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Tony Hawk: RIDE

Zwei Drittel Grindcore, ein Drittel Fun

Von Zeit zu Zeit geht es auch in die Halfpipe. Hier muss das Board parallel zum TV gedreht werden und die Links-rechts-Kicks holen jetzt entweder Schwung für Air-Tricks oder lassen euch Stalls ausführen. Es spielt sich nicht grundlegend anders, bietet aber eine nette Abwechslung und ein paar Möglichkeiten für neue Tricks. Ich kann es nicht leugnen, all diese Dinge machen wirklich Spaß, auch wenn man anfangs etwas ungelenk auf dem Board herumwackelt.

Dass RIDE auf Parties als kurzfristigen Kracher herhalten kann, liegt nicht an dem sehr drögen Hot-Seat-Modus für bis zu acht Spieler, die sich abwechseln, um Punkte zu sammeln. Vielmehr ist es einfach mitunter irrsinnig lustig, jemandem dabei zuzugucken, wie er sich auf dem wackligen Board abmüht. Schadenfreude ist halt doch die beste Freude. Dieser Aspekt fällt Online weg und auch sonst fehlt dort einiges. Zum Beispiel Turniere, vernünftige Scoreboards oder irgendwas jenseits kurzer Rennen, Punktejagten oder Trick-Kurse. Absolviert mit bis zu drei weiteren Wacklern eines davon und das war es. Keine Blumen hier.

Am Ende schmälern aber selbst der mäßige Multiplayer, die nicht ganz elegante Balance oder die Fehlerkennungen der IRs kaum den Enthusiasmus, den ich bereits bei ersten Antest-Versuchen vor Monaten empfand. Es geht weniger um das superpräzise Punktesammeln der früheren Teile der Reihe, mehr um den schlichten Spaß an dem Pseudo-Skateboard-Feeling. Der funktioniert, selbst wenn das Ganze natürlich mit echtem Skateboarding denkbar wenig zu tun hat. Wie euch diverse Amateurskater im Internet in den nächsten Wochen lautstark an einschlägigen Orten bestätigen werden. 13 von Activision verpflichtete Pros jedoch, darunter natürlich Tony, Ryan Sheckler oder Rodney Mullen, werden aber etwas anderes behaupten. Hört nicht auf sie.

Jede Wette: Den Teppich haben die nur für RIDE bei Ikea gekauft.

Lassen wir das, es macht Laune, realistisch oder nicht. Nach ein paar Stunden fühlt man sich jedoch bereit für einen der nächsten beiden Schwierigkeitsgrade. Und hier beginnt es alles in sich zusammenzufallen. Die Tricks ändern sich nicht, aber ihr müsst nun selber lenken. Angeblich greift euch der mittlere Härtegrad noch ein wenig unter die Arme, während ihr auf hart alles allein machen müsst. Der Unterschied macht sich aber kaum bemerkbar.

Gelenkt wird durch das Kippen des Boards zur Seite nach links oder rechts. Je mehr Neigung, desto schneller dreht der Skater. Die recht stabile Basis macht dieses Vorhaben jedoch sehr schwer zu dosieren. Man erkannte wohl das Problem und sorgte dafür, dass selbst Schwerlastzüge einen geringeren Wendekreis haben als dieses Board. Keine Einstellung änderte groß etwas an dem Problem und selbst die banale Tutorial-Mission durch 10 ziemlich große Flächen zu navigieren, sorgte für Flüche weit jenseits dessen, was ich hier wiedergeben möchte.

Ihr könnt euch vorstellen, wie es mit der Stimmung aussieht, sobald ihr nicht nur lenken, sondern präzise lenken und auch im schnellen Wechsel noch haargenau die Tricks ausführen müsst. Ich will nicht ausschließen, dass es Menschen gibt, die mit genug Übung dieses Kunststück bewältigen können, einer von ihnen wahrscheinlich Tony Hawk. Jeder normale Spieler ohne große Vorkenntnisse oder ein jahrelang trainiertes Balancegefühl kann genauso gut skaten lernen. Es dürfte kaum schwieriger sein.

Es gibt eine Art leichtes Cell-Shading bei den Skatern, was im Spiel jedoch kaum auffällt.

Sofern ihr also nicht über weit über die Norm hinausgehende Ambitionen verfügt, einen großen Teil eurer Freizeit der nächsten sechs Monate zu opfern, um etwas zu lernen, was nichts mit Skaten zu tun hat, aber euch die zwei Schwierigkeitsgrade von Tony Hawk RIDE meistern lässt, dann bleibt ihr besser gleich auf Casual.

Tony Hawk RIDE macht eine Menge Fehler, nicht zuletzt den, dass man bei vielen Aspekten des Spiels den Eindruck gewinnt, dass sich die Entwickler zu sehr auf den Charme der neuen Hardware verließen. Diese erledigt ihren Dienst zugegebenermaßen ganz ok, aber längst nicht perfekt. Selbst im Casual-Modus, wo das an Spaß zu finden ist, was ihr hier bekommen werdet, wird nicht immer alles so erkannt, wie ihr es euch dachtet und eigentlich auch ausführtet. Trotzdem, hier kommt wenigstens noch Spielspaß auf, der auch ein ganzes Weilchen anhält.

Der Spaß endet jedoch genau in dem Moment, in dem ihr die Schwierigkeit hochfahrt und selber lenken müsst. Präzises Steuern plus ein paar Tricks im richtigen Moment ist ohne intensivstes, monatelanges Training kaum möglich. Vergesst es einfach. Wenn eure Ambitionen so groß sind, dann wartet auf den Frühling, kauft für die 100 Euro ein gutes Board und schürft euch die Knie ab. Das ist trotz blauer Flecken gesünder und weit unterhaltsamer. Begnügt ihr euch jedoch mit dem Casual-Fun, gern auch auf Parties und solltet vor allem nicht jeden Euro zweimal wenden müssen, dann wird RIDE zum witzigen Spaß für zwischendurch. Aber immer noch nicht zu einem guten Spiel.

Tony Hawk: Ride steht ab sofort groß und breit mit seiner Riesenpackung in den Läden. Kosten tut es auf PS3, Wii und Xbox 360 etwa 100 Euro. Eine Special Edition gibt es auch, sogar für den gleichen Preis. Aber auch mit dem gleichen Inhalt. Nur ist das Board rot statt grau. Dolle Edition....

5 / 10

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