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Teardown – Test: Der Abriss-Diebstahl-Simulator, von dem ihr nicht wusstet, dass er euch Spaß machen würde

Und ganz neu: Urlaubsfeeling inklusive.

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Langfinger-Abenteuer mit beeindruckender Zerstörung, das zwar weder realistisch noch fordernd ist, aber mit seiner großen Freiheit besticht.

Ihr habt ja Recht: Teardown gibt’s schon lange. Seit April, um genau zu sein. Weil mir ein Test zum Release aber durch die Lappen ging, nutze ich jetzt eben die nächstbeste Chance. Vor einigen Tagen ist nämlich eine kostenlose Erweiterung erschienen, die Teardown eine zusätzliche Mini-Kampagne spendiert. Damit kann das große Kaputtmachen also beginnen.

Und wie hier alles kaputt geht! Als wären sämtliche Fahrzeuge, Häuser und was sich darin befindet, aus winzigen Minecraft-Würfeln gebaut, zerfallen sie in ebenjene, wenn man mit dem Hammer dagegen haut, mit der Schrotflinte drauf schießt oder einfach einen LKW durch die Fassade fährt. Man könnte auch eine Rampe bauen, um den Wagen vom gegenüberliegenden Flussufer aus zu beschleunigen, nachdem man ihn vorher noch mit Nitroglycerin beladen hat…

Wobei man vorsichtig sein muss: In Teardown ist zwar so ziemlich alles zerstörbar. Anders als in Instruments of Destruction steht das Einreißen aber nicht im Vordergrund. Man spielt vielmehr einen Dieb oder eine Diebin und muss daher pro Einsatz diverse Gegenstände mopsen – von handlichen Gemälden bis hin zu Fahrzeugen, die in den eigenen LKW verladen werden. Manchmal ist der Auftraggeber auch an einem Tresor interessiert oder will selbigen im Meer versenkt wissen.

Den Wagen hat's leider in der Explosion mit zerrissen. Macht nichts, hier stehen ja noch andere und ein Truck herum.

Das Knifflige daran ist der Alarm, den das Entwenden vieler Zielobjekte auslöst. Denn sobald das geschieht, bleibt nur noch wenig Zeit, alle verbleibenden Aufgaben zu erfüllen und die Flucht zu ergreifen, bevor die Polizei eintrifft und zum Neustart zwingt. Entweder gelingt es also, diese Dinge mitsamt ihrer Sicherheitsverwahrung zu entwenden (das ist höchst selten der Fall), oder aber man bereitet das Stehlen sämtlicher Gegenstände so vor, dass man es nach Erklingen des ersten Alarms binnen einer Minute erledigen kann. Und genau dafür erschafft man durch cleveres Einreißen oder Sprengen von Wänden kurze Wege.

Gut, dass man jederzeit einen Speicherpunkt anlegen darf, um nach einem Fehler nicht die gesamte Mission wiederholen zu müssen. Schlecht nur, dass das Programm diesen Spielstand vergisst, wenn man es beendet. Das sorgt spätestens beim eigentlich schnellen Spielen auf dem Steam Deck für unnötige Wiederholungen. Aber schön natürlich, dass man Teardown überhaupt mit 40 zumindest weitgehend sauberen Sekundenbildern auf der Valve-„Konsole“ erleben kann!

Das anfängliche Zuhause ist etwas bescheidener, später nimmt man von hier aus Aufträge an.

Dem Spiel ist es übrigens völlig egal, wie viel Kollateralschaden man jeweils anrichtet – was ich durchaus bedauerlich finde, weil das zwar das fröhliche Kaputtmachen fördert, aber dem Langfingern einen Teil der motivierenden Herausforderung vorenthält. Tatsächlich darf man die Zeit nach dem Auslösen eines Alarms sogar im Hauptmenü schon herauf- oder herabsetzen und das Überspringen von Missionen sowie das Herbeirufen beliebiger Objekte ermöglichen. Dann unterscheidet sich die Kampagne kaum noch vom Sandbox-Modus, aber so richtig interessiert das hier eben nicht.

Gut, manchmal geht es ohnehin nur darum, ein bestimmtes Gebäude komplett einzureißen. Wobei ich mich köstlich über eine Sendung amüsiert habe, die am Tag darauf im Fernseher des Zuhauses lief, in dem man Aufträge annimmt und mit geklauter Kohle Werkzeuge aufwertet. In der Sendung wird das versenkte Haus nämlich kurzerhand zum Mythos deklariert; zur frei erfundenen Legende, weil dort laut Grundbuch ja noch nie eine Hütte gestanden hat.

Ach, ja, und diese auf einem Steg gebaute Hütte habe ich natürlich nicht mühevoll mit dem Hammer zerschlagen. Da bin ich einfach mit einem Boot durchgefahren. Immerhin sind Fahrzeuge und Maschinen des Zerstörers beste Freunde, wenn man im Bagger etwa zunächst das Erdgeschoss planiert und anschließend die Schaufel hebt, um auch höhere Wände zu erwischen. Man muss nur aufpassen, dass es die Vehikel nicht vor dem Zielobjekt zerlegt, denn auch die sind kaputtbar.

Wie hätte ich das Boot denn sonst nah genug an den Kran bekommen sollen?

Nun ist die Physik bei allem Spaß daran alles andere als perfekt, denn die zusammenklebenden Würfel, im digitalen Fachsprech freilich Voxel genannt, leisten entweder so großen Widerstand, dass man bestimmte Wände mit einem Hammer zum Beispiel vergeblich bearbeiten kann – oder aber sie zerbröseln so leicht, als wäre ein Windstoß durch einen Turm aus Wattebällchen gefahren.

Man hat nie das Gefühl statischen Widerstand zu überwinden, weshalb man auch die Kraft der Kräne oder Gabelstapler nicht spürt, wenn sie Mauern durchbrechen. Und weshalb eine Plattform aus massivem Stein schon mal frei in der Luft hängt, weil sie über einen einzigen Voxel noch bombenfest mit der Umgebung verankert ist. Starke Physik können das erwähnte Instruments of Destruction oder auch das nach wie vor beeindruckende Red Faction: Guerilla damit um Längen besser.

Nur so konnte ich in der Eröffnungsmission der neuen Mini-Kampagne schnell genug die Post ausliefern. Auch das muss ja erledigt werden.

Eine ganze Reihe offizieller und von Spielern gemachte Modifikationen verleiht dem Ganzen dafür zusätzliche Abwechslung. Zu meinen Favoriten zähle ich die Portal-Kanone, den T-Rex sowie die frisch veröffentlichte Mini-Kampagne. Mit der will Entwickler Tuxedo Labs schließlich zeigen, was man mit Mods so alles anstellen kann. Und tatsächlich haben sie ja ein komplett neues Szenario erschaffen: eine idyllische Insel, wo der Kästchenlook sowie die Unschärfe entfernter Kulissen wohlige Erinnerungen an Shin’ens The Touryst geweckt haben.

Teardown – Fazit

In der hübschen Kulisse der Erweiterung macht es daher gleich noch mehr Laune, mit dem Schiff die Insel zu umkreisen, während man einen Coup konstruiert. Aber auch so ist Teardown ein großer Spaß, weil man so mühelos durch Wände geht, sie sprengt oder mit anderen Mitteln möglichst effektive Mops- und Fluchtpläne ausklügelt. Im Sinne einer motivierenden Herausforderung ist das zwar kaum der Rede wert und leider fehlt der Physik das Gefühl von Gewicht, was ich beides sehr bedauerlich finde. Alles in allem ist Teardown aber ein großer Spaß, der mit wunderschönem Voxelschrott und fetter Beute belohnt wird.

Teardown – Wertung: 7/10

Pro und Contra

Pros:

  • Alles, wirklich alles ist zerstörbar
  • Motivierendes Zurechtlegen und anschließendes Ausführen des Plans
  • Offizielle Unterstützung von Mods, die jederzeit aktiviert werden können
  • Separate Herausforderungen und freies Wüten im Sandkasten

Contras:

  • Viele Strukturen zerfallen ohne erkennbaren Widerstand
  • Elegantes Ausführen etwa ohne nennenswerte Zerstörung wird nicht belohnt
  • Speicherstände in Missionen gehen bei Verlassen des Spiels verloren
  • Funktionierende, aber sehr unhandliche Gamepad-Unterstützung

Entwickler: Tuxedo Labs - Publisher: Tuxedo Labs - Plattformen: PC - Release: 21.04.22 - Genre: Puzzle/Sandbox/Simulation - Preis (UVP): knapp 20 Euro

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Teardown

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Über den Autor
Benjamin Schmädig Avatar

Benjamin Schmädig

Redakteur

Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.

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