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Colin McRae DiRT

Dreckig ist schön!

Vor neun Jahren herrschte in meinem Schlafzimmer ein erbitterter Krieg. Die Fronten waren verhärtet und keiner der Kontrahenten wollte auch nur einen Zentimeter zurückweichen. Es drehte sich um zwei Rally-Simulationen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Auf der einen Seite die V-Rally-Anhänger, die das einfache Spielprinzip und die abwechslungsreichen Strecken liebte. Und auf der anderen Seite die Colin McRae Rally-Freunde, die mehr Simulation als Action-Game forderten.

Die hitzigen Debatten mündeten stets in knallharten Herausforderungen, die auf der Rennstrecke ausgetragen wurden. Abwechselnd mussten die Kämpfer am Joypad Platz nehmen, um die beste Rundenzeit heraus zu fahren. In einem spannenden Match gegen meinen härtesten Widersacher gelang es mir, ihn selbst in dem ungeliebten Colin McRae Rally zu schlagen. Der Sieg war mein. V-Rally war das bessere Spiel, ich der bessere Fahrer – ein wichtiger Meilenstein für den Rallysport, ach Quatsch, für den Weltfrieden.

Doch die Geschichte der Videospiele sollte einen anderen Verlauf nehmen. Der Stern von V-Rally sank von Version zu Version. Schon der dritte Teil konnte sich nur schwer gegenüber der Konkurrenz behaupten. Und nicht nur V-Rally musste leiden, das gesamte Genre verlor auf den Konsolen an Bedeutung. Angesichts „echter“ Fahrsimulationen wie Gran Turismo schwand die Fangemeinde und ein Mitbewerber nach dem anderen gab auf. Letzten Endes blieb mir somit nichts anderes übrig, als mich Colin McRae Rally hinzugeben.

Beim Crossover darf man mit der Rally-Legendes Lancia Stratos antreten.

Denn allein der Grand Senior konnte sich einigermaßen behaupten und sogar die Angriffe des Newcomers WRC abwehren. Trotzdem war beim letzten Teil, Colin McRae Rally 2005, irgendwie die Luft raus. Die frische Grafik und eine nagelneue Physik-Engine waren einfach nicht genug, um den Klassiker wieder an die Spitze zu befördern. Die Entwickler brauchten einen Neuanfang, eine Revolution.

Fast drei Jahre zogen sich die kreativen Bastler zurück und arbeiteten an ihrem großen Wurf: An dem Rally-Spiel der Rally-Spiele, einer Simulation, die das Genre neu definieren sollte, kurz Colin McRae DiRT.

Nun kreist die Debug-Version des fast fertigen Spiels in unserem Xbox 360-Laufwerk und die Begeisterung ist allgegenwärtig. Während die PC-Besitzer mit der harschen Hardware-Anforderungen zu kämpfen haben, läuft der Titel trotz aller Grafikpracht auf Microsofts Konsole relativ ruckelfrei. Das Renngeschehen wird zwar nur mit 30 Frames pro Sekunde dargestellt und geht bei mehreren Fahrzeugen schon mal in die Knie, dafür brennt Colin McRae DiRT ein Effekt-Feuerwerk ab, das selbst Titel wie Project Gotham Racing 3 alt aussehen lässt.

Beim Rally-Raid tritt man mit einem waschechten Geländewagen an.

Der Weichzeichner-Filter über dem gesamten Bild ist sicherlich Geschmackssache, doch die prächtige Vegetation und die bis ins kleinste Detail modellierten Fahrzeuge sind wirklich Weltklasse. Gerade ein Forza 2 muss hier verschämt zugeben, dass man auch mit viel Physik und detaillierten Zuschauern eine echte Next Generation-Grafik hin bekommt. Lediglich die kleinen Pop-Ups am Horizont und die fehlenden Wettereffekte schmälern den erstklassigen Gesamt-Eindruck.

Doch die Verpackung ist schließlich bei einem Rennspiel nur zweitrangig. Viel mehr kommt es auf ein gutes Feedback des Rennstrecke und ein nachvollziehbares Fahrgefühl an. Leider enttäuscht hier das Force-Feedback von DiRT. Die Vibrations-Unterstützung kann man bisher nur als äußerst schwach bezeichnen. Zumindest in der Vorabversion fällt es schwer, den Zeitpunkt zu bestimmen, wo die Reifen ihre Haftung verlieren.