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Vom verlorenen Schatz zum Kristallschädel

Die Indiana Jones-Spiele

Das letzte Spiel zum letzten Kreuzzug kam übrigens 1993 von Ubisoft, erneut für das NES und um die Verwirrung komplett zu machen, nannte es sich nicht Indiana Jones and the Last Crusade – The Action Game, sondern nur Indiana Jones and the Last Crusade. Also genauso wie der Taito-Titel. Drin ist allerdings erneut das wesentlich unspektakulärere 1989er Action-Spiel. Also Augen auf beim Sammlerkauf.

Ein Jahr davor, 1992, erscheint der echte vierte Teil von Indiana Jones: Indiana Jones and the Fate of Atlantis. Wenn Lucasarts persönlich und mit dem Segen aller Beteiligten die Story weiterspinnt, dann muss es doch die offizielle Fortsetzung sein. Das Medium spielt dabei doch keine so große Rolle. Ob nun Kino oder Spiel ist doch egal.

Und Kinofeeling verbreitet das Breitwand-Format des vierten Teils sogar in seiner bescheidenen VGA-Auflösung. Bei dem Adventure, das viele zu einem der Besten aller Zeiten rechnen, stimmt aber auch wirklich alles von vorn bis hinten. Ein umfangreicher Plot mit Atlantis, Platon, Nazis und U-Booten, dazu noch jede Menge Artefakte und eine attraktive und vollwertige weibliche Hauptrolle, hätten locker auch für die große Leinwand herhalten können.

Dann wären aber einige der knifflig-fairsten Rätsel der Menschheitsgeschichte weggefallen und so ist es wohl besser, dass wir am Screen die drei verschiedenen Wege durch das Spiel mit zwei Enden und zahllosen, an Esprit den Filmen nichts nachstehenden, Dialogen erleben können. Ein echter Genre-Meilenstein, den Ihr, solltet Ihr ihn noch nicht kennen, sofort ergattern solltet. Und Probleme beim Abspielen werdet Ihr dank der SCUMM-VM – Engine garantiert nicht haben.

Ein Gewinnerteam: Indy und Sophia treten die Heimreise an.

Weit weniger Beachtung fand das ebenfalls von Lucasarts entwickelte Actiongame – stilsicher betitelt mit Indiana Jones and the Fate of Atlantis – The Action Game - , dessen Existenz schon ein kleines Novum darstellt: Das Spiel zum Spiel. Die Qualität entspricht aber in keiner Weise den damals eigentlich sehr hohen Standards der Entwickler. Screenweises Umschalten, zuckelige Sprites, ein eher willkürliches Ablaufen der Handlungsstationen auf dem Adventure und eine tranige Steuerung machen das Ganze zu einem schwer erhältlichen Sammlerstück, aber auch zu einer Reminiszenz an Indys recht üble Action-Anfangszeiten bei US Gold.

Immer noch 1992, immer noch mehr Indiana Jones. In den Staaten lief die erste Staffel der nicht gerade mit übermäßigem Erfolg verwöhnten 'The Young Indiana Jones Chronicles' an und praktisch im selben Atemzug erschien von Jaleco auf dem SNES die gleichnamige Plattformaction. Und wieder einmal zeigt Indy im Action-Genre erschütternd belangloses Hüpf- und Prügel-Peitsch-Mittelmaß. Einen solchen Retortenplattformer hatte nicht einmal die von mir geschmähte Serie verdient. Kann man spielen, aber warum sollte man?

In den folgenden Jahren wurde es sehr ruhig um Indiana Jones. Zwei Auftritte auf Lucasarts Sammlungen hielten die Erinnerung an Fate of Atlantis ein wenig länger frisch und auf den Heimcomputern sorgte lediglich das 1996 erschienene Indiana Jones Desktop-Adventures für erstaunt hochgezogenen Augenbrauen. Und zwar schon in dem Moment, indem Ihr die CD-Rom-artige Verpackung öffnet: Statt des erwarteten Silberlings grinste Euch eine 3,5 Zoll – Disk an. Das erste Indy-Spiel seit Ewigkeiten und dann eine, einzelne lumpige Diskette?

Erfüllte nicht ganz die Erwartungen: Indys Desktop Abenteuer.

Das Erstaunen blieb nach der Installation erhalten, wurde aber noch mit ein wenig Enttäuschung und Wut gegenüber den Schöpfern, Lucasarts selbst, gewürzt. Vieles hatten wir erwartet, aber keinen Micro-Zelda-Verschnitt mit zufallsgenerierten Mini-Dungeons, verpackt als Casual-Windows-Game. Keine nennenswerte Handlung, keine großen Rätsel, keine spektakuläre Action. Als Minigame ganz niedlich, aber doch nur wenig mehr als eine Randnotiz im Buch der Indy-Spiele. Solltet Ihr trotzdem einen Blick riskieren wollen, findet Ihr die inzwischen als Abandonware deklarierte Software auf dieser Fan-Seite.

Das zweite, wesentlich schickere Spiel der Indy-Flaute der mittleren 90er erschien auf dem Super Nintendo. Offensichtlich fand Factor 5 Gefallen an der Super Star Wars–Idee und schickt Indy auch auf eine Action-Tour de Force durch alle drei Filme, hier allerdings auf einem einzigen Modul vereint. Ihr spielt bekannte Szenen nach – Flucht vor einer rollenden Steinkugel, Minen-Verfolgungsjagden im Tempel des Todes oder Kämpfe mit Nazis auf einem Panzer – und genießt dabei eine erstaunlich hochwertige Abmischung des originalen John Williams Materials beim Sound. Umfangreich, kompetent umgesetzt und spaßig: Ein kleiner, netter Sampler zu den drei Filmen.