Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Final Fantasy XIV

Was ist der Wert eines Schafs?

Zumindest bis ich feststellte, dass ich jedes einzelne Item von einem Fenster zum nächsten befördern muss, indem ich mit einem halben Dutzend und mehr Klicks den Verkaufpreis festlege. Statt einen Grundwert oder etwas Ähnliches anzuzeigen oder gar per Default auszuwählen, den so ein Schafsfell vielleicht wert sein könnte, muss jeder einzelne Gegenstand ausgepreist werden.

Erst einmal dauert das endlos und zweitens: Was weiß ich denn, was der Kram wert sein könnte? Lachen die Leute über meine überzogenen Mondpreise? Kaufen sie, weil ich es viel zu billig verhökere? Bis diese Lektionen gelernt sind, vergeht viel Zeit, an der die mangelhafte Usability nur einen gewissen Anteil hat. Man könnte natürlich sagen, dass sich auf diese Weise ein eigenes Preisgefüge durch die Spieler statt die Entwickler etabliert und so die Immersion in die Spielwelt gefördert wird. Könnte man sagen. Man könnte vieles.

Überhaupt lässt das Marktsystem zu wünschen übrig. Da FFXIV weitestgehend auf die Spieler setzt, wenn es um die Erschaffung und den Verkauf von Dingen geht, fehlt eine echte Infrastruktur. Es gibt Marktplätze, aber bei den NPCs erhält man wirklich nur die Basics. Es gibt kein Auktionshaus, sondern muss sich vor Ort durch die Spieler fragen, die dort ihre Waren anbieten. Sucht man nach auch nur vage raren Dingen, ist es eine gute Frage, ob es schneller geht, es sich selber zu beschaffen oder doch lieber eine endlose Zahl an Rundfragen in den Raum zu rufen. Halbherzig voller Hoffnung, dass einer verkaufen möchte, was man sucht.

Ich nehme an, dass dies ebenfalls das Goldfarming zu einer sehr interessanten Spielerfahrung in sich selbst machen dürfte. Leider beeinträchtigt es halt auch das normale Spiel in einem ungesunden Maße und man kann nur hoffen, dass man in einem zukünftigen Update die Rückkehr des sicher nicht fehlerlosen, aber immer noch weit besseren Auktionssystems erlebt, dass FFXI bereits zu bieten hatte. Oder man setzt sich nochmal ans Reißbrett und denkt sich ein System aus, dass die Gil-Horder ausbremst, aber nicht den legitimen Spieler selbst.

Als Letztes noch ein paar Worte zu dem, was euch im Spiel als Erstes bevorsteht: Der Einstieg. „Ins kalte Wasser geworfen" dürfte es wohl ganz gut zusammenfassen. Wie ein Spiel, das für Neulinge im Genre einsteigerfreundlich sein möchte, es sich erlauben kann, praktisch keine wirklich sinnvollen, optionalen, spielbaren Tutorials bereitzuhalten, erschließt sich mir nur bedingt. Es gibt ein paar kleine Quests zum Fischen oder Kämpfen, aber gerade das in der Benutzerführung nun wirklich nicht simple und sehr vielseitige Crafting bedarf einiger Erklärungen. Das Handbuch entpuppt sich als recht mäßig und so grast man schnell auf einem Zweit-Laptop im Netz nach Hinweisen zu allem Möglichen. Es gibt Ingame-Hilfen, jedoch fallen diese dürftig strukturiert und inhaltlich schwach aus. Man kommt in das Spiel hinein, aber erwartet keinen soften Einstieg. Und meidet die Dodos für eine Weile.

Final Fantasy XIV - CGI-Trailer

Wir können und wollen für Final Fantasy XIV noch keine Wertung geben. Die Gratis-Spielzeit wurde ein wenig ausgedehnt und weiter fleißig am Spiel gearbeitet. Für ein finales Urteil lassen wir uns also noch etwas Zeit. Trotzdem bitter, dass mutige frühe Käufer noch ein wenig länger Betatester bleiben müssen, denn erst für November wurde ein großes Update angekündigt, das viel Schlechtes in Gutes wandeln soll. Das ist leider auch nötig, denn obwohl in Final Fantasy XIV wirklich viele ersprießliche Ideen drinstecken und zum Teil auch gut realisiert wurden, gibt es einige Stolpersteine, die ganz dringend aus dem Weg geräumt werden müssen.

Ich weiß nicht, ob man bei dem Interface einfach nochmal bei Null anfangen sollte. Es könnte helfen. Aber zumindest muss dieser Mini-Lag bei jeder Eingabe verschwinden. Dann muss die Inventarverwaltung verschlankt und effizienter gestaltet werden. Eine durchsichtigere Wirtschaftsstruktur der Welt wäre sicher auch nicht verkehrt. Und dann... wird das hier vielleicht richtig gut. Oder zumindest hat es alles Potential dazu. Eine wunderschöne Welt, eine epische Geschichte, teilweise spannende Quests, eine Struktur, die Gelegenheits- und Solo-Spieler nicht ausschließt und ein durchdachtes und intelligentes Job- und Stufen-System, das einen einlädt, gelegentlich mal was Neues zu versuchen und dies auch belohnt.

Hinter den Barrieren von Interface, Items und Handel steckt ein großartiges Spiel, zumindest bin ich derzeit davon überzeugt. Ich wünsche mir wirklich, dass Square Enix es befreit und wir anfangen können, Eorzea in vollen Zügen zu genießen. Das wird ein hartes Stück Arbeit für die Entwickler, aber es würde sich lohnen.

Aktuell kann ich es nur den Geduldigen, Belastbaren und Enthusiasten empfehlen. Es zu spielen ist ein hartes Stück Arbeit. Und um es ganz deutlich zu sagen: Wir reden hier an keiner Stelle von unspielbar. Nur von umständlich. Oder zögerlich. Und gelegentlich anstrengend. Ich empfand es trotzdem als reizvoll. Aber es kann so viel mehr sein.

Fortsetzung folgt. Im November. Hoffentlich doch noch mit Happy End.

Final Fantasy XIV ist bereits für den PC erschienen, eine PS3-Fassung folgt Anfang 2011. Neben dem Preis für das Spiel werden nach derzeit 60 Tagen (in Zukunft wohl wieder 30) Startspielzeit pro Monat zehn Euro fällig. Jeder weitere zusätzliche Charakter kostet pro Monat drei Euro. Eine Special Edition mit jeder Menge shiny things drin gibt es auch.

Read this next

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
Verwandte Themen