Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Das Dead by Daylight Spin-off Hooked on you ist ein Paradies verpasster Möglichkeiten

Die Sache hat einen Haken...

Guten Trash zu machen ist schwer: Er soll schön schräg werden, aber nicht zu gewollt. Es soll albern und unsinnig, aber trotzdem interessant genug sein, dass man neugierig ist, wie es weitergeht.

Genau das versucht auch das blutig-romantische DBD-Spin-off Hooked on you. Ich habe den wilden Inselurlaub für euch angespielt und leider schon einen Haken an der Visual Novel gefunden: weder die Scherze noch die Spielweise schöpften für mich das Trash-Potenzial voll aus.

Butcher in Paradise

Klar, ein Dating-Simulator rund um eine Bachelor-Show auf der tropischen Insel, nur mit Killern statt dem dauergrinsenden Rosenverteiler? Ja, das klingt seltsam, ja, das ist sicher nicht was für alle, aber für Fans von schrägem Trash könnte das richtig witzig werden und keine Angst: Die brandneue Visual Novel als günstiger Snack zwischendurch nimmt sich auf keinen Fall ernst.

Zu Beginn der Geschichte strandet ihr auf einer tropischen Insel, nur begleitet von einem vorwitzigen Erzähler und dem Meer – das auch zu Wort kommt, obwohl ich bisher noch immer Ahnung habe, warum und weshalb es diese "Figur" unbedingt braucht.

Da habt ihr sie, die vier ähm... niveauvollen Singles aus dem Dating-Sim Hooked on you - das wäre euch auf Tinder vielleicht nicht passiert

Schon werdet ihr gleich einer morbiden Reality-Show mit 4 "attraktiven" (zumindest wird das so gesagt, also wird es wohl stimmen) Single-Monstern konfrontiert und auf einen Schlag seid ihr mitten in einem verdrehten Dating-Game.

Zur Wahl stehen die vier Killer Geist, Fallensteller, Gespenst und Jägerin und DBD-Fans wissen natürlich: Geist und Gespenst (Spirit und Wraith) sind nicht dasselbe.

In verschiedenen Spielrunden, geleitet von den zwei armen Überlebenden Claudette und Dwight, müsst ihr unter den Psychos nun also euer mögliches Herzblatt finden. Dazu klickt ihr euch in erster Linie durch Texte, trefft Entscheidungen und habt wenige, kleine Minispiele – wilde Gameplay-Ideen sollte man also weniger erwarten.

Zwischen Killing me Softly und Tod durch Holzhammer

Einfach sagen "Nö, von denen interessiert mich wirklich keiner" könnt ihr natürlich nicht, sonst wäre das ja kein Dating Sim.

Also müsst ihr euch wohl für einen der eiskalten Charaktere erwärmen, die gleichzeitig Killer und irgendwie auch liebenswert sein sollen. Bisher hat aber noch keiner der Figuren auch auf eine absurde Art mein Herz wirklich gepackt.

Bisher sind sie mir eher noch gleichgültig, denn den echten, unwiderstehlichen Anti-Helden-Charme habe ich noch nicht entdeckt. Auch was die Figuren betrifft, setzt das Spiel nämlich vor allem auf den Komik-Faktor und das sorgte bei mir leider dafür, dass ich kein echtes Interesse für die Charaktere entwickeln konnte.

Die beiden Überlebenden Claudette und Dwight übernehmen gezwungenermaßen die Spielleitung auf der Bachelor-Insel von Hooked on You und die Aufgabe des leicht verkrampften Comic-Reliefs.

Die Hintergrund-Lore der Dead-by-Daylight-Killer darf natürlich trotzdem – manchmal etwas holprig um die Ohren gehauen – nicht im Spiel fehlen. Statt für Tiefgang sorgt das aber eher für einen seltsamen Zwiespalt. Die Backstorys unserer Dates machten mir nämlich wieder bewusst, dass die Dates echte Mörder und Psychopathinnen sein sollen und das nicht mit lustigem Augenzwinkern, sondern mit wirklich brutalen Hintergründen - die aus Dead by Daylight eben.

Das sind die Momente, bei denen ich mir nicht sicher war, welchen Ton das Spiel jetzt haben will. Erst kommen satirische Bachelor-Anspielungen und absichtlich bizarre Romantik-Momente in einer heiteren Inselumgebung und dann (kleiner SPOILER zur Hintergrundgeschichte des Gespenstes. Also Vorsicht, falls ihr diese DbD-Lore nicht kennt!) einfach mal so die ziemlich brutale Backstory eines Charakters, der den ehemaligen Chef mit einer Schrottpresse zerquetscht hat.

Die Dating-Monster in Hooked on You haben auch mal ihre süßen Seiten, richtig erobert haben sie mich aber nicht.

Der spezielle Kontrast zwischen locker-leicht und ernst, KANN aufgehen, für mich hat er in Hooked on you aber nicht perfekt geklappt. Klar, auch in ernst gemeinten Lovestorys werden gerne mal absolute Psychopathen als angebliche Traummänner präsentiert (Stichwort Fifty Shades of Grey und Co.). Und ich mag, dass Hooked on you dieses Motiv noch augenzwinkernd auf die Spitze treibt – nur nicht immer so ganz elegant.

Der Erzähler bricht nicht einfach nur die vierte Wand, er fährt sie förmlich mit dem Panzer um und das wirkt gerne mal gewollt und krampfhaft "edgy". Auch die langen, bizarren Dialoge bringen gelegentlich nette, schön böse Scherze zum richtigen Zeitpunkt, kommen ein andermal aber nicht so ganz auf den Punkt und verpassen den perfekt Pointen-Moment.

Ich habe noch kein Blut geleckt...

Dass ausgerechnet ich mich über Texte beschwere, die nicht auf den Punkt kommen, ist zugegeben ironisch, also komme ich jetzt brav zum Fazit! Bei all meiner Kritik beim Anspielen kann Hooked on you sicher ein guter Visual-Novel-Snack für zwischendurch sein, aber wohl kein Dating-Sim-Meisterwerk.

Dafür fehlt den Dialogen etwas das Timing, es ist zu gewollt schräg und das Gameplay könnte mehr hergeben. Als Nicht-DbD-Verrückte hat es mich trotz des Unterhaltungspotenzials, das der Trash-Faktor mitbringt, einfach nicht ganz gepackt.

Vielleicht wäre Hooked on You besonders gut auf einer sonnigen Terasse, mit einem leichten Schwips aus dem Totenkopfcocktail-Becher?

Mit den leuchtend-bunten Artworks, entspannter Musik und verrückten Ideen ist Hooked on you aber sicher keine schlechte Wahl für heiße Tage im Sommer, vor allem wenn man etwas in der DbD-Lore drinsteckt. Denn neben dem fairen Preis sind auch einige tödlich gute Wortspiele und Sommerstimmung inklusive. "Fans werden es mögen" ist vielleicht ein Klischee-Satz, aber auf manche Spiele trifft es eben doch zu.

Read this next