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Final Fantasy XIII

Der Kampf ist das Spiel

Dass die Esper keine Wunderwaffen mehr sind, liegt an dem Schocksystem. Ein Feind schluckt erst dann wirklich richtig Schaden, sobald sein Schock-Balken gefüllt wurde. Das funktioniert am schnellsten mit einer Mischung aus offensiver Magie und regulären Kampfattacken. Der Schock verleiht dem System noch zusätzliche Tiefe, da Kämpfe mitunter schon mal eine halbe Stunde dauern können, wenn es euch nicht gelingt, den Feind in Schock zu versetzen. Aber keine Sorge: Dauert es so lange, macht ihr was falsch und solltet die Strategie noch mal überdenken. Und selbst ein verlorener Kampf ist kein Beinbruch. Sterbt ihr, setzt ihr vor dem Kampf an, sodass ihr noch mal die Paradigmen-Einstellungen eurer Figuren anpassen, ein wenig hinter euch grinden oder was auch immer tun könnt, um besser zu werden. Dieses Zurücksetzen kann sogar aus der Pause im Kampf ausgelöst werden. Ihr müsst also nicht erst den bitteren Wein der Neiderlage trinken, um einen neuen Versuch zu starten.

Einen richtig schwachsinnigen, mitunter wirklich Puls-180-Faktor bietet der Kampf aber dann doch noch. Stirbt ein Begleiter, ist das kein Drama. Wofür gibt es denn die Wiederbelebung? Geht aber euer eigener gesteuerter Charakter zu Boden, dann heißt es neue Runde. Egal, ob die anderen beiden noch stehen und eigentlich doch auch das entsprechende Item, den Spruch nutzen könnten. Diese Regel wirkt willkürlich und macht weder Sinn noch Spaß.

Tja, jetzt bin ich mit dem Kampf durch und würde gerne auf andere Bereiche des Spiels eingehen, aber da gibt es halt nichts weiter. Solltet ihr beim Lesen der Kampfmechanik schon ein Zucken des Missfallens im linken Augenwinkel spüren, dann überlegt ihr euch das hier besser sehr gut. Reicht es euch dann noch, dass FF XIII das schönste Spiel auf der PS3 ist, in seinen besten Momenten sogar vor Uncharted 2, Kratos und Heavy Rain?

Und wieso PS3? Das gibt es doch auch für die Xbox 360? Ja. Aber... Der britische Technik-Fetischist Richard Leadbetter hat das im Digital Foundry-Blog noch weit kleiner zerlegt, als ich das jemals tun könnte, aber bei diesem Spiel ist Sony der klare Sieger und das auch mit dem bloßem Auge - und sogar Ohr. Kompression heißt der Fluch und 40 Gigabyte passen nicht auf drei DVDs, egal wie man quetscht. Also muss was weg und man sieht es an den Videos, an fehlenden Effekten und auch der Sound kommt satter auf der PS3. Dazu kommen noch ein paar sehr unschöne, auf der Spielwelt der zweiten Hälfte wirklich drastische Framerate-Einbrüche. Die Sony-Version vermeidet hier das Schlimmste. Es geht nicht in die drastischen Regionen der Wertungsabzüge, aber wer die Wahl hat, greift diesmal zur PS3-Version. Die Ladezeiten sind auf beiden Konsolen übrigens kein großes Thema, vor allem auf der Xbox, wenn ihr die aktuelle der drei DVDs installiert. Gewechselt wird jede Disc nur ein Mal. Aushaltbar also.

Final Fantasy XIII - Cinematic-Trailer

Martin: Final Fantasy XIII dürfte die schönste Enttäuschung der letzten Jahre sein. Optisch wird ein Feuerwerk abgebrannt, das seinesgleichen sucht, das steht nicht zur Frage. Danach folgt eine gute Geschichte und Figuren, die zwar nicht zum Besten der Serie gehören, aber doch überzeugen. Und schließlich ist da noch das entschlackte, schnelle und meistens sehr unterhaltsame Kampfsystem. Und danach... kommt nichts mehr. Final Fantasy XIII gehört in kein Genre, zumindest kein fertiges. Das hier ist das Grundtemplate für ein Rollenspiel, dem noch vieles fehlt, was es zu einem spielerischen Erlebnis macht.

Japan tickt hier inzwischen halt noch etwas mehr anders, als das vorher schon der Fall war. Dort braucht man nichts mehr außer Kämpfen und Leveln, wie es aussieht. Für mich persönlich ist der nächste Kampf und der nächste Erfahrungspunkt als Belohnung in sich, nur wiederum vom nächsten Kampf gefolgt, unterbrochen von - zugegebenermaßen atemberaubend schönen - Filmchen, nicht genug. Kein Rätsel, keine lebendige Spielwelt, keine Minispiele, nichts von dem, was die Serie von "gut" zu "außergewöhnlich" erhob. All das fehlt und damit bleibt am Ende halt "nur" ein gut übrig. Und für Final Fantasy ist gut einfach nicht gut genug.

Tanja: Ich habe nichts gegen eine satte Palette an Kämpfen. Ich kann mich auch mit einem strikt linearen Verlauf vergnügen, der mich durch etwaige Schläuche schleift. Und wenn meine beiden Lieblinge, namentlich Shiva und Bahamut, ihr wunderschönes Antlitz erstrahlen lassen, ist schon einmal viel in meinen Augen gewonnen. Was hingegen nicht passen will, ist der Versuch, ein Format einer kleinen Konsole auf eine große umzumünzen, nur minimal aufzubohren und dieses anschließend dann noch mit ein, zwei Merkmalen eines, meines Erachtens schlechten, Vorgängers zu überdecken. Ergo: Crisis Core: Final Fantasy VII meets Final Fantasy XII. Halbautomatische Kämpfe en mass, gefolgt von Zwischensequenzen en mass, gefolgt von weiteren Kämpfen. Garniert mit Bossbegegnungen, begleitet von Grinding Extreme, umhüllt mit optionalen Missionen, die noch mehr Geplänkel versprechen. Und so weiter und so fort, ohne große Unterbrechungen.

Und diese nicht vorhandenen Unterbrechungen sind es letztlich auch, die dafür Sorge tragen, dass sich das hier, abgesehen von den Chocobo-Schatzkarten, so gar nicht nach Final Fantasy anfühlt. Mehr wie ein Final Fantasy Light. Oder irgendwas, was zumindest Final Fantasy nacheifern will. Vielleicht liegt die Reduzierung auf das Nötigste daran, dass man den Spielern in "modernen Zeiten" nicht mehr mit allzu viel Ballast, sprich überkomplizierten Rätseln und Schalterquests, überfordern will. Vielleicht blieb auch bei der Programmierung der gefühlten 2.000.000 Filmchen keine Zeit mehr für das restliche Gameplay übrig. Und vielleicht gibt dieser auf pure Action getrimmte Vertreter jetzt auch den Weg vor, den Square Enix einschlägt, um endlich den lang ersehnten Traum, nämlich den westlichen Markt für sich zu beanspruchen, zu erfüllen. Weg von Vollblut-Kalibern a la Final Fantasy X, hin zur Slim-Linie, die scheinbar überall die Runde macht. Sollte das der Fall sein, beglückwünsche ich alle Action-Fans, die sich auf optisch wegweisende Spiele mit viel Story freuen dürfen. Und wir J-RPG-Fans beten dann eben für ein Lost Odyssey 2!

Seit heute ist Final Fantasy XIII für Xbox 360 und PS3 erhältlich. Die gelungene englische Sprachausgabe ist Pflicht, die japanische Tonspur fehlt und eine deutsche gibt es nicht. Deutsche Untertitel sind vorhanden.

7 / 10

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