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Soulstice - Test: Obwohl Devil May Cry Pate stand, will dieses Spiel einfach nicht zünden

Zu viel gewollt.

Schade: Weil das Kampfsystem unausgereift ist und die Kameraführung oft furchtbar, gehen ein paar gute Ideen sang- und klanglos unter.

Und ich hatte Soulstice im Vorfeld noch als Soulslike bezeichnet. Dabei hat es mit den vermeintlichen Namensvettern nichts gemein. Auch in Soulstice kämpft man zwar in einer vom Untergang bedrohten Welt gegen garstige Kreaturen, allerdings steht nicht die scheinbar unschaffbare Herausforderung im Mittelpunkt, sondern das schnelle Schnetzeln und clevere Kombinieren verschiedener Fähigkeiten.

Und wie großartig es mitunter aussieht, wenn man vor den Mauern einer Stadt entlang streift, die von einer großen Finsternis bedroht wird! In blaues Grau getaucht und von Nebelschwaden durchzogen, erstrecken sich alte Steine und Holzaufbauten, während man mit Briar auf dem Weg zum nächsten Kampf ist.

Als sogenannte Chimäre wurde die Heldin wiedergeboren – gemeinsam mit ihrer Schwester Lute, die sie als geisterhafte Erscheinung begleitet. Was genau die Geschichte der Chimären und der zwei Schwestern ist, erfährt man dabei im Verlauf ihres Abenteuers, weshalb ich das nicht vorwegnehmen will. Auf jeden Fall finde ich die düster angehauchte Fantasy sehr reizvoll, auch wenn sie zum großen Teil aber über dröge Durchklick-Dialoge und ein paar wenige, ähnlich unspektakuläre Filmszenen erzählt wird.

Als Chimäre wurde Briar wiedergeboren, um gemeinsam mit ihrer Schwester ein anfangs unbekanntes Übel zu bekämpfen.

Dreh- und Angelpunkt ist aber freilich das Kampfsystem, denn auch wenn man kleine Verstecke entdeckt, in denen man Währung zum Kauf neuer Waffen und Fähigkeiten erhält, schwingt Briar meistens ihre Klinge sowie diverse Zweitwaffen, um sich gegen Gruppen an Gegnern zu wehren. Leichte und schwere Angriffe, Ausweichschritt, Kombos mit teils verzögerten Eingaben… ihr kennt das.

Das Besondere an Soulstice sind alle Fähigkeiten, die mit Lute in Verbindung stehen, da die feinstoffliche Schwester ebenfalls attackiert, wenn auch selbstständig und mit deutlich geringerer Wirkung. Umso wichtiger ist allerdings das Abblocken eines Angriffs, den man ihr per Tastendruck befehlen kann, sobald ein Feind ausholt. Mehr noch: Sie kann jeweils eins von zwei Energiefeldern erzeugen, um ansonsten unverwundbare Kreaturen überhaupt angreifbar zu machen. Mich erinnert das vor allem an das von Ninja Theory entwickelte DmC: Devil May Cry, in dem man Dantes Moves gegenüber bestimmten Feinden ebenfalls modifizieren muss, was zudem wie in Soulstice über die Farben Rot und Blau dargestellt wird.

Nur wenn man das blaue Energiefeld aktivert, kann Briar entsprechend gekennzeichnete Gegner verletzen.

Aber genau da zeigen sich auch die ersten Schwächen des Systems, wie es der Nachahmer verwendet. Denn während man in DmC die alternativen Angriffe dynamisch in die Kombos einbindet, schaltet man hier einfach ständig um, ohne dass sich ansonsten etwas ändert. Die Folge: Dem Ganzen fehlt die Präsenz und Coolness, die es im Vorbild hat – was verschmerzbar wäre, wenn das Kampfsystem nicht noch an anderen Stellen bröckeln würde.

Man muss nämlich zusätzlich darauf aufpassen, dass Lute nicht die Energie ausgeht, weil sie daraufhin ein paar Sekunden lang nicht zur Verfügung stünde. Falls es also nicht gelingt, ihre „Batterie“ über bestimmte Aktionen ständig zu erneuern, muss man die Energiefelder auch wieder abschalten. Und was auf dem Papier noch sinnvoll klingt, lenkt mich im Spiel leider so sehr vom eigentlich Kampf ab, dass ich es als störend empfinde.

An der Stelle ist ja längst nicht Schluss. Auch das erwähnte Kontern von Lute ist nur in der Theorie eine gute Sache. Warum? Weil es sich mit dem Ausweichschritt überlagert. Immerhin hat man so gleich zwei Defensivsysteme, die man nur fast, aber nicht genau im gleichen Augenblick ausführen muss, damit sie möglichst effektiv sind. Das ist in Verbindung mit dem zuvor erwähnten Umschalten einfach zu viel, wenn es eigentlich um das (gerne bockschwere!) Aneinanderreihen cooler Moves gehen sollte.

Während der Feind rechts von ihr noch von Lute eingefroren ist, kann Briar eine Kombo landen.

Zu allem Überfluss werden diese Mühen dann nicht mal mit ausreichend coolen Aktionen belohnt. Ein paar schicke Zeitlupen und Spezialangriffe hat Briar zwar in petto, wenn man ohne getroffen zu werden binnen kurzer Zeit viel Schaden mit ihr und Lute anrichtet – deshalb kann man auf die Aktionen der Schwester auch nicht verzichten. Alles in allem ist mir die Art und Anzahl ihrer Kombos aber zu mager für ein Spektakel dieser Bauart.

Und dann macht einem schließlich noch die fehlende Übersicht einen Strich durch die Rechnung. Zum einen dreht sich die Kamera nämlich in engen Räumen oder wenn das Areal mal wieder von einer „Glasglocke“ begrenzt wird gerne vom Geschehen weg oder kaspert zuckend umher, während man sie in manchen Kämpfen gar nicht erst bewegen darf. Beides ist in Anbetracht der meist recht großen Anzahl feindlicher Kreaturen frustrierend und potenziert die erwähnten Umstände nur.

Es gibt durchaus coole Momente in Soulstice. Sie sind nur selten und in ein insgesamt recht monotones Kämpfen eingebettet.

Zum anderen ist sie beim friedlichen Erkunden ganz generell fixiert, so als würde sich Soulstice nicht an moderner Action, sondern den ersten Ausgaben von Devil May Cry orientieren. Furchtbar finde ich das! Denn wenn man einen Sprung nicht hinbekommt, weil man Briars Position im Verhältnis zu einer Plattform nicht genau genug erkennen kann, fördert das nicht gerade den Spaß am verpatzten Entdecken.

Soulstice Test – Fazit

Es hilft auch nicht, dass man es stets mit den gefühlt gleichen Zusammenstellungen an Gegnern zu tun bekommt; Soulstice ist in keiner Hinsicht so raffiniert, wie es gerne wäre, und wie es auch sein müsste, um als Actionspiel der Marke Devil May Cry zu überzeugen. Das ist umso bedauerlicher, da Szenario und Geschichte durchaus mein Interesse wecken. Doch in Verbindung mit der wahlweise starren oder unangenehm bockigen Kamera ist das übermäßig verkopfte Kampfsystem, das in Sachen Kombos zudem enttäuschend monoton ausfällt, einfach nicht stark genug, um mich zu fesseln. Ich schalte jedenfalls selten vom höchsten auf einen niedrigeren Schwierigkeitsgrad, doch hier habe ich genau das getan – nicht, weil mir das Spiel zu schwer war. Sondern weil ich einfach keine Lust mehr darauf hatte.

Soulstice – Pro und Contra

Pro:

  • Interessantes Szenario mit schicken Kulissen
  • Umfangreiches Entwickeln von Fähigkeiten und Waffen

Contra:

  • Entweder starre Perspektive oder häufige Fehler beim manuellen Bewegen der Kamera im Kampf
  • Unnötig umständliches und verkopftes Kampfsystem
  • Wenig abwechslungsreiche Kombos und Bewegungen

Entwickler: Reply Game Studios - Publisher: Modus Games - Plattformen: PC, PlayStation 5, Xbox Series - Release: 20.9.2022 - Genre: Action - Preis (UVP): 39,99€ (Steam)

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