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A Total War Saga: Troy Test: Machtspiele im antiken Griechenland

Auf dem Boden geblieben.

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Kein klassisches Total War, aber keineswegs schlechter. Strategisch und taktisch fordernde Reise ins virtuelle Griechenland der Antike.

A Total War Saga: Troy Test - Das hier ist kein typisches Total War, so viel steht fest. Helden, Götter, Zentauren, schlechte Omen, in A Total War Saga: Troy steckt alles drin, was von einem Ausflug in die griechische Mythologie zu erwarten ist. Der Name des Spiels sagt euch, dass es nicht zur Hauptreihe gehört. Vielmehr knüpft Troy an seinen Vorgänger A Total War Saga: Thrones of Britannia aus dem Jahr 2018 und bringt unter anderem einiges zurück ins Spiel, was dort rausflog.

Handel, Agenten und Militärgebäude kehren zurück, was das Spiel letzten Endes nicht zu einem echten Total War macht, dafür ist im Vergleich zur Hauptreihe zu viel anders. Aber dafür ist "A Total War Saga" ja gedacht, um dort ein wenig zu experimentieren, wo es der Community ansonsten mit großer Wahrscheinlichkeit eher nicht gefallen würde. Und daher ist es ratsam, mit exakt diesem Gedanken in die Welt des antiken Griechenland einzutauchen.

Acht große Fraktionen gibt es, zwischen denen ihr euch zu Beginn des Spiels entscheidet. Ein Hauptheld repräsentiert jeweils eine davon in diesem Konflikt zwischen den Danaern und Trojanern. Auf Seiten der Danaer kämpfen Achilles, Agamemnon, Odysseus und Menelaos, bei den Trojanern habt ihr Wahl zwischen Hektor, dem Orlando-Bloom-Doppelgänger Paris, Äneas und Sarpedon. Bei jedem gibt es unterschiedliche Start- und Siegbedingungen, ebenso natürlich individuelle Einheiten und andere Boni. Und inmitten dieser großen Fraktionen, bei denen am Ende alles auf den großen Konflikt hinausläuft, tummeln sich noch diverse kleinere Parteien, die ihr als Verbündete in eure Reihen aufnehmt oder sie kurzerhand erobert.

Konflikte lösen, Nachschub sichern

Jeder Anführer bringt seine eigene Questreihe mit sich, die im Sieg über eure Rivalen gipfelt. Das läuft dann im Grunde immer darauf hinaus, zuerst alle anderen in eurem näheren Umkreis auf eure Seite zu bringen - ob militärisch oder diplomatisch bleibt euch überlassen - und dann in den großen Krieg zu ziehen. Konflikte stehen hier nahezu an der Tagesordnung, wenngleich es viel zu beachten gilt.

Zum einen habt ihr die Rohstoffe Holz, Stein, Bronze und Gold, hinzu kommt Nahrung. Mehr davon erlangt ihr, indem ihr Städte erobert. Die haben unterschiedliche Spezialisierungen, liefern zum Teil Holz oder Bronze, dahinter stecken somit ebenso strategische Überlegungen. Mit all diesem Zeug baut ihr neue Gebäude und verbessert vorhandene in mehren Stufen, ebenso braucht ihr das natürlich für den Unterhalt eurer Armeen. Die Basis-Einheiten beanspruchen dabei nicht mehr als Nahrung, stärkere verlangen zusätzlich noch Bronze pro Runde. Und wenn euch die Versorgung ausgeht, verliert ihr mit der Zeit immer mehr Truppen.

Cover image for YouTube videoSo startet ihr in A Total War Saga: Troy

Die Vergrößerung der eigenen Armeen geht daher mit der Eroberung neuer Territorien einher. Denn je mehr Einheiten ihr über die Karte dirigiert, desto mehr verlangen sie. Das macht es zugleich einfach, die weitere Ausdehnung eures Reichs zu planen, wobei "einfach" immer Ansichtssache ist. Es stellt sich die Frage, ob ihr in der Lage seid, es mit dem Militär eures Ziel aufzunehmen - und ob die noch Verbündete haben, die euch in den Rücken fallen. Es gibt viel zu beachten im antiken Griechenland und das Anführerleben ist alles andere als einfach.

Wie ihr Rohstoffe erlangt, unterscheidet sich zudem je nach Charakter, indem ihr zum Beispiel als König Agamemnon Tribute von euren Vasallen verlangt. Es sind vielfältige Möglichkeiten und sie laden dazu ein, die Geschichte mit allen Heldenfiguren zu spielen. Ein wenig nervig zeigt sich dabei die KI mit ihren Handelswünschen, die nicht immer einen Sinn ergeben, zum Beispiel wenn sie um einen Tausch bitten und Rohstoffe haben, von denen sich im Grunde ausreichend in ihrem Besitz befinden.

Götter und Mythologie

Ein weiterer Faktor sind die Götter, die von euch Opfer verlangen. Ihr seid nicht gezwungen, das zu tun, wenngleich es euch Vorteile bringt. Natürlich ist abzuwägen, ob ihr lieber eure Truppen mit Nahrung versorgt als ein entsprechendes Opfer zu bringen, aber ihr erhaltet durch diese bessere passive Boni. Das reicht bis hin zur Möglichkeit, neue Einheiten und Agenten zu rekrutieren, die ihr ansonsten nicht bekämt. Wie so vieles in diesem Spiel ist es ein feiner Balanceakt auf dem Weg in Richtung Erfolg, der euch ein paar Überlegungen abverlangt.

Helden sind stark und haben unterschiedliche Fähigkeiten. (A Total War Saga: Troy Test)

Interessanterweise bemüht sich Creative Assembly darum, euch eine weniger fantastische Vorstellung der griechischen Mythologie vor die Nase zu setzen. Die Götter spielen eine Rolle, reagieren zum Beispiel mit einem Erdbeben auf mangelnden Respekt eurerseits, in Person treten sie indes nicht auf. Darüber hinaus habt ihr Zentauren und Minotauren, wenngleich die Zentauren nicht mehr als Krieger auf dem Rücken eines Pferdes sind und andere Riesen ebenso in menschlicher Form auftreten. Somit driftet A Total War Saga: Troy nicht zu stark in den Fantasy-Bereich ab und bemüht sich um eine eher realistische Darstellung.

Im Spiel macht ihr euch zugleich allein dadurch Feinde, dass ihr an militärischer Stärke gewinnt. Andere nehmen euch dann als Bedrohung wahr und das Spiel weist euch einen Gegner zu, bei dem es keine diplomatische Lösung gibt. Weiterhin habt ihr verschiedene Helden als Widersacher, die es zu erledigen gilt. Ihr merkt, A Total War Saga: Troy ist stark auf Konflikt gepolt.

Was kann die KI?

Die KI zeigt sich dabei je nach Situation in unterschiedlicher Form. Auf der einen Seite vollführt sie geschickte Manöver, reagiert zum Beispiel mit einem Vorstoß auf Truppenabzüge, auf der anderen wandert sie vermeintlich planlos durch die Gegend oder schippert übers Meer. Trotz solcher Aussetzer gibt's im Großen und Ganzen wenig Probleme. In den Echtzeitgefechten reagiert der Computer auf eure Handlungen beziehungsweise versucht es. Das lässt sich ganz gut beobachten, indem ihr auf den Gegner achtet, wenn ihr eure Truppen in verschiedene Richtungen aussendet und euer Widersacher versucht seine Ausrichtung zu ändern, wenn er sich in defensiver Wartestellung befindet. Stehen die Chancen eher zugunsten des Gegners, reagiert er von Beginn an aggressiv, insgesamt ist die KI schnell anpassungsfähig, was die Gefechte interessant hält.

Von Total-War-Experten verlangt das Spiel ebenso Anpassungen. Abseits einzelner Einheiten wie den Zentauren gibt es keine Truppen, die zu Pferd unterwegs sind. Die Infanterie steht im Mittelpunkt, worunter das Aufgebot an Einheiten insgesamt nicht leidet. Es gibt viele verschiedene Arten von Einheiten, die gleichermaßen viele taktische Optionen ermöglichen. Setzt ihr in Total-War-Spielen die Speerträger normalerweise als Verteidigungslinie gegen Kavallerie ein, übernehmen diese hier eine komplett andere Rolle, sind flink auf den Beinen und lassen sich für Sturmangriffe einsetzen.

In den Gefechten sind eure taktischen Fähigkeiten gefragt. (A Total War Saga: Troy Test)

Einfluss auf das Geschehen nehmen zahlreiche Aspekte, angefangen bei den Grundwerten der einzelnen Einheitentypen, die von ihrer Geschwindigkeit bis hin zum Schaden reichen. Es gibt Angreifer und Verteidiger, verschiedene Gewichtsklassen, all das hat direkten Einfluss auf die Leistung. Dass schnelle und leichte Einheiten flotter unterwegs sind oder schwierigeres Terrain besser überwinden als schwer gepanzerte und mit Ausrüstung vollgepackte, stellt keine große Überraschung dar. Bei manchen Truppen habt ihr zudem die Möglichkeit, ihre Haltung zu wechseln, wodurch sie vom Angreifer zum Verteidiger werden - oder umgekehrt.

Kurz gesagt: es ist ständige Aufmerksamkeit und eine gute Beobachtungsgabe gefragt. Zum einen, um den Überblick über alles zu behalten und etwaige Schwachstellen in der gegnerischen Taktik auszunutzen. Und zum anderen, um auf Entwicklungen im Schlachtverlauf zu reagieren. Zugleich artet es nie in exzessives Mikromanagement aus, alles ist gut beherrschbar. Und ihr müsst ja nicht jede Schlacht einzeln absolvieren, wenn ihr nicht möchtet. Das automatische Gefecht ist in dem Fall euer Freund, vor allem wenn eure Erfolgschancen hoch sind. Sind sie ausgeglichen, empfiehlt sich eher die direkte Kontrolle.

Mit Helden in den Kampf

Die Helden erweisen sich in den Gefechten als starke Einheiten, die es gut und gerne mit kompletten einzelnen Trupps aufnehmen - weil sie es können! Sie halten eine Menge aus und teilen ordentlich aus, zudem steigen sie im Level auf und schalten so neue Fähigkeiten frei, von Buffs bis hin zur praktischen göttlichen Heilung. Sie sind effektive Kämpfer und das mit einer guten Balance, denn sie reißen nicht den Verlauf einer Schlacht komplett herum.

Die Übersichtskarte ist schön designt. (A Total War Saga: Troy Test)

Optisch gesehen ist A Total War Saga: Troy ein Augenschmaus, das gilt gleichermaßen für die Echtzeitgefechte wie die Übersichtskarte. Die Umgebungen sind schön gestaltet und wirken, wenn da nicht brutale Kämpfe stattfänden, einladend für eine kleine Urlaubsreise. Zudem haben die Maps verschiedene Engstellen, höhergelegene Stellen mit Vorteilen für Fernkämpfe und weitere taktische Optionen zu bieten. Auch die Übersichtskarte präsentiert sich in hübscher, detaillierter Form, was vor allem für die Skybox und den Hintergrund gilt, der im Stil der schwarzfigurigen Vasenmalerei gehalten ist. Hübsch anzuschauen!

Technisch gesehen gab's beim Testen wenig zu meckern. Performance-Probleme waren bei mir (Ryzen 7 1800X, 16 GB RAM, GeForce GTX 1060) nicht auszumachen, ebenso fällt die Wartezeit bis zur nächsten Runde nie zu lang aus - auch dann nicht, wenn ihr es nicht auf einer SSD installiert habt. Bei all den PC-Konfigurationen lässt sich natürlich nie ausschließen, dass was nicht reibungslos läuft, ich hatte aber wie gesagt keine Schwierigkeiten.


In den ersten 24 Stunden (bis zum 14. August 2020 um 15 Uhr) ist A Total War Saga: Troy kostenlos erhältlich!


A Total War Saga: Troy - Fazit

A Total War Saga: Troy bietet eine Reihe interessanter Aspekte, die Veteranen der Reihe zum Umdenken zwingen, zum Beispiel in Bezug auf die fehlende Kavallerie. Gleichzeitig ist es immer ein Nervenkitzel und Drahtseilakt, all die Fraktionen der eigenen Seite auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, um gegen den Feind in den Krieg zu ziehen. Wenn es diplomatisch nicht klappt, unterwerft sie einfach! Hier gibt es viel zu berücksichtigen und am Ende viel zu gewinnen oder zu verlieren. Taktik und überlegtes Vorgehen sind Pflicht, wenn ihr siegreich aus diesem antiken Konflikt hervorgehen möchtet. Das macht A Total War Saga: Troy zu einem spannenden Erlebnis, das eure strategischen Fähigkeiten gut auf die Probe stellt.

  • Entwickler / Publisher: Creative Assembly / Sega
  • Plattformen: PC
  • Release-Datum: 13. August 2020 (Epic Games Store), 2021 (Steam)
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
  • Preis: 49,99 Euro

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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