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Fable III

Meine Revolution fraß alle Kinder

Im Kampf entsteht wieder das fließende, spannende und unterhaltsame Hin und Her zwischen verschiedenen Angriffsarten und Gegnern, plus diesmal ein paar sehr schicke und teilweise geradezu bösartige Finisher. Ein Räuber sollte einer Dame nicht den Mittelfinger zeigen. Sie könnte ihm diesen abschießen. Dann in das linke Knie, dann in die Kronjuwelen und zum Abschluss in den Bauch, damit er schön leidet. In Zeitlupe. Wow, Fable ist gemein!

Der Einsatz von Items bleibt ausgesprochen simpel. Während des Kampfes zeigt euch das Spiel automatisch auf den vier Buttons für das Steuerkreuz an, was ihr gerade brauchen könntet. Lebensmittel zum Heilen links, rechts die Heiltränke, oben und unten Boosts. Alles ohne große Verwaltung oder das man jemals ein Menü in der Hitze des Gefechts aufsuchen müsste. Ich könnte mich ehrlich gesagt an diese „No-Menu"-Philosophie von Molyneux gewöhnen.

Das bestimmende Spielelement der Quests in Fable III heißt mit nur sehr wenigen Ausnahmen Kampf, das schmälert aber nicht das Design einiger der Aufgaben. Diese scheinen von einem Funken der Genialität inspiriert worden zu sein, den man in vergleichbaren Spielen leider nur selten und noch seltener so gut umgesetzt findet. Ja, da sind die Sammelquests und auch die 08/15-Standard-Brings-Stöckchen-Geschichten. Aber dann gibt es da etwas wie die Rollenspiel-Quest. In Bowerstone haben drei Magier auf einem Tisch ein Tabletop-RPG gebastelt und schrumpfen euch, damit ihr es löst. Alle Klischees werden abgefahren, während die drei Proto-Nerds euch durch eine humorvolle Pen&Paper-Hommage schicken. Sogar Seitenhiebe auf die eigene Serie bleiben nicht aus und diese Quest gehört zu den Besten, was man in irgendeinem Spiel finden kann. Es finden sich noch ein paar weitere Perlen und wenn ich mir hier etwas gewünscht hätte, wären es mehr gewesen. Nicht, dass man mit der Netto-Spielzeit von 20 bis 30 Stunden plus Endlosgame im Anschluss schlecht bedient wäre, aber trotzdem. Vom Guten kann man ja nie genug bekommen.

Was diesmal erstaunlich natürlich und so, als wäre es schon immer so gewesen, daherkommt, ist Rover, der Hund. Okay, er heißt nicht offiziell so, nur ich nenne ihn wahrscheinlich so, aber das ändert nichts daran, dass er als der treue Freund auftritt, der schon immer da war. Er verhält sich mal schlau, mal dämlich – wie ein Hund halt –, geht gestürzte Feinde an und vor allem sucht er immer noch gerne vergrabene Dinge. Er war mal ein spektakuläres, neues Element. Jetzt ist er ein weiterer perfekt passender Baustein in einem Gesamtkunstwerk. Und aus irgendeinem Grund hebt er an Bäumen immer noch nicht das Bein.

Der Multiplayer wurde leider noch nicht aktiviert. Ich konnte mir den Live-Raum zwar angucken, in dem ich Freundeslisten pflege, mich verabreden kann, ein Auge auf gemeinsame Kinder in anderen Spielwelten habe und überhaupt schaue, wie die Ehe mit anderen Spieler-Avataren so läuft, nur halt jetzt noch nicht. Ich bin allerdings schon telefonisch mit einem Kollegen verlobt und wir warten sehnsüchtig darauf, unser Versprechen in Bowertümpel besiegeln zu können. Ich werde hier noch ein paar Zeilen einfügen, ob wir wirklich füreinander bestimmt waren oder ob die Scheidung auf Knofdruck gleich ausprobiert werden musste.

Fable III - Gameplay-Video

Fable III führt die Serie endlich ihrer Bestimmung zu. Die ersten beiden Teile waren in meinen Augen nette, witzige und unterhaltsame Spielwiesen ohne viel inhaltliche Bedeutung oder Richtung. Ich konnte alles Mögliche in Albion anstellen, aber es gab denkbar wenig Grund, das zu tun. Fable III ändert die Regeln komplett, indem es euch nicht nur die beste, lebhafteste und ausgefeilteste Version dieser Welt erfahren lässt, es gibt euch danach ihr Schicksal in die Hand. Und wenn ihr nicht vorsichtig seid, verspielt ihr es ganz schnell. Was spielt es für eine Rolle, dass der Held nicht sterben kann, wenn Albions Requiem gerade ausklingt?

Die Tragweite und Konsequenz der Entscheidungen, die euch das Spiel treffen lässt, eröffnet eine neue Dimension und verändert den Blick auf das bisher eher belanglose Endlosspiel im Gefolge der Hauptquest. Ich will andere Spieler in mein Albion einladen und es soll dann weder das Produkt eines Tyrannen noch eines idealistischen Idioten sein. Die Balance zu finden, die harten Entscheidungen zu fällen, ohne gänzlich in Ungnade zu fallen, eben weil man die Bewohner und ihre Welt in das Herz schloss, ist eine bisher einmalig umgesetzte Aufgabe, die mich nach meinem ersten, vollständigen Versagen bis in den Schlaf verfolgte. Es gibt kaum ein Spiel, von dem ich das sagen würde.

Fable III transzendiert endlich seinen eigenwilligen Look, den prüden Sex und das Häuserkaufen. Es verbindet auf vollendete Weise spielerische Tugenden, als dass das schiere Spielen einfach Freude bereitet, mit Entscheidungen und Konsequenzen, die so viel bedeuten, wie sie es in einer virtuellen Welt nur tun können. Es hat lange und zwei Vorgänger gedauert, aber wenn Fable III die Vision war, mit der Peter Molyneux vor vielen Jahren startete, dann war es all die Mühen wert. Und ich verstehe jetzt auch seinen Enthusiasmus, sobald er über diese Projekte sprach. Fable III hat diesen Enthusiasmus verdient.

Fable 3 ist ab Freitag (29. Oktober) für die Xbox 360 zu haben. Eine Special Edition in hübscher Box hat Krams drin. Die PC-Version soll kommen, nach derzeitigem Stand wohl Ende Februar 2011.

10 / 10

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