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Interstuhl Pure Fashion Bürostuhl im Test: So sitzt man wohl in der Zukunft

Das Rad kann man nicht neu erfinden. Den Stuhl offenbar schon.

Komfort und Ergonomie in einem verblüffenden, innovativen Paket, das sich euren Bewegungen in alle Richtungen anpasst und dynamischen Sitz garantiert. Zu konventionellen Stühlen zurückzukehren, ist hiernach schwer.

Zwei Stühle habe ich dieses Jahr bereits getestet. Den Flexispot BS11 Pro und den Secretlabs Titan Evo und ich muss sagen, ich saß auf meinem privaten Interstuhl MOVY von 2018 einfach besser. Das brachte mich auf den Gedanken, mich einmal durch das neue Sortiment von Interstuhl zu klicken, was sich als gute Idee herausstellte. Denn das Familienunternehmen aus Baden-Württemberg hat mit seiner neuen Pure-Reihe einen futuristischen und ergonomisch hochinteressanten Stuhl entwickelt, den ich bisher noch nicht kannte.

Da ist das gute Stück. Schlicht, elegant, überlegt.

Dessen Testmuster ist bei mir nun seit gut sechs Wochen in Benutzung und ich denke, ich nehme nichts vorweg, wenn ich sage: Ich glaube, ich möchte nie wieder anders sitzen. Ich muss wirklich vorsichtig sein, hier nicht in die Kiste an Marketingbegriffen zu langen, die Interstuhl sich hat einfallen lassen, denn ich habe nicht vor, einen Werbetext zu verfassen. Aber das Markenvokabular beschreibt den Pure doch recht treffend, wenn es ihn einen “Smart Seat” nennt. Denn mehr als zwei Griffe für Einstellungen braucht er nicht. Rechts die Sitzhöhen-Justierung, na klar. Links die Arretierung der Rückenlehne für einen… sagen wir mal “disziplinierteren Sitz” – für den Fall, dass der Chef zur Tür hereinkommt. So merkt dann niemand, dass Hüfte und Rücken gerade auf dem Pure im Urlaub sind.

So sitzt man auf dem Pure

Im Grunde war es das schon an Einstellungsmöglich- und Notwendigkeiten: Den Rest macht der Stuhl für euch. Zumindest, was das eigentliche Sitzen angeht. Wie gesagt: “Smart” trifft es schon ganz gut. Woran das liegt? Nun, Interstuhl hat in Zusammenarbeit mit Fraunhofer IAO eine Federung entwickelt, die dem Pure nicht nur ein wahnsinnig cooles Aussehen gibt, sondern auch dafür sorgt, dass er jede eurer Bewegungen mitgeht. Stufenlos und zauberhaft weich “biegt” er sich in alle Richtungen ein gutes Stück mit, stützt dabei aber jederzeit absolut sicher und angemessen. Das gilt ebenso für die Lehne, die sich bereitwillig sogar entlang ihrer Längsachse verdreht, wenn ihr zum Beispiel einarmig ins Regal hinter euch greift, ohne euch auf dem den Stuhl umzudrehen. Ich kann das Sitzerlebnis nur verblüffend nennen. Und der Federung dabei zuzuschauen, wie sie ihr Ding macht, wenn jemand anderes auf dem Stuhl sitzt (wenn man denn mal jemand anderen sitzen lassen möchte), verschafft einem eine ganz neue Wertschätzung für dieses noble Stück Sitzmöbel.

Das Herzstück: Die Federung, die sich flexibel an jede Gewichtsverlagerung anpasst.

Auch die Polsterung überrascht in der Hinsicht, dass hier Ergonomie und gesundes Sitzen nicht automatisch mit übertrieben festem Schaumstoff gleichgesetzt wurden. Tatsächlich finde ich den Sitz sehr bequem und alles andere als orthopädisch-streng. Die Rückenlehne unterdessen zieht ein recht dünnes Polster über acht Kunststoff-Sprossen, fühlt sich aber trotzdem jederzeit einladend an. Wärmestau wird durch einen Netzeinsatz an der Rückseite abgelüftet. Eine verstellbare Lordosenstütze gibt es im Pure nicht, allerdings stützte die Lehne meine empfindliche Lendenwirbelsäule ab Werk schon optimal. Ich habe fast durchgängig großflächigen Kontakt mit dem Rückenteil des Stuhls. Allerdings gibt der Hersteller auch an, dass man am besten sitzt, wenn man nicht größer als 1,92 m groß ist.

In der Basisversion kommt jede der drei mechanisch identischen Pure-Ausführungen – Interior, Active und Fashion, aufsteigend nach Preis – mit formschön reduzierten, aber nicht verstellbaren Armlehnen zu euch nach Hause. Optional sind gegen einen Aufpreis von 45 Euro 4D-Armlehnen erhältlich, die sich in der Höhe ebenso verstellen lassen wie in der Breite. Auch nach vorn und hinten verschieben sowie ein wenig drehen ist komfortabel möglich. Beim Heranschieben des Stuhls an den Schreibtisch verstellt man sie aber doch manchmal aus Versehen in der Länge. Das ist nicht schlimm, aber das etwas laxe Zupacken der knopflosen Einrastmechanik möchte ich nicht unerwähnt lassen. Ich halte die 4D-Lehnen für ein sinnvolles Extra, muss aber zugeben, dass mir die schlichten Original-Lehnen rein optisch besser an diesem Stuhl gefallen. Aus gesundheitlicher Sicht und Gründen der Bequemlichkeit sind die einstellbaren Ellbogenparkplätze aber die klügere Wahl.

Die Rückseite: Ein Netzeinsatz lässt die Wärme aus der luftigen Rückenlehne.

Die unterschiedlichen Modelle des Interstuhl Pure

Das ist allerdings auch schon der einzige kleine optische Makel an einem Stuhl, der hübsch wie aus einem Guss wirkt und bei dem jede Naht sauber und auf den Punkt gesetzt wurde. Wenn ich jetzt den Preis des hier getesteten Modells erwähne, werden einige vermutlich schlucken, denn mit 949 Euro (abzüglich der 4D-Lehnen) ist das Spitzenmodell Pure Fashion alles andere als günstig. Dann wiederum: Wenn ihr auf das extrem weiche Nappaleder und ein Aluminium-Fußkreuz verzichten könnt (oder wollt!), spart ihr ganze 250 Euro, indem ihr in einen in Komfort und Funktion mehr oder weniger identischen Stuhl der Pure-Interior-Reihe investiert. Wer seine Stühle indes gerne mit Netzstoff am Rücken und in jugendlicheren Farben mag, wird für 729 Euro bei der Pure Active Reihe fündig.

Hier sind wir dann wieder in Preisregionen, die sich mit der hochwertigen Verarbeitung, der innovativen Technologie, der Herstellung in Deutschland und den 10 Jahren Garantie problemlos rechtfertigen lassen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man für einen typischen Gaming-Chair schon mal 500 Euro lassen kann. Sicher, ein Schnäppchen sind diese Stühle immer noch nicht. Dann wiederum weiß man bei dieser Anschaffung, dass es einer der letzten Stühle sein wird, die man kauft. Mein MOVY sieht nach 5 Jahren beinahe noch aus wie am ersten Tag.

Das Nappaleder ist wahnsinnig weich. Wer es ohne tierische Produkte will, der ist bei den Active- und den Interior-Varianten besser bedient. Von der Pure-Reihe verzichten nur zwei Modelle auf Leder.

Nicht beurteilen kann ich, wie es sich hierauf sitzt, wenn man deutlich größer und schwerer ist als ich. Meine 70 kg verteilen sich auf 175 cm, laut Interstuhl liegt die Maximalbelastung für den Pure bei 120 kg. Wollt ihr den Stuhl mit dem unkonventionellen Konzept probesitzen, ist das zum Beispiel in den Showrooms des Herstellers in Frankfurt und Meßstetten-Tieringen (siehe FAQ von Interstuhl) und in der Interstuhl Lounge im Stilwerk Hamburg möglich. Ich wusste allerdings ziemlich bald, dass der Pure und ich gute Freunde werden würden und auch meiner Frau entfuhr schon beim ersten Hinsetzen etwas, das mehr wohlige Lautäußerung war als ein echtes Wort. Ich bin jedenfalls hin und weg über diese neue Art zu sitzen.


Klingt gut für euch? Dann könnt ihr den Interstuhl Pure Fashion für 949 Euro beim Hersteller bestellen. Alternativ gibt es den Pure Active mit Netzstoff-Rückenlehne für 729 Euro und den Pure Interior mit Stoffbezug für 699 Euro.


Die 4D-Lehnen sind ebenfalls recht flexibel.

Interstuhl Pure Fashion Test – Fazit:

Da wären wir also. Interstuhl baut mal eben einen Stuhl, der mein Verständnis vom bequemen und doch gesunden Büro- und Gaming-Sitzmöbel ein Stück weit transformiert. Ich freue mich jeden Morgen, mich in den Pure zu setzen und bin nach wie vor verblüfft, über das lautlose, stufenlose Biegen und Schwingen dieses ausgesprochen schönen Stücks Bürodesign. Dass auch der Komfort der Polster, die Materialwahl und der Garantieumfang begeistern, gerät da fast zur Nebensache. Ich habe noch nicht besser gesessen als auf dem Pure – zumindest nicht am Schreibtisch – und kann ihn nur wärmstens empfehlen.

Interstuhl Pure Fashion
PROCONTRA
  • Sensationelles Federungskonzept in alle Richtungen für dynamisches, aktives Sitzen
  • Hohe Verarbeitungsqualität, “Made in Germany”
  • Schönes Design
  • 10 Jahre Garantie
  • Mit 12 kg angenehm leicht
  • 4D-Armlehnen nicht so hübsch wie die mitgelieferten
  • Nicht ganz günstig (aber sein Geld wert)

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