Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Etrian Odyssey Origins Collection im Test - Das HD-Remaster schlägt sich solide, aber nicht den Preis

Zwischen Picknick und Grind

Die HD-Remaster aller drei Spiele sind optisch gelungen. Sie fangen die Atmosphäre gekonnt ein, fühlen sich spielerisch allerdings auf der neuen Hardware nicht ganz heimisch.

Mit der Etrian Odyssey Origins Collection kehren heute die drei ersten Dungeon-Crawler der mittlerweile zehnteiligen Serie von Atlus zurück. Die Neuauflage ist mit den nun spielbaren PC- und Switch-Versionen, die erste Veröffentlichung außerhalb des Nintendo DS, auf der bisher die gesamte Reihe erschienen ist. Die 80 € (oder separat je 40 €) stolze Kollektion enthält dabei eine überarbeitete HD-Version in Grafik, Sound und Gameplay von Etrian Odyssey (2007), Etrian Odyssey II (2008) und Etrian Odyssey III (2010). Wie gut das gelungen ist und ob dieses HD-Remaster so einen stolzen Preis wert ist, erfahrt ihr im Test. Anschauen und anhören könnt ihr euch die Spiele, wie immer, im obigen Video.

Zurück zu den Wurzeln - buchstäblich

In Etrian Odyssey erkundet ihr ein riesiges Labyrinth aus der Ego-Perspektive, das mit zahlreichen Schätzen, Rätseln, Monstern und Geheimnissen bespickt ist. Je nach Spiel unterscheidet sich der Schauplatz ein wenig und die Geschichte. So steigt ihr beispielsweise im ersten Spiel in einen düsteren Wald hinab, während ihr im zweiten Teil nach oben klettert und es im dritten Spiel überhaupt unter Wasser geht. Im Großen und Ganzen bleibt die Geschichte aber gleich: Eine Gruppe von Abenteurern, die ihr selbst zusammensetzt, reist in eine Stadt, die vom großen Unbekannten geplagt wird. Es ist eure Aufgabe, herauszufinden, was dort vor sich geht. Während ihr immer tiefer in das Labyrinth abtaucht, entfaltet sich die Geschichte rund um die jeweilige Stadt und ihre Bewohner.

Stellt euren Erkundungstrupp aus diversen Klassen zusammen und dann kann's auch schon losgehen! | Image credit: Etrian Odyssey II HD Remaster

Während ihr also diesen weitläufigen Dungeon erforscht, müsst ihr eure Entdeckungen irgendwie festhalten, um nicht verloren zu gehen. Dafür malt ihr jede Ebene akribisch auf. Was für zwei DS-Bildschirme gedacht war, findet nun auf einem statt. Das HD-Remaster bietet euch dazu einen Splitscreen an, wobei ihr entweder per Touchscreen oder mit einer Seite des Controllers zeichnen könnt. War die Kartografie der Dungeons eine Neuheit des ersten Teils, so wirkt das System auf der Switch etwas unbequem, auch wenn es wunderbar funktioniert. Man merkt eben, dass das Konzept so nicht gedacht war. Es kann etwas mühselig werden ständig zwischen Vollbild, Karte und Emoticon-Zeichenbildschirm zu wechseln. Das Auto-Mapping, welches ich hier im Detail ausführe, schafft eine gute Abhilfe, hätte aber vielleicht sogar mit noch mehr automatisierten Funktionen erweitert werden können.

Beispielsweise hätte man Wände rund um Schatzkisten oder Türen ebenfalls automatisieren können. Später gibt es Möglichkeiten zur Teleportation, dessen Ausgangspunkte man hätte ebenfalls automatisch einfügen dürfen. Das hätte die Erkundung nicht weniger spannend gemacht.

Das Etrian Odyssey HD-Remaster löst das Problem mit den zwei Bildschirmen, indem es einen Bildschirm in drei aufteilt. | Image credit: Etrian Odyssey HD Remaster

Etrian Odyssey schaffte es damals, während der Erkundungen, in mir ein Gefühl der Ehrfurcht und Neugierde zugleich auszulösen. Erwartungsvoll habe ich jede neue Ebene bestritten, mit der Gewissheit, dass mich entweder spannende neue Monster erschrecken, coole neue Verbündete stärken oder plötzliche, unerwartete Aufgaben überraschen. Genau das machen alle drei Spiele immer noch, denn im normalen Modus kosten Items, Heilung oder Wiederbelebung so viel, dass ich mich um Geld abmühe und in jedem Rundgang um das Leben meiner Gruppe bangen muss. Dieses anfängliche Gefühl, welches mit der Zeit, die man im Dungeon verbringt, immer besser wird, verschafft einerseits Respekt vor dem Labyrinth, andererseits gibt es mir bei jedem einzelnen Boss ein unglaubliches Erfolgsgefühl. Gleichzeitig entwickelt sich auch die Geschichte der Stadt weiter, für die man diese mysteriösen Orte in erster Linie erkundet.

Das große Fragezeichen löst in mir der neue Modus Picknick aus. Ich verstehe, dass man den Zugang zu den Spielen erleichtern möchte, aber der Schaden der Gegner wurde derart runter- und der eigene Angriff oder auch das erbeutete Geld so hochgeschraubt, dass ich ausschließlich per Auto-Battle gekämpft habe. Dadurch ging der Reiz des Spielablaufs total verloren und für eine Visual Novel gibt die Etrian Odyssey Reihe in den ersten Stunden nicht genug her. Noch bitterer finde ich aber, dass die Spiel-Schleife bei der normalen Schwierigkeit so gut funktioniert und Spaß macht, dass für mich die neue Schwierigkeit für den Einstieg keinen Sinn ergibt. Sie ist nur dann nützlich, wenn ihr die Spiele bereits kennt, euch nicht mehr ganz an die Geschichte erinnert und keine Lust auf anstrengende Logistik zwischen Kampf, Rüstung und Fähigkeitspunkten habt.

Die Etrian Odyssey Spiele haben einfach eine ganz eigene Ästhetik, die durch das HD-Remaster noch schöner anzusehen ist. | Image credit: Etrian Odyssey Origins Collection

Dungeon Crawler Deluxe

Der Picknick-Modus, die nicht zu hundert Prozent bequeme Kartografie oder das noch verbesserungswürdige Auto-Mapping, sollten hier natürlich erwähnt werden, haben mir aber ehrlich gesagt, den Spielspaß nicht wirklich genommen. Habe ich nach über 50 Stunden den ersten Teil durchgespielt, konnte ich es kaum erwarten, mit dem nächsten weiterzumachen, dabei könnte man meinen, nach dem ganzen Erkunden und Grinden, bräuchte man mal einen Tapetenwechsel. Das Schöne an der Etrian Odyssey Reihe ist, dass genau diese Abwechslung konstant und motivierend in den Spielen selbst stattfindet. Das gilt sowohl für die Biome, die sich in den ersten zwei Spielen mit allen fünf Ebenen abwechseln (im dritten Spiel ist die Abstufung etwas anders) oder die stetige Entdeckung neuer Monstertypen, Schätze, Klassen, Charaktere, Fortschritte in der Geschichte oder Spielelemente (Geheimgänge, neue Arten der Fortbewegung) innerhalb eines Spiels, als auch für die Evolution der Spielelemente zwischen den Spielen selbst.

Etrian Odyssey Origins Collection: Das Aussehen oder Gegner sind oft unerwartet. Anders als viele Dungeon Crawler, langweilt es nicht mit zu vielen Farbvariationen. | Image credit: Etrian Odyssey Origins Collection

Etrian Odyssey II spielt beispielsweise schon zu Beginn der Erkundung mit der Herangehensweise an das Tutorial. Im dritten Spiel kommen neben einem komplexeren ersten Level gleich zwei wichtige Neuerungen mit in die Reihe: Erstens werden eure Erfahrungspunkte zwischen grundlegenden Verbesserungen, wie mehr HP, Stärke, Verteidigung usw. und spezifischen Fähigkeiten, wie Heilung, Magie, Buffs oder Debuffs aufgeteilt. Zweitens, kommt nun ein Minispiel hinzu, das zum neuen Piratenthema passt. Hierfür müsst ihr auf die hohe See. Auch hier zeichnet ihr euren Erkundungsweg ab, allerdings habt ihr eine begrenze Zahl an Zügen. Das Schöne ist natürlich, dass man die Evolution der Spiele in der Origins Collection gleich komplett nachverfolgen kann. Für Fans ist das eine fantastische Gelegenheit! Aber zu welchem Preis?

Ja, 80 Euro für drei alte DS-Spiele, die leider nie eine breite Masse erreicht haben, ist schon happig. Viel schlimmer noch, es ist wahrscheinlich eine große Hürde, die dafür sorgt, dass diese wirklich gelungenen Dungeon-Crawler vielen Spielern weiterhin verwehrt bleiben. Ich kann es schon verstehen: Das HD-Remaster ist visuell super gelungen. Die Zeichnungen sind wunderschön, der neue Vollbildmodus macht echt was her, die musikalische Überarbeitung, eines ohnehin schon extrem guten Soundtrack, ist ebenfalls makellos. Auch in die Anpassung der Karte ist sicher eine Menge Arbeit geflossen. Als HD-Remaster ist die Kollektion wirklich gut, ich habe kaum Angriffspunkte, was die technische Umsetzung angeht - außer mal ein paar Zeichenstriche auf den Figuren hier und da oder einen falsch gesetzten Busch im Dungeon, der sich nicht mehr unter den DS-Pixeln verstecken kann.

Die Etrian Odyssey Spiele fühlen sich ähnlich an, schaffen es aber noch genug Abwechslung zu etablieren, dass man sich nicht mit nur einem Spiel zufrieden geben möchte. | Image credit: Etrian Odyssey Origins Collection

Aber was genau hätte hier auch technisch nicht klappen sollen? Es ist ein Dungeon-Crawler, der mich mit diesem Spielablauf und der Farbpalette auf dem SNES genauso abgeholt hätte. Etrian Odyssey passt meiner Meinung nach gut in ein heutiges Spielregal. Abgesehen von der Anime-Optik, die - ich weiß - eh schon einen großen Teil abschreckt, passt es dieses Jahr in ein Umfeld von Spielen, in denen Geduld, Neugier und Kreativität herzhaft belohnt wird. Trotzdem kann ich drei Etrian Odyssey Spiele nicht mit einem Jedi Survivor oder Tears of the Kingdom auf eine Stufe stellen, weil sie eben so minimalistisch sind und nicht wirklich etwas Neues machen. Ich weiß, man soll den Preis jedem selbst überlassen, aber an diesem Beispiel wäre es nicht fair ihn aus der Bewertung herauszuhalten (Wisst ihr noch die Super Mario 3D Allstars Collection? Selbst die war deutlich billiger).

Etrian Odyssey Origins Collection im Test – Fazit

Etrian Odyssey wird für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben und ich bin sehr glücklich darüber, wie gut das HD-Remaster für die Nintendo Switch gelungen ist. Der zweigeteilte Bildschirm funktioniert intuitiv und brachte mich nie aus der Game-Loop, die sich von einem Spiel ins nächste übertrug. Trotz der durchaus gelungenen optischen, technischen und auditiven Performance, spielt sich Etrian Odyssey nicht ganz so reibungslos, wie auf dem DS. Trotzdem sind Neuerungen, wie die Übersicht der Statistiken zu Gegnern oder das Auto-Mapping mehr als willkommen. Klingt etwas paradox, ist aber nur logisch, denn keines der Etrian Odyssey Spiele wurde für diese Hardware konzipiert und das ist auch okay.

Etrian Odyssey Origins Collection
PROCONTRA
  • Im Vollbild eine schöne Aufwertung des visuellen Erlebnisses
  • Auto-Mapping erleichtert die Erkundung
  • Einer der besten Soundtracks von Yuzo Koshiro, schöne Überarbeitung und die Möglichkeit zwischen der alten Version zu wechseln
  • Spiel-Schlaufe funktioniert auch heute noch und bringt einen richtigen Sog mit
  • Abwechslungsreiches Charakter- und Gegnerdesign. Neugierde wird außerdem mit stetigen Ereignissen und neuen Spielementen geweckt
  • Etrian Odyssey III bringt neue Spielelementen mit, die für noch mehr Abwechslung sorgen und die Evolution der Serie veranschaulichen
  • Eine schöne Kollektion für unterwegs
  • Leider wird man nicht sehr oft dazu animiert, den Vollbild auch zu nutzen
  • Die Funktionen des Auto-Mappings hätten weitreichender ergänzt werden können, um sich nicht zu lange mit der Kartografie aufzuhalten.
  • Ganz schön überteuert für das Remake alter DS-Titel
  • Die Spiele fühlen sich trotz der gekonnten Überarbeitungen nicht 100 % heimisch auf der Switch an

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel
Verwandte Themen
Über den Autor
Ana Kudinov Avatar

Ana Kudinov

Video Editor

Ana macht bei Eurogamer.de seit 2020 die Video-Redaktion. Sie streamt in ihrer Freizeit und spielt viel Strategie- und Indiespiele am PC - kann aber grundsätzlich mit jedem Genre und jeder Konsole etwas anfangen. Ana liebt es sich über Japan und Anime zu unterhalten und verbringt dementsprechend auch viel Zeit mit JRPGs und anderen Besonderheiten aus dem asiatischen Raum.

Kommentare