Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredders Revenge - So gut wie das Remaster eines alten Lieblingsalbums

Kennt man, mag man, ist jetzt halt ein wenig schicker.

Brauchte die Welt eine Art 32-Bit-Fortsetzung von Teenage Mutant Hero – sorry, Ninja – Turtles in Time etwa 30 Jahre später? Die kurze Antwort ist: Brauchte es eine für Streets of Rage? Die lange Antwort müsst ihr euch selbst stellen: Ist euer Gaming-Anspruch ein kurzer "Boomer Blast from the Past" oder hat sich in den Jahrzehnten da was verändert? Reichen Bier und Freude auf der Couch für eine schnelle halbe Stunde bunter Prügel-Action? Fragen, die ihr nur selbst beantworten könnt.

 
Pixel-Look in Perfektion, ungefährt, was man auf dem SEGA Saturn erwartet hätte. Nur hätte es damals auf einem CRT besser ausgesehen.

Meine Antwort wäre nach den ersten beiden Leveln: Ich habe diesen Ausflug in die eigene Jugend genossen. Bebop und Rocksteady wiederzusehen, die dusseligen Footclan-Ninjas, April !(ich denke bei diesem Turtles-Game, einem geistigen Kind der verdorbenen späten 80er, ist ein leiser Catcall aus der fernen Pubertät erlaubt) und natürlich die Schildkröten selbst. Das war ein Blast für die zehn Minuten, die es dauerte. Nostalgie wurde gestreichelt, von den liebevoll eingefangenen Animationen, hin zu der fernen Vergangenheit eines dreckigen Graffiti-New-York, das noch nicht mal wusste, dass es das Wort Gentrifizierung überhaupt gibt.

   
Shredder ist zurück. Wir haben es schon damals das Turtles-Prinzip genannt: 200 Folgen, keiner stirbt, nichts verändert sich. Jemals. Auch 25 bis 30 Jahre später nicht.

Spielerisch ist hier alles getan worden, damit es sich so anfühlt wie früher, aber nicht wie früher ist. Denn selbst die besten Games dieser Ära waren noch recht hakelig in Animations-Phasen gefangen, die flüssiges Spielen ausbremsten. Es fehlten ein paar Moves, um es so richtig rund zu machen. Nicht, dass wir das damals geahnt hatten, man kannte ja nichts anderes. Aber DotEmu und Tribute Games zeigen, wie es eben noch ein klein wenig besser geht. Dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass Shredder's Revenge von Leuten gemacht wurde, die die alten Spiele lieben, aber nicht anbeten und deshalb sehen, was man eben noch ein klein wenig besser machen kann. Ein Kick nach hinten hier, ein paar Frames weniger dort. Sanft die Vergangenheit gestreichelt und schon muss man nicht mehr die Augen zusammenkneifen, um das Ganze als solides Spielvergnügen zu bezeichnen.

Action an, Hirn aus, läuft. Das meine ich nicht mal abschätzig.
 

Das gilt auch für die liebevolle Pixel-Optik, die wunderbar den Charme einfängt, ohne das Pixel-Art-verwöhnte Auge der Neuzeit zu beleidigen. Passt perfekt und ist auch deutlich abwechslungsreicher als damals. Die beiden kurzen Level – bestenfalls eine Viertelstunde zusammen – wechseln die Kulisse ein wenig durch, ändern ein paar Mal mehr die Richtung, da fällt das größte Manko kaum auf: die Gegnervielfalt. Ein dusseliger Footclan in anderer Farbe ist immer noch ein dusseliger Footclan. Auch wenn er ein paar andere Waffen mitbringt. Nun, immerhin waren ein paar Mouser zu sehen und die waren wie alles andere auch herzallerliebst animiert. So gut, dass mir richtig warm ums uralte Gamer-Herz wurde.

Wie gesagt, das Turtles-Prinzip. Dieses Nashorn wurde schon so oft verprügelt, dass es ein Maskottchen des WWF sein sollte.
 

Das ist es dann am Ende ja auch, worum es geht. Manche Leute möchten sich einfach durch ein paar trottelige Ninja-Roboter prügeln, die originalen Sprecher aus ihren Schulweg-Turtles-Diskussions-Tagen "Cowabunga" brüllen hören und es sich dabei gut gehen lassen. Kasten Sterni neben das Super Nintendo, sorry, die PS5, und noch mal Kind sein. Sicher, warum nicht, wenn es so perfekt umgesetzt wurde wie hier, dann macht man diese digitale Form des Zurückscrollens in der Zeitleiste bevor es eine Zeitleiste gab, gern. Kann ich nicht leugnen. Und für die paar Euro, die Turtles: Shredders Revenge kosten wird, kann man sich das gefallen lassen. Man kann uns Gamer-Boomer ja auch schlimmer abzocken: Eine Neuauflage des Captain-Future-Raumschiffs kostet als originalgetreuer Nachbau des damals billig produzierten 25 Zentimeter winzigen Buddelkasten-Gleiters stolze 170 Euro. Da schämt sich sogar Limited Run, die sicher jetzt schon an einer Turtles-Ultra-Limited-Box basteln.

 

Also ja, ich hatte echt viel Spaß mit Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredder's Revenge. So wie ich gleich Spaß haben werde, wenn ich Slippery When Wet Remaster auflege und in ein frisches Aerosmith-Shirt gewandet eine Pepsi Crystal Re-Release öffne. Manche Dinge werden mit den Jahren nicht besser. Aber glücklich machen sie immer noch.

Read this next

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.