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Shogun ist nach einer Staffel schon wieder vorbei. Warum das ein Glücksfall ist

Schon in Folgen drei und vier mit voller Fahrt dem Ende entgegen.

Noch sechs Folgen also, dann war es das schon wieder. Shogun soll nach zehn Episoden dort aufhören, wo auch James Clavells Buch sein Ende fand. Eine zweite Staffel wird es nicht geben, denn Clavell zog es im zweiten Teil seiner Asien-Saga ins Hongkong des 19. Jahrhunderts. Ich bewundere diesen herrlich unkommerziellen Ansatz, einer Geschichte und ihren Figuren ein echtes Ende zu gönnen. Ja, es wertet die Serie für mich sogar noch auf.

Ich genieße Shogun deshalb umso mehr, weil ich weiß, dass alles auf ein befriedigendes, schlüssiges Ende hinausläuft und wir den Figuren dann endgültig auf Wiedersehen sagen dürfen. Keine an den Haaren herbeigezogenen Wendungen, keine gequälte Suche nach Schockeffekten, um Zuschauererwartungen zu untergraben. Keine Enttäuschung über verschenkte Charakterentwicklungen oder im Laufe der Jahre aufgegriffene, dann aber liegengelassene Plot-Fäden. Einfach nur eine integre Erzählung mit Anfang, Mitte und Ende.

Mit anderen Worten: Shogun ist Kunst im ursprünglichen Sinne des Begriffs, die mich die Endstation mit Wehmut am Horizont herannahen sehen lassen. Folgen drei und vier waren nach der fantastischen Eröffnung im einleitenden Doppelschlag trotz vordergründiger Ruhe atmosphärisch wie handlungstechnisch extrem dicht. Die brodelnde Spannung ob all der wackeligen Allianzen verwandelt jeden Dialog in ein heimliches Gefecht.

Tadanobu Asanos Kashigi Yabushige sticht besonders hervor. Stets hat man bei ihm das Gefühl, das doppelte Spiel zwischen den Lords Toranaga und Ishido eigentlich lieber nicht spielen zu wollen. So ganz sicher, wohin ihn das am Ende führen wird, scheint er sich selbst nicht zu sein. Ihm dabei zuzusehen, wie er das Schiffchen seiner eigenen Ambitionen durch die Brandung der Entscheidungen viel mächtigerer Männer steuert, ist hochgradig interessant.

Nach dem minutiösen Set-up der Figurenkonstellationen die Handlung mit Toranagas “Ausbruch” aus Osaka ins Rollen kommen zu sehen, war absolut kinoreif, bevor an der Küste in Ajiro wieder schön intrigiert wurde. In einem Akt doppelter Manipulation – Yabushiges Neffe Omi setzt die Kurtisane Kiku einen Floh ins Ohr, der wiederum Toranagas selbstzweifelnden Sohnemann zu der Eskalation vom Ende “inspiriert” –, als in einer der schockierendsten Szenen die Kanonen von Blackthornes Schiff gegen eine Gesandschaft Ishidos eingesetzt wird. De facto eine Kriegserklärung, und vermutlich der gemeinste Cliffhanger seit einer ganzen Weile.

Die letzten beiden Episoden hatten jedenfalls alles: Dialoge, in denen man den Figuren an den Lippen hängt, wenn man gerade nicht Untertitel lesen muss, blutige Zweikämpfe, irrwitzige Winkelzüge, heldenhafte Opfer, enorme Doppelzüngigkeit und ein bisschen Romantik, die anschließend niemand so wirklich als das benennen will, was es war. Für eine Show, die so sehr aufs Politisch-historische schielt, ist das hier überraschend hoch konzentriertes Entertainment. Eine fabelhafte Kombination, bei der es nicht wundert, dass Shogun als TV-Ereignis nun schon zum zweiten Mal eine Sensation geworden ist.

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