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Kane & Lynch: Dead Men

Lügen und Betrügen Online!

Mit dem Ableben eines Spielers tut sich dann auch schon die nächste, interessante Facette dieses halb-kooperativen Räuber und Gendarm-Spiels auf: Wer im bleiernen Hagel des Gesetzes oder eines abtrünnigen Mitgauners sein Leben lässt, findet sich fortan auf Seiten eines Swat-Teams wieder. Praktisch, dass Kollege Ramirez seit seinem treulosen Schnappreflex ein riesiges, orangenes „Verräter“-Zeichen ziert. So wird nicht nur die versammelte Panzerknacker-Bande auf den charakterschwachen In-den-Rücken-Schießer aufmerksam. Während ich also vor meinem inneren Auge ein bitterböses Rachegemälde pinsele, verstecke ich mich an einem netten Choke-Point. Kurz nachdem ich Deckung hinter einer halbhohen Mauer bezogen habe, kommt auch schon der niederträchtige (aber reiche) Samba-King um die Ecke geschlichen… direkt in das Mündungsfeuer meines SMG. Ein unglaublich befriedigender Moment.

Doch ich merke schon bald, dass das zweite (und letzte; der nächste Bildschirmtod beendet die Teilnahme an der aktuellen Runde) Leben auf Seiten des Swat nicht nur vom Rachedurst, sondern auch vom Finderlohn bestimmt ist. Ein intelligentes System stellt sicher, dass die Swat-Jungs auch wissen, welcher Abschuss sich lohnt: Der Gauner mit der schwarzen Skimaske ist stets der beste Fang.

Die Spieler auf Seiten des SWAT haben immerhin keinen Verrat mehr zu fürchten.

Schon die halbe Stunde hitzigen Anspielens hat mich davon überzeugt, dass in Kane & Lynch nicht nur eine Menge Style, sondern auch Substanz steckt. So sehr Kurup und seine Mannen auch ein „zugängliches Spiel für Erwachsene“ im Auge hatten, so wenig haben Sie den Hardcore-Gamer vergessen. Das beweisen vor allem die zahllosen Ranglisten: Das Spiel führt Protokoll über die kumulierte Beute, überlebte Brüche, die Anzahl der Verrate, der Racheakte und wieviel Finderlohn ihm bislang zustand. „Du kannst sogar sehen, ob ein potentieller Mitspieler jede Partie mit einer respektablen Beute beendet oder ob es sich um einen eher bescheidenen Zocker handelt, der nur in dieser einen Partie mal den Jackpot geknackt hat“ erklärt Kim Krogh. Genau ein solches Ranglisten-System hätte dem mittlerweile leider wieder in der Versenkung verschwundenen Shadowrun eine ganz andere Popularität verleihen können. „Die beiden besten Spieler der Welt – also die mit dem dicksten Beutekonto – erscheinen den anderen Spielern als Kane und Lynch persönlich.“ sagt der Chef der Multiplayer-Abteilung und merkt gar nicht was für eine Freude er mir damit gemacht hat. Nicht, dass ich mir große Chancen auf einen dieser beiden Plätze ausmachen würde – es ist nur diese Liebe zum Detail, die mir diesen Titel noch sympathischer macht.

Die halbe Miete für ein langes Online-Leben: Die Möglichkeit zur Angeberei.

Weniger Sympathien erntet IO allerdings für den Co-Op-Modus, der zwar für sich genommen ausgesprochen gut funktioniert, unverständlicherweise aber nur im Splitscreen angeboten wird. Xbox Live- und PSN-User müssen Ihre Freunde also wieder nach Hause einladen. Wie damals. Auf dem N64. Und Kekse und Cola dazu reichen. Nichtsdestotrotz verspricht Kane & Lynch: Dead Men auch mit geteiltem Bildschirm ein düsterer, aber großer Spaß zu werden. Etwa, wenn Lynch in den Psycho-Modus geht, weil ihm seine Pillen ausgegangen sind. „Dann erscheinen ihm schon mal Kollegen als Polizisten, oder so“ Auf das „oder so“ will J-P allerdings nicht weiter eingehen. Verspricht aber, dass Lynchs Halluzinationen im Co-Op Modus für einige „sehr interessante Szenarios“ sorgen werden.

Auf die Frage, was denn noch am Spiel gemacht werden müsse, erklärt ein IO-Mitarbeiter, dass man mit der Steuerung noch nicht ganz zufrieden sei. Und tatsächlich ist das automatische Anlehnen an die Deckung noch alles andere als ausgereift. Man will zwar zugänglicher und Casual sein, erleichtert dem Spieler dadurch aber nicht unbedingt das Zocken: Oft gibt es beispielsweise noch eine spürbare Verzögerung, bevor die Spielfigur begreift, dass sie sich an eine Mauer anschmiegen soll, um den dahinterliegenden Raum hinunter zu blicken. Und will man sich geduckt aus der Deckung lehnen, erfordert dies eine eher verkrampfte Tastenkombination. Entschlackt IO Interactive die Steuerung seiner Gauner noch ein wenig, werdet ihr mich aber definitiv häufiger online vor die Flinte bekommen. Ich meine, wir wären doch ein klasse Team, oder? Ihr und ich! Wir schaffen das! Ihr geht vor, nehmt was Ihr kriegen könnt und Ich halte Euch den Rücken frei!

… versprochen …

Alle säumigen K&L-Fans sei an dieser Stelle noch einmal unser dickes Interview mit Jens-Peter Kurup ans Herz gelegt.

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