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Through the Darkest of Times angespielt: Wöchentlicher Widerstand

Stellt euch mutig den Nazis entgegen.

Es tut sich was in Deutschland. Nachdem die Sozialadäquanzklausel in Zukunft bei Spielen Anwendung findet und somit die Darstellung von Hakenkreuzen abhängig vom Kontext im Spiel möglich ist, war Through the Darkest of Times der erste Titel, der auf der gamescom mit entsprechenden Symbolen vertreten war.

Wie ihr in unserem ausführlichen Artikel - Through the Darkest of Times und der Widerstand in Nazi-Deutschland: "Es fühlt sich unglaublich richtig an, dieses Spiel zu machen" - erfahren habt, beschäftigt sich das Spiel mit dem Widerstand in der Zeit des Nazi-Regimes beziehungsweise im Zeitraum des Aufstiegs der Nationalsozialisten in Berlin.

Es ist nicht so, dass die Entwickler an jeder Ecke Hakenkreuze ins Spiel klatschen, weil sie es können. Sie tun es dort, wo es im Kontext gesehen Sinn ergibt. In der auf der gamescom spielbaren Demo waren das nicht viele Szenen. Dass dies jetzt möglich ist, verleiht dem Spiel den letzten Funken Realismus und Authentizität, der solchen Titeln bislang fehlte. Symbole waren nicht das Einzige, worauf die Entwickler achten mussten, betont Paintbucket Games' Sebastian Schulz auf der Messe. Auch der Hitlergruß war zum Beispiel verboten. Die jüngste Entwicklung in diesem Bereich bezeichnet er als "großen Schritt" und beide Entwickler seien froh darüber.

Woche für Woche plant ihr neue Aktionen auf der Stadtkarte.

Spielen konnte ich auf der gamescom den Anfang des Spiels und das erste Kapitel, das sich mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland beschäftigt. Zuallererst steht die Erstellung eines individuellen Charakters auf dem Programm. Ihr legt Geschlecht, Aussehen und andere Aspekte fest, verpasst eurer Figur einen Hut oder eine Brille. Anschließend befindet ihr euch im Unterschlupf eurer Widerstandsgruppe. Das erste Ziel: Bis zum 10. Juli 1933 über 100 Unterstützer für eure Sache gewinnen.

Mit jeder Runde im Spiel vergeht eine Woche und in jeder Woche habt ihr die Möglichkeit, neue Aktionen zu planen und durchzuführen. Ihr beschafft unter anderem Geld zur Finanzierung, rekrutiert neue Unterstützer, fertigt Beweisfotos für Verbrechen der Nazis an oder schmiert Parolen auf Wände. Zum Start einer Runde seht ihr die neuesten Nachrichten in den Zeitungen, die sich an realen Begebenheiten der damaligen Zeit orientieren.

In jeder Runde halten euch die Zeitungen auf dem Laufenden.

Gleiches gilt für Zwischenereignisse, die in regelmäßigen Abständen stattfinden. Auf der Straße stoßt ihr im Verlauf der ersten Wochen zum Beispiel auf eine Dreiergruppe aus SS-Leuten, die einen Juden drangsalieren. Der ältere Mann liegt am Boden und euch stehen verschiedene Möglichkeiten zur Wahl. Unter anderem die, einfach abzuhauen. Oder ihr geht dazwischen, redet mit den SS-Leuten, verwickelt sie so lange in ein Gespräch und lenkt ihre Aufmerksamkeit auf euch, bis sich das Opfer im Hintergrund wegschleicht und in Sicherheit gelangt.

Nachdem der Reichstag brennt, herrscht in der Stadt erhöhte Aufmerksamkeit. Alle Bereiche sind rot markiert und es sind SS-Soldaten auf der Übersichtskarte zu sehen. Vorübergehend sind die Missionen schwieriger und beim Regime herrscht erhöhte Aufmerksamkeit. Jeder der Aufträge im Spiel hat einen bestimmten Schwierigkeitsgrad und nicht jedes Mitglied eurer Gruppe eignet sich für jede Mission. Sie haben unterschiedliche Stärken, zum Beispiel in den Bereichen Empathie und Verschwiegenheit. Durch erfolgreiche Aktionen sammeln sie Erfahrungspunkte und steigen im Level auf, dabei verteilt ihr zusätzliche Punkte auf diese einzelnen Werte. Damit lassen sie sich spezialisieren oder zu Allroundern machen, ganz wie ihr möchtet. Hinzu kommen die persönlichen Aspekte der Widerständler. Als die Frau eines Mitglieds kurz vor ihrer Geburt steht, möchte der Kamerad die Gruppe verlassen, um bei seiner Familie zu sein. Ihr lasst ihn das entweder tun oder überzeugt ihn davon, eurer Sache treu zu bleiben.

Die Mitglieder eurer Gruppe verfügen über unterschiedliche Stärken und steigen im Level auf.

Abseits der wichtigen Grundthematik, die das Spiel auf eine bedrückende Art und Weise durch seinen Stil und Ereignisse wie die öffentliche Bücherverbrennung vermittelt, zeigte sich Through the Darkest of Times in der gamescom-Demo noch von seiner unausgereiften Seite. Wie Schulz beim Blick auf den Bildschirm anmerkt, würde er viele Grafiken hier und da gerne noch ersetzen oder verbessern. Zudem ist das Balancing noch weit von seinem finalen Zustand entfernt. Im spielbaren ersten Kapitel hatte ich keine Chance, die geforderte Zahl von 100 Unterstützern bis zum genannten Zeitpunkt zu erreichen. Somit hieß es "game over" und meine Widerstandsgruppe fiel aus Mangel an Moral und Gehilfen in sich zusammen. Aber das soll aktuell nicht weiter stören, denn mit der Veröffentlichung des Spiels ist erst gegen Ende 2019 zu rechnen. Bis dahin bleibt den beiden Entwicklern noch viel Zeit für den Feinschliff.

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

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