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Odin Sphere

Zum Träumen schön

Spielerisch gibt sich Odin Sphere ebenfalls sehr traditionell. Von dem Wohnsitz des jeweiligen Hauptcharakters aus geht es stets in thematisch klar umrissene Dungeons, die ihrerseits aus einem Netz kleinerer Untersektionen bestehen. Jeder dieser Abschnitte ist seitwärts in beide Richtungen begehbar, ringförmig angelegt und über eins bis vier Ausgänge mit den nächsten oder vorigen Sektionen verbunden. Wer also lange genug in eine Richtung läuft, findet sich irgendwann am Anfang der Stage wieder.

In bester Action-Rollenspiel Manier habt Ihr nichts weiter zu tun, als allen Feinden eines Kreisels am Boden und in der Luft mit der Quadrattaste die Schlechtigkeit aus dem Leib zu prügeln und dann in den nächsten Ring vorzustoßen, bis Ihr vor dem Endgegner steht. Mehr nicht. Wirklich interessant ist dabei, wie in Odin Sphere die Charakterentwicklung voran getrieben wird. Anstatt einfach nur schnöde für besiegte Feinde Erfahrungspunkte gutzuschreiben, die an festgelegten Schwellenwerten zu einer linearen Verbesserung der Spielerwerte führen, werden hier Lebenskraft und Angriffsfähigkeiten / Zauberkräfte getrennt entwickelt.

Gefallene Feinde setzen unterschiedliche Mengen an Phosonen frei, geisterhafte Leuchterscheinungen, die Ihr mit Eurer Waffe per Druck auf R1 absorbieren könnt. Einerseits sorgen diese ätherischen Feindesreste dafür, dass sich Eure Waffe und folglich auch der Schaden, den Ihr damit anrichtet, weiterentwickelt und andererseits sind sie der Sprit für Eure magischen Attacken, von denen Ihr mit wachsender Waffenstufe immer mehr erlernt.

Nicht schön, aber stark: Der Schattenkrieger.

Es ist aber nicht immer ratsam, nur stumpf Euren Prügel mit den freien Phosonen zu füttern. Eure Lebenskraft entwickelt sich nämlich nur über die Nahrungsaufnahme. Und die wiederum wird ebenfalls durch die Phosonen begünstigt. Schließlich sind diese der Dünger für diverses Saatgut, das Ihr findet oder bei fahrenden Händlern erstehen könnt. Wer auf dem Schlachtfeld etwa einen „Mangukern“ einpflanzt, erntet die Lebenskraft und Erfahrungspunkte für die Lebensanzeige-Leiste spendende Frucht schon kurz nach dem fünften Phoson, das die Pflanze absorbiert.

Das alles ist nicht besonders tiefgründig, zugegeben. Dafür ist das System schnell begriffen und durchaus Sucht erzeugend. Eine zusätzliche Möglichkeit zum Experimentieren bietet noch die Alchemie. Regelmäßig findet Ihr Materie, die Ihr durch Mischen mit Alraunen – lebendem Gemüse – Nahrung, anderer Materie oder Tränken zu Cocktails mit unterschiedlichster Wirkung vermischen könnt. Anders als die meisten Action-Rollenspiele dreht sich in Odin Sphere also nicht alles um das Finden der wertvollsten Ausrüstung (diese spielt fast gar keine Rolle, da es nur einen Equipment-Slot gibt), sondern darum, seine knappen Ressourcen richtig einzuschätzen und sie optimal zu nutzen.

Bosstime: Ein Endgegner der etwas auf sich hält ist mindestens zwei Stockwerke hoch und einen Häuserblock lang.

Und dann gibt es da noch die Bosse. Endgegner, die ihren Namen noch verdienen. Nicht weil sie sich am Ende jedes Dungeons finden, sondern weil sie bockschwer sind, riesengroß und nur mit der richtigen Taktik zu besiegen. Nicht selten habe ich ein halbes Dutzend Anläufe gebraucht – verschiedene Mixturen meines kläglichen Restes an Materie durchprobiert und in höchster Not Saatgut gepflanzt – in der Hoffnung, der drei Bildschirme lange Drachen würde mich nicht vor der rettenden Ernte zu einem menschlichen Streichholz verarbeiten. Diese finalen Konfrontationen sind der verdiente Höhepunkt jedes Dungeons und jeden Versuch wert, den man investiert - und scheitert er noch so kläglich.

Odin Sphere ist also weit mehr als nur ein hübsches Bilderbuch zum Mitspielen. Es ist ein Denkanstoß wie Spiele heute aussehen könnten, hätten nicht D***, Tomb Raider und Mario 64 die Grafikweichen in die Tiefe des Raumes gestellt. Aber last but not least ist Odin Sphere ein stellenweise beinahe zärtlich inszenierter Süchtigmacher der alten Schule.

Zu haben ab dem 13. März für die PlayStation 2

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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