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Alone in the Dark

Feuertaufe mit zwei Meinungen

Doch, oh Wunder: damit arrangiert sich. Und das liegt an der beachtlichen Ereignisdichte des Spiels, an der man sich zunächst zähneknirschend, im Verlauf aber immer bereitwilliger von jeder der acht Episoden zur nächsten hangelt.

Die Serienstruktur verleiht dem Spiel tatsächlich ein tolles Tempo, der nächste Cliffhanger kommt bestimmt und die zahlreichen interessanten Situationen, in die Euch fast jeder Akt wirft, lassen zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Ob man nun an abgerissenen Hochspannungsleitung an einer Klippe entlang hangelt, einen menschenfressenden schwarzen Schlamm mit geschicktem Einsatz von Licht aus einem Gang vertreiben muss, oder eine Viertelstunde überlegt, wie man - verdammt nochmal - die eingeklemmte Leiche des Wachmanns zum Handflächen-Sensor am Ausgang der Halle befördern soll: AitD stellt Euch immer wieder auf spannende und ungewöhnliche Arten auf die Probe.

Dazu kommt noch, dass die Echtzeit-Interaktion mit der Umgebung die Welt öfter wie aus einem Guss wirken lässt, als man es in dieser Sorte Spiel gewohnt ist. In den seltensten Fällen verlangen Eden Games von Euch an einer bestimmten Stelle, "A" zu drücken, um Euch daraufhin mit einer selbstablaufenden Sequenz zu belohnen, die Euch zeigt, dass Euer Charakter den Weg frei macht.

AitD wird Eure Meinung zu Türen in Videospielen nachhaltig verändern.

Und das tut dem Spielgefühl und der Immersion unglaublich gut. Anfangs findet man das "Feature", blinzeln zu können noch befremdlich, bis sich herausstellt, dass Carnby über die so genannte Spektralsicht verfügt. Schließt er die Augen, sieht er die Schwachstellen seiner Feinde, dämonische Risse, die den Körper ihrer Wirte entstellen. Ein Schuss Brandmunition in eine der klaffenden Wunden erleichtert jeden Kampf erheblich. Mit seinem inneren Auge empfängt er außerdem Botschaften aus dem Jenseits und entdeckt Dinge, die normalen Menschen verborgen bleiben.

Auch über die gesamte Breite des Parks entfacht Eden Games später ein grundsätzlich streng lineares Spielerlebnis, dessen Story nur in bestimmten Gebäuden weitergeführt wird. Allerdings könnt Ihr zahlreiche Blindspots auf der Karte Eures PDAs aufsuchen, an denen Teile der Hölle aus der Unterwelt wie bitterböse Wurzeln ins Diesseits sprießen. Verbrennt Ihr dieses Teufelskraut, erhaltet Ihr zusätzliche Punkte auf Eurer bis 100 reichenden Spektralsicht-Skala. Wo andere Spiele solche Elemente schamlos zum Strecken der Spieldauer ausnutzen, stellen Euch einige der Wurzeln vor wirklich harte Physikrätsel oder andere Denksportaufgaben.

Hinter den alles verzehrenden Rissen steckt ein Geheimnis sprichwörtlich biblischer Proportionen.

Überhaupt ist an Alone in the Dark vor allem in den letzten drei Abschnitten mitunter ein reinrassiges Adventure verloren gegangen. Was hier an Rätseln aufgefahren wird, hat den Namen noch verdient. Nur selten springt einem die Antwort ins Gesicht oder lässt sich gar mit den üblichen Videospielschablonen knacken. Und da macht es mir überhaupt nichts aus, dass man den meisten Gegnern viel zu einfach weglaufen kann und die Kämpfe selbst selten mehr als das Verfeuern großer Mengen Benzins erfordern.

Zugegebenermaßen kommt dabei nicht der große Horror auf. Doch den hat ja zum Beispiel auch Resident Evil erst kürzlich zugunsten der Action aus dem Fenster geworfen. Alone in the Dark tut ähnliches, stellt dafür aber Abwechslung und Experimentierfreude an oberste Stelle. Und wer einmal bei Mondschein unter einem unheilvoll wolkenverhangenen Nachthimmel durch die Nebelschwaden des Central Park spazieren musste, dem kitzelt es immer noch - hinten im Nacken.

Alone in the Dark ist eben doch näher an seinem großen Ahnen, als man zunächst denken würde. Noch vor dem Ende seid Ihr tausend Mal gestorben, habt über Rätseln geflucht und geschwitzt und Euch über die Steuerung aufgeregt. Nur um hinterher zu merken, dass da doch ein irgendwie neuartiges und spielenswertes Erlebnis hinter Euch liegt. Und eines mit einem, nein, gleich zwei, ungewohnt düsteren Enden noch dazu.





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Alone in the Dark ist bereits für PC, Xbox 360, PlayStation 2 und Wii im Handel erhältlich. Die PS3-Version folgt im Herbst.