Eine weitere Szene ist eine der Ersten, in der nach einem Kampf aus Blut Wasser gewonnen wird, unter anderem aus lebenden Feinden. Obwohl der Akt des Tötens oder Blut in beiden Fällen nicht zu sehen und solche Ereignisse alles andere als subtil untergebracht sind, wirken diese Szenen sehr gewaltvoll, oft gar verstörend. Der Film stellt eindrucksvoll dar, dass man Blut oder vermeintlich "Gore" nicht sehen muss, um Gewalt eindrücklich zu vermitteln. Part Two schafft dies ungezwungen.

SPOILER ENDE

Es ist aber nicht so, als sei dieser Film perfekt. Kleine Fehler, wie Schnitte, an denen eine blutende Hand zu sauber bleibt, sobald sie auf der Schulter des Gegenübers landet oder eine Sandbrille, die nie aufgesetzt wurde, aber praktischerweise auftaucht, sobald Paul Sand ins Gesicht schlägt, sind nur Kleinigkeiten. Fans der Bücher könnten sich durch die nicht ganz originalgetreue Ausgangssituation am Ende des Films, der den Auftakt zum dritten Teil bildet, stören. Insbesondere einige der wichtigen Sinneswandel einer der Kriegsparteien kamen zu kurz. Zudem kann man sich sicherlich über Hans Zimmers Soundtrack streiten, aber mir fiel er primär deshalb angenehm auf, weil er sich im Gegensatz zum ersten Film subtil im Hintergrund hielt.

Insgesamt könnte ich noch einige Absätze mit Schwärmereien füllen: Darüber, wie kraftvoll Timothée Chalamet den Wandel von Pauls Heldenfigur verkörpert oder wie Javier Bardem in seiner Performance als Stilgar durch seinen unnachahmlichen Humor das Publikum für sich gewann. Ich könnte die Ästhetik der Maschinen, außerirdischen Fahrzeuge und die Kostüme loben oder den Charakterwandel, den jede Hauptfigur in diesem Film durchmacht. Ähnlich wie bei Attack on Titan, ein absoluter Meister in diesem Gebiet, erkennt man Paul, Chani, Jessica oder Stilgar am Ende des Films im direkten Vergleich zum Anfang kaum wieder. Gleichzeitig traut sich dieser Film an einige moralische Ambivalenzen, die man nicht immer als rein "gut" oder "böse" verorten kann, was den Grundgedanken von Frank Herbert zielsicher trifft. Die Handlung entfernt sich von Menschlichkeit, während die Inszenierung unglaublich nahbar wirkt. Das liegt hauptsächlich am nahtlosen Zusammenspiel zwischen Greig Frasers Kamera, Jamie Mills Lichtspiel und dem Drehbuch von Jon Spaihts und Denis Villeneuve, das die Motivationen zu jeder Zeit für jede Partei glasklar ersichtlich halten.

Aber am Ende bleibt genau eine Emotion zurück: Ich will den dritten Teil. Jetzt. Sofort. Nach nicht zu unterschätzenden 166 Minuten wäre ich am liebsten gleich für ein Double-Feature weiter sitzen geblieben, denn ich möchte nichts mehr, als den galaktischen Krieg zu sehen und die Auflösung des Machtspiels zwischen all diesen Parteien. Für mich ist Dune: Part Two jetzt schon einer der besten Filme des Jahres, der sich unerwartet mal eben so zwischen meinen persönlichen Lieblingsfilmen einreiht. Hat mich das Spice schon so sehr verführt? Vielleicht. Aber tut euch selbst den Gefallen und schaut Dune: Part Two am besten so schnell wie möglich im Kino, denn dort funktioniert er am besten.

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