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Little Nightmares 2: Wenn das Spiel schon im Titel untertreibt...

Nehmt den Namen bloß nicht wörtlich.

Rückblick: Im Jahr 2017 veröffentlichte Bandai Namco Little Nightmares, einen schaurigen Puzzle-Platformer, mit einer Story, die mehr Fragen aufwarf, als sie beantwortete. Als Six, ein kleines Mädchen im gelben Friesennerz, versucht ihr, aus dem "Schlund" zu entkommen, einer Art Gefängnis voller bedrohlicher, kafkaesker Kreaturen. Aufgrund ihrer geringen Körpergröße ist das allerdings leichter gesagt als getan. Ein Kampf gegen die im Schlund lebenden Kreaturen ist oft aussichtlos, also setzen die Entwickler vor allem auf Stealth-Passagen und kleinere Rätsel, mit denen ihr Six' Überleben sichert.

Der ständige Druck, sich verstecken zu müssen, unterstützt die Horror-Atmosphäre des Spiels ungemein. Dazu kommt die Ungewissheit, wer oder was im nächsten Raum auf Six wartet und wie sie es lebend dort hinaus schaffen soll. Doch auch Six ist kein Unschuldslamm: Immer wieder überkommt das Mädchen ein Hungergefühl, das sich irgendwann nicht mehr mit einem Würstchen stillen lässt...

Falls ihr den ersten Teil noch nicht gespielt habt, verrate ich an dieser Stelle nicht, wie die Geschichte um Six endet. Eine Sache muss ich euch allerdings spoilern: Six überlebt. Das erfahrt ihr spätestens, wenn ihr euch den Trailer zu Little Nightmares 2 anschaut. Dort wird euch zudem ein Charakter vorgestellt, in dessen schmächtiger Haut ihr in dem Sequel schlüpft, das am 11. Februar 2021 erscheint: Mono. Der kleine Junge scheint im gleichen Alter wie Six zu sein und auch er verhüllt sein Gesicht.

Die Papiertüte, die er sich über den Kopf zieht, soll ihn vor seinem grausamen Umfeld verstecken. Mono glaubt, dass die ganze Welt ihn scheitern sehen möchte. Aus diesem Grund verkriecht er sich lieber, als sich der Realität zu stellen. Die Entwickler wollen mit der Fortsetzung des Horror-Franchises neue Ängste ansprechen und lassen den Protagonisten einen dieser Angstzustände selbst verkörpern: Eskapismus, der hier als alles überlagernde Fluchtgedanken Form annimmt. Wie ich in der kurzen Demo zu Little Nightmares 2 erfahren habe, ist das erst der Anfang...

Hand in Hand - Six und Mono: Ein Dreamteam?

Im zweiten Teil spielt nicht mehr Six die alleinige Hauptrolle, sondern teilt sich die Aufgaben im wahrsten Sinne des Wortes mit Mono. Während einer Anspiel-Session vor wenigen Tagen durfte ich ganz exklusiv in das Grusel-Abenteuer reinschauen und mit den beiden Kindern die verzerrte Welt von Little Nightmares 2 erkunden. Ungefähr in der Mitte des Spiels wache ich, in der schmächtigen Haut von Mono, im Foyer eines Krankenhauses auf, in dem Arme und Beine von der Decke hängen. Auf der Suche nach zwei Sicherungen für den großen Fahrstuhl (in die Freiheit?), erkunden die beiden Kinder das Höllenhaus. An einer für Mono unerreichbaren Stelle bietet Six ganz von allein an, eine Räuberleiter zu machen. Nach dieser technisch etwas ungenau umgesetzten Hilfestellung muss ich mich ohne Hilfe von Six durchkämpfen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes!

Um unter einem Tisch hindurch in das nächste Areal zu gelangen, ziehe ich, ganz typisch für das Franchise, eine große Kiste zur Seite. Durch die Geräusche getriggert, löse ich einen handfesten Jumpscare aus: In der Mitte des Tisches liegt, auf einem Behandlungstisch festgeschnallt, ein toter Patient. Durch meine Anwesenheit reißt sich seine abgetrennte Hand allerdings los und attackiert mich wie eine bösartige Spinne. Hier hilft nur eins: Weglaufen! Einige Räume und Sprintpassagen später finde ich schließlich eine kleine Waffe, mit der ich drei Mal beherzt auf die Hand einschlage, um sie endlich zu töten. Bei diesem Kampf hätte ich Six gut gebrauchen können, doch sie hatte keine Möglichkeit, den Raum zu betreten und spielt lieber im Nebenzimmer mit einer Puppenhand. Knick-Knack. Ich muss meine Aussage revidieren: Six spielt nicht, sie lebt ihre sadistische Ader aus und bricht der Schaufensterpuppenhand die Finger in möglichst schmerzhaft aussehende Positionen.

Abgesehen von kleineren Momenten, in denen Six einen Schalter oder ähnliches betätigt, merke ich in der Demo nicht viel von dem Zusammenspiel der beiden Kinder. Das ist schade, denn in meinen Augen steckt dort viel Potenzial! Ein paar der Rätsel wurden bereits so designt, dass sie nur gemeinsam gelöst werden können. Ich hoffe, dass die Entwickler diesen Ansatz im ganzen Spiel weiter ausbauen und es nicht nur bei kleinen Taten belassen. Positiv ist mir hingegen die KI von Six aufgefallen, die nicht nur träumend in der Ecke steht und auf Befehle wartet. Sie bietet von sich aus eine Räuberleiter an und schnappt sich eigenständig ein benötigtes Item, damit man als Spieler nicht doppelt laufen muss.

Silent Hill trifft The Evil Within in der Augsburger Puppenkiste

Wer denkt, nach Spinnen-Händen und von der Decke baumelnden Gliedmaßen alles Gruselige aus Little Nightmares 2 gesehen zu haben, irrt: Es kommt noch viel schlimmer. Da gibt es zum Beispiel den Raum voller Krankenschwestern, die seltsam gekrümmt verharren. Silent Hill-Vibes vom Feinsten! Obwohl ich dabei gleichzeitig auch an The Evil Within denken musste, denn ob in diesem Krankenhaus alles mit rechten Dingen zugeht, wage ich doch stark zu bezweifeln. Kaum geht die, für Horror-Games typisch, Lampe aus, wird es richtig gefährlich: Die Hälfte der im Raum stehenden Kreaturen fängt plötzlich an sich zu bewegen! Und glaubt bloß nicht, dass sie wie Zombies in Zeitlupe laufen: Diese Dinger sind so schnell, als wäre Black Friday dieses Jahr eine Woche vorverlegt worden!

Hand in Hand

Obwohl Mono keine richtige Waffe bei sich trägt, kann er etwas gegen die Gruselgestalten ausrichten. Da sich die Krankenhauskreaturen nur in völliger Dunkelheit bewegen können, bringt der Schein seiner Taschenlampe sie zum Stillstand. Für mich hat es am Besten funktioniert, in dieser Situation einfach durch den Raum zu sprinten. Die Taschenlampe ist ein vielseitiges Spielelement, das das Rad zwar nicht neu erfindet, aber eine gute Ergänzung zum Gameplay darstellt. Aktuell ist ihre Steuerung an einigen Stellen noch fürchterlich ungenau, aber bis zum Release im nächsten Jahr werden die Entwickler da vermutlich noch Feinschliff betreiben. Schließlich bietet sie eine Menge neuer Möglichkeiten, die bereits in meiner kurzen Demo-Session zu sehen waren. Das Spiel mit Licht und Dunkelheit ist nicht nur perfekt für Umgebungsrätsel, sondern sorgt auch für zusätzlichen Horror.

Eines ist klar: Man will raus, einfach nur hier raus und projizieren so Monos Ängste bestens auf die Spielenden. Die Entwickler von Little Nightmares 2 spielen mit euren Ängsten und erschaffen mehr als nur einen kleinen Albtraum. Wer Gänsehaut beim Gedanken an Krankenhäuser bekommt oder Schaufensterpuppen gruselig findet, sollte Little Nightmares 2 nur tagsüber spielen. Bereits die kurze Demo hat mich mit ihrer Bildsprache derart beeindruckt, dass ich die Nacht darauf das eine oder andere Mal von Spinnen-Händen und aggressiven Krankenschwestern geträumt habe.


  • Entwickler / Publisher: Tarsier Studio / Bandai Namco
  • Plattformen: PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X, PC, Switch
  • Release-Datum: 11. Februar 2021
  • Sprache: Deutsch, Englisch und weitere

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