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Ich habe alle God of War getestet. Vom Hades bis hoch in den Olymp, alle Spiele im Ranking

Götterspeise.

Da wir jetzt endlich einen Termin für God of War Ragnarök haben – am 9. November ist es soweit –, ist es an der Zeit, die Reihe mal wieder Revue passieren zu lassen. Deshalb "Willkommen" zu einem der schwierigeren Ranglistenartikel, die ich bisher schreiben musste.

Warum? Nun, vor allem, weil sich fast jährlich ändert, wie ich über die einzelnen Vertreter dieser Liste denke. Im Grunde sind für mich nur die ersten drei(-einhalb) gesetzt – und das auch nur in der Hinsicht, dass ich sie immer unter den ersten dreien verorte. Ihre Positionen changieren für mich ständig. Aber das macht das Nachdenken über die Qualitäten und Schwächen dieser Spiele umso interessanter.

Wie immer gilt: Lasst uns in den Kommentaren wissen, was eure persönliche Reihenfolge gewesen wäre – und wie für euch die Chancen stehen, dass Ragnarök da noch einen draufsetzt.


7. God of War – Chains of Olympus. Wenn eine Bestenliste mit Chains of Olympus als schwächstem Eintrag beginnt, weiß man, dass die Serie entschieden mehr richtig als falsch gemacht hat. Im Grunde kann man dem ersten PSP-Ableger der Reihe nur anlasten, dass es eben das ist: ein Ableger, ohne weitere Konsequenz für das große Ganze der Mythologie. Ein typisches Prequel eben, dass der Hauptfigur etwas (zu diesem Zeitpunkt dringend nötiges) Profil verleiht, aber weder spielerisch noch in Sachen Spektakel so ganz mit der Vorlage mithalten kann. Immerhin: Nah genug dran war es, der Faktor “abgespeckte Version” trat nur selten wirklich spürbar in den Vordergrund. Schönes Spiel!

Toller Machbarkeitsnachweise ohne große Konsequenz. Wobei... das stimmt so auch nicht, denn Ghost of Sparta sollte folgen und es noch eine Idee besser machen.

6. God of War – Ascension. Das Spiel, dem wir das exzellente Reboot zu verdanken haben, das demnächst fortgesetzt wird. Denn spätestens hier fühlte sich Kratos etwas müde an. Ich habe dennoch den leisen Verdacht, dass Ascension ein wenig zu Unrecht verkannt ist. Es ist immer noch ein mehr als okayes Spiel, auch wenn im Kampf das Parieren verändert, die Zusatzwaffen zugunsten von solchen, die man im Level vorübergehend aufheben kann, einfach verworfen wurden. Und allgemein waren Upgrades und das Encounter-Design nicht so durchdacht. Auch die Geschichte war nicht die interessanteste – wieder Prequel-Territorium – und so ging God of War Ascension trotz nicht weniger sagenhafter Momente ein wenig unter. Der Kampf gegen den Hekatoncheires ist auch heute noch wahnsinnig spektakulär. Ascension gehört definitiv weit nach unten in diese Liste. Aber es hat es nicht verdient, vergessen zu werden.

Kein schlechtes Spiel, aber auch eines, das ein wenig überflüssig war: God of War Ascension.

5. God of War – Ghost of Sparta (2010). Wieder die PSP! Nach der imposanten Übungsrunde mit Chains of Olympus hatte Entwickler Ready at Dawn messerscharf analysiert und einen rundum verbesserten Nachfolger herausgebracht, der diesmal auch etwas mehr Spektakel lieferte. Seinerzeit war ich ein wenig von dem Ghost of Sparta enttäuscht, was aber in erster Linie daran lag, dass seit dem dritten Teil nicht allzu viel Zeit vergangen war. Die Luft war so langsam ein wenig raus (was dann Ascension noch einmal unterstrich). Für sich genommen ist die etwas kleiner angelegte Geschichte um das Schicksal von Kratos’ Bruder Deimos ziemlich cool und voller interessanter Bildsprache. Auch wirkt das Spiel in der Nachbetrachtung ein gutes Stück reifer und größer als der erste Versuch auf der PSP.

Größer und besser als das erste PSP-Spiel, aber auch im selben Jahr wie God of War 3 erschienen, was meinem Enthusiasmus damals nicht guttat.

4. God of War 3 (2010). Spätestens jetzt wird es wohl kontrovers, aber ich würde sagen, Teil drei gehört nicht in meine Top 3. Das liegt vor allem daran, dass ich heute, zwölf Jahre später, weit weniger Freude an der spätestens hier absolut irren Eskalation der Gewalt und des blanken Wahnsinns auf dem Screen habe als einst. Versteht mich nicht falsch: Es gibt einen Ort und eine Zeit dafür (spät abends und reichlich beschwippst), damit mich God of War 3 mächtig in Wallung bringt und es ist zweifellos ein verdammt spektakuläres, elegant gemachtes Spiel. Ich kann nicht genug betonen, wie sehr es einem bisweilen die Sprache verschlägt, wie "drüber" dieser Titel bisweilen ist. Aber wenn man das abzieht, bleibt für mich ein Serieneintrag, der seine besten Momente am Anfang verfeuert und seinem Protagonisten kaum noch einen Moment der Menschlichkeit lässt. Kratos war komplett zu einer Parodie der gängigen Videospiel-Power-Fantasie entglitten. Niemand würde diesen Typen gegen den eintauschen, der in God of War 2018 die Axt schwingt. Trotzdem ein gelungener Abschluss der ursprünglichen Trilogie und ein Spiel, das in jede PS3-Sammlung gehört.

Drastischer als das hier wird's nicht mehr: God of War 3 trieb Kratos' Rachefeldzug buchstäblich auf die Spitze.

3. God of War 1 (2005). Teil eins ist hauptsächlich so weit oben, weil ich mich auch heute, 17 Jahre nach seinem ersten Erscheinen, noch extrem lebhaft daran erinnern kann, wie mich dieses Spiel umgehauen hat. Wenig war so spektakulär wie das, was das Spiel schon mit seiner Eröffnung auf hoher See direkt glasklar machte. Das Spiel streckte einen Bosskampf gekonnt über einen Level mit viel Hüpfen und normalen Kämpfen hinweg, indem es immer wieder einen Kopf der Hydra überraschend Kratos anfallen ließ, nur um am Ende perfekt die Umgebung in den Fight zu integrieren. Erst die Masten abbrechen, indem man den Schädel der Hydra dagegen donnert, und ihn dann als Spieß für die frech gewordene Meeresfrucht benutzen. Köstlich! So etwas gab es damals schlicht nicht.

Was für ein Knalleffekt dieses Spiel doch damals war. Unfassbar.

Hier sieht man auch, dass God of War 1 immer noch eines der besten Beispiele für eine krampflose und sich belohnend anfühlende Verwendung von Quick Time Events ist, die es je gab. Die QTEs waren mal als kurze Pause vom Daumengehämmer und als visuelle Spektakel-Belohnung gedacht, mal als Simulation körperlicher Anstrengung, wenn es eine Taste zu malträtieren gab. Dazu kommt, dass Kratos’ Arschloch-Faktor sich damals noch wahnsinnig frisch anfühlte, auf eine "Das hat er nicht gerade getan, oder!?"-Art, die einfach entwaffnend war. Wir spürten, dieser Held war anders, vor allem, weil er kein Held sein wollte. Ein wegweisendes Spiel.


2. God of War 2 (2007). God of War 2 war und ist vor allem deshalb unglaublich, dass man seinerzeit nicht glauben konnte, wie man den Augenschmaus und den wilden Ritt des ersten Teils noch überbieten sollte. Zumal auf Hardware, die gerade von der PS3 abgelöst worden war. Dass GoW 2 auch im Jahr nach dem Launch von Sonys "Dicker Bertha" noch das Spiel war, das man rauskramte, um andere Leute zu beeindrucken, spricht Bände. Es ist ein Titel, der seinen Größenwahn so kontrolliert von der Leine lässt, dass man oft vergisst, dass überhaupt eine dran war. Es wirkt zu jeder Zeit gefährlich und exzessiv. Schon der Erstling zeigte, wie gut Sony Santa Monica darin war, dem Spieler die Kinnlade runterzuziehen – nicht nur mit seiner Gewalt, sondern auch und vor allem mit der Komposition seiner Bilder uns Szenarien. Teil zwei toppte das in allen Bereichen. Zugleich muss man sagen, dass man hier das erste Mal merkte, dass Kratos als Figur wohl auch ein Verfallsdatum haben würde. Was uns zum Top-Spiel in dieser Liste bringt.

Wir wussten damals nicht, dass ein solches Größenempfinden überhaupt möglich war.

1. God of War (2018) Ich muss zugeben: God of War 2018 musste sich erst ein gutes Stück hochkämpfen, in dieser Liste. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht und bis ich so richtig drin war, hatte es lange gedauert. Die Neubetrachtung Kratos’ durch die Lesebrille zu Eltern gereifter Entwickler entwickelte bei mir nicht auf Anhieb denselben Sog, wie die drei Spiele, die ich heute unterhalb diesem hier einordne. Es war so stark vom Kratos entrückt, den ich mal kannte, dass ich gewissermaßen Anschlussprobleme hatte. Nicht nur erzählerisch, sondern auch an das Spiel an sich, das – passend zur Thematik – auch mit der Kamera näher an Kratos heranrückte als jemals zuvor. Das hier ist nicht mehr "mein Kratos". Doch der hatte sich mit den Jahren in eine Sackgasse geschlachtet, die mir nicht gefiel.

Das Reboot hat sich genau da herausgekämpft, indem es jeden einzelnen Kampf in eine intimere Angelegenheit verwandelt als das auf großer Leinwand ausgerollte Schlachtengemälde, das die erste Trilogie darstellte. Und das ist auch auf erzählerischer Ebene wahr.

Eins zum Verlieben. Wenn auch auf den zweiten Blick.

Irgendwann passierte es also: Es war nicht leicht, aber ich vereinte den neuen Kratos mit dem alten, den ich als Summe seiner Erlebnisse und Emotionen im Hinterkopf ins neue Abenteuer mitnahm. Das ist zwar nicht unbedingt eine aus der bisherigen Geschichte folgerichtige Weiterentwicklung, aber eine erzählerisch lohnende. Auch weil ich die Parallelen zwischen ihm und mir erkannte. Machte ich seine alten Missetaten mit Freuden mit, trieb sie sogar an, verstehe ich heute seine Lust auf Ruhe und die Reue, die er über seine Vergangenheit verspürt. Es steckt eine universale Anziehungskraft in einem Charakter, der sich an eine Aufgabe macht, bei der ihm seine Kraft und Unbesiegbarkeit nicht helfen. Bei der sie vielleicht sogar schaden. Denn immerhin ist da jetzt noch ein Mensch neben ihm, der sich das eine oder andere abschaut. Spielerisch ist es ohnehin das gehaltvollste der sieben "richtigen" God of Wars.

Eine späte Einsicht meinerseits also. Könnte ebenso gut der Untertitel eines God of War sein, das trotz aller Erfolge erkennen musste, dass das Leben nicht auf ewig so weitergehen kann wie in den wilden Jahren des Hörner-Abstoßens… Eine wichtigere Lektion lernt man selten im Leben.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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