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Retro-Börse in Bochum

Die gute, alte Zeit

Vor allem Anhänger japanischer Originale waren im siebten Himmel. Kistenweise Software für heißgeliebte Systeme wie den Sega Saturn, das NeoGeo und andere luden zum ausgiebigen Stöbern ein.

Während die billigsten Neo Geo-Module für ca. 40 Euro angeboten wurden - und die teuersten wie Last Blade 2 oder Metal Slug 3 locker die 400 Euro-Grenze sprengten -, konnte man feine Super Famicom-Klassiker wie Final Fantasy V, Dragon Quest VI oder Chrono Trigger oft für weit unter 20 Euro bekommen. Natürlich sind das dann für 95% der Spieler primär Sammlerstücke, ohne Sprachkenntnisse entlockt der Mitteleuropäische Fan den RPG-Klassikern nicht allzu viel Spielspaß.

Aber es geht eben auch ums Besitzen. Und wenn man dann wieder an einen Stand kommt, der sich auf seltene, aufwändige Special Editions (wie die Xenogears Millenium Collection), Raritäten á la Radiant Silvergun (der heilige Gral der Saturn-Shooter-Fans), klassische Soundtracks (die heute fast nur noch als Hong-Kong-Kopien zu kriegen sind) oder signierte Spiele (beispielsweise von Castlevania-Machen Koji „IGA“ Igarashi oder Komponisten-Koryphäe Yuzo Koshiro) spezialisiert hat, dann juckt es auch den sparsamsten Zocker in den Fingern, zumindest einen der seltenen Schätze mit nach Hause zu nehmen.

NeoGeo-Module satt.

Und weil ständiges Kaufen nicht nur irgendwann langweilig wird, sondern auch gepflegt ins Geld geht, sorgten die Organisatoren obendrein für ein knappes, aber dennoch interessantes Rahmenprogramm. Die Mini-Ausstellung mit dem Thema Bergbau im Videospiel war zwar wohl aus generellem Platzmangel nicht allzu prominent platziert, bot aber dennoch einen netten, abwechslungsreichen Einblick in die ungewöhnliche Thematik.

Ob jetzt Donkey Kong in der Lore durch den Stollen rast oder Mr. Driller sich fleißig in die Tiefe gräbt, es ist interessant zu verfolgen, wie das Motiv von verschiedenen Spielen umgesetzt wurde. Auch wenn die Auswahl natürlich nicht vollständig war (immerhin hat gefühlt so ziemlich jedes RPG irgendeine Art von Minen-Dungeon) und ein paar Schautafeln vielleicht zudem geholfen hätten, gut war die Idee allemal.

Programmierer wie Simon Quernhorst mit seinem Atari VCS-Projekt Kite, einer Lenkdrachensimulation, die mit zwei Joysticks gespielt wird, oder Giesbert Siegmund und Helmut Müller, die gemeinsam mit dem belgischen Entwickler Kristof Tuts das neue Vectrex-Spiel Vector Pilots präsentierten, zeigten, dass auch auf den scheinbar bereits begrabenen Systemen auch heute noch eine aktive Entwicklerszene aktiv ist. Literarisch wurde es dann bei der Lesung von Dr. Johannes Ulbricht, der aus seinem im Juni im CSW-Verlag erscheinenden Roman „Der Spielemacher“ vortrug.

Blick auf die Bergbau-Spiele-Ausstellung.

Kurzum: Das interessante Rahmenprogramm und vor allem natürlich das herausragende Angebot der Händler zu den meist enorm humanen Preisen waren nicht nur die ausgesprochen fairen 4 Euro Eintritt wert, sondern auch die fast 300km Anfahrtsweg. Die säuberlich aufgereihten Klassiker, die begeisterten Fans, die spontanen Diskussionen über Pro und Contra diverser Klassiker und die netten Händler, die nicht nur mit Fachwissen überzeugen, sondern auch fast durchweg mit der Bereitschaft zum Handeln erfreuten, machten eines deutlich:

In den etwas mehr als 30 Jahren, die unser Lieblingshobby mittlerweile auf dem Buckel hat, ist technisch vielleicht viel geschehen, für den Spaß an der Sache ist es aber letzten Endes egal, ob ein Spiel aus dem Jahre 1979 oder aus dem Jahre 2009 stammt. Und eines ist jetzt schon sicher. Wenn die Börse 2010 wieder ihre Pforten öffnet, dann bin ich wieder mit von der Partie. Und Ihr solltet das genauso tun.

An dieser Stelle ein Dankeschön an Sebastian Sonntag, der sich als Fotograf zur Verfügung stellte. Weitere Bilder zum Thema findet Ihr in unserer zugehörigen Retro-Börse in Bochum-Galerie

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