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Contra: Rogue Corps: Test - Das ist das Ende

Tschüss, Contra.

Eurogamer.de - Finger weg! Badge
Ein bestenfalls drittklassiger Twin-Stick-Shooter könnte der traurige Endpunkt einer legendären Serie werden.

WOW!!! ÜBERRASCHUNG!!!!!! CONTRA: ROGUE CORPS IST DAS SPIEL DES JAHRES!!! ACH WAS! DES JAHRTAUSENDS!!!

Nicht dieses, aller die noch kommen! Man kann gar nicht in Worte fassen, wie absolut brillant Contra: Rogue Corps alles einfängt, was nicht nur Contra, nein, Videospiele als solches auszeichnet!!! Sicher, ihr seht einen Screenshot und denkt vielleicht "Wow, das ist die übelste Grütze, die ich je sah, seit mein Hamster auf meine Xbox 360 pinkelte." Aber das ist doch genau der Punkt!!! Read Dead Redemption 2 kann jeder, sogar euer Gehirn! Ihr müsst bei Contra hinter die Farben sehen, hinter das, was für jeden Laien auf dem Screen zu erkennen ist. So wie ihr beim Jazz auf die Noten achten müsst, die nicht gespielt werden!

Und ihr spielt nicht nur allein. IHR SPIELT ZU VIERT!!! IHR UND DREI FREUNDE AUF DEM ULTIMATIVENMEGAACTIONHAMMEROBERÜBERGRANATENTRIP!!! Wieder denkt ihr vielleicht "Ich will das nicht mal allein ertragen, ich mag meine Freunde, die sollen das nicht spielen." Aber das heißt nur, dass die Schrumpfrosine, die ihr euer Gaming-Hirn nennt, nicht erfasst hat, dass ihr hier die Neugeburt des Action-Gamings, das göttliche Aus-der-Taufe-heben eines neuen Paradigmas in Sachen Multiplayer. Das hier ist besser als Jesus und Buddha, die zusammen Contra 3 im Koop spielen. Weil sie in Contra: Rogue Corps noch Allah und Mafdet dazu holen können. Zu viert haben diese Göttlichkeiten dann eine winzige Chance, alles zu erfassen, was uns normalen Sterblichen an totaler, absoluter Brillanz entgeht! Ach was sage ich, wenn Götter Rogue Corps spielen, dann weinen die Himmel, weil sie wissen, dass diese vier nie zurück in ihre Paradiese kommen werden, weil Rogue Corps zu spielen, ist besser als im Paradies abzuhängen. DAS IST EIN FAKT!!!

...

Okay, der Witz wird alt. Es ist offensichtlich, dass Contra: Rogue Corps ziemlicher Murks ist. Ja, es ist grundlegend als schlechtes Pseudo-Twin-Stick-Shooterchen spielbar. Sehr grundlegend. Wenn man mal nicht irgendwo festhängt oder die für 2019 komplett absurde Grafik einem Details unterschlägt oder in den heftigsten Momenten alles in einem Anfall aus fehlplatzierten Polygonresten versinkt. Ihr ballert euch zu viert stumpf mit einem Set aus hassenswerten Figuren durch lustlos entworfene Winzlevel, um in einem Hub das übliche Spielchen aus Upgrades durchzuexerzieren oder klickt euch durch optische Feinheiten für die Figuren und überlegt, was jetzt genau am furchtbarsten aussieht.

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Ihr klickt euch durch ein erstaunlich tiefgründiges Upgrade-System, das in einem anderen Spiel vielleicht einen Sinn gemacht hatte, aber weder Contra noch Twin-Stick-Shooter leben davon, dass man möglichst viel Zeit in Menüs zubringt. Vor allem, wenn sich trotz aller Bemühungen die Figuren nicht so anders spielen und bei allen Figuren der wichtigste Wert einer ist, der klarmacht, wie verfehlt das alles hier ist: Die Cooldown-Zeit der Waffen. Das ist richtig, praktisch alles hat Cooldown nach der Benutzung oder überhitzt nach ein paar Sekunden. Sicher, so kann ich Strategie in mein Spiel bringen. Oder es ruinieren, wenn das Level-Design im Grunde eh nur auf einem Ansturm von hirnlosen Horden beruht. Nicht mal hirnlose Reflex-Action bekommt Contra hin, weil ihr ständig auf den Cooldown und die Hitzeentwicklung schielen müsst. Robotron 2084 ist aus diesem Grund das bessere Spiel, es versteht die Grundlagen des Genres. Sogar mit Smash TV auf dem Mega Drive hatte ich mehr Spaß und dessen Controller hatte nicht mal ein zweites Steuerkreuz.

Das zieht sich dann für ein Dutzend oder so Stunden hin, in denen man viel Zeit hat, zu kontemplieren, welche anderen Spiele man hätte kaufen können und ist schlicht baff, dass es da noch einen Season-Pass gibt, der mehr von all dem "Spaß" liefert. Ich nehme an, dass jedes Spiel, dass einen Couch-Koop bietet, einen kleinen Bonus verdient hat und ja, mit Freunden ist das Leid immer noch am Kleinsten. Aber das ist hier sehr relativ. Übrigens, nicht, dass ich etwas von dem vergesse, für das man die Serie früher mal geliebt hatte: Die Musik ist denkbar belanglos, die Soundeffekte furchtbar ausgesteuert, es ist ein Spiel, das einfach durch und durch unerfreulich für die Ohren ist.

Zombies fliegen an den Screen. Das ist doch genau das, wofür man Contra immer liebte.

Falls irgendjemand glaubt, dass es mir Spaß macht, das zu schreiben, dass ich mich jetzt genüsslich darin suhle, das neue Contra zu zerfetzen, das noch über viele, viele Abschnitte tun werde ... Pffft, Zeitverschwendung. Kauft diesen Murks nicht und gut ist, spart euch diese zu allem Überfluss erstaunlich teure viertklassige Action. Fast jeder Action-Indie ist der bessere Kauf (der hier zum Beispiel). Und nein, es macht mir keinen Spaß. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich habe vor ein paar Wochen noch den durch und durch sympathischen Nobuya Nakazato getroffen, der überzeugt davon schien, dass es nötig wäre, jedes Contra noch mehr "crazy" zu gestalten und dass das nur in 3D geht, weil eine moderne Zielgruppe das so will. Keine Ahnung, irgendwo auf dem Weg ging alles schief und wenn das hier nicht das schlechteste 3D-Contra aller Zeiten ist, dann muss mir immer noch jemand zeigen, welches Contra zu seiner Zeit das Desaster trumpfen konnte, das Rogue Corps im Jahr 2019 darstellt.

Es gibt nicht mehr viele Serien, die mich persönlich berühren, aber Contra ist immer noch eine davon. Das hier war vielleicht der letzte Akt, ein Contra mit ein wenig Budget dahinter auf die Beine zu stellen und das ist das Ergebnis? Ein verunglückter Wechsel in ein Genre, dass so viele andere Entwickler so viel besser machten - Helldivers, ein mehr als vier Jahre alter Indie, ist de facto eine futuristische Studie, wie das Genre eines Tages aussehen könnte, hält man es neben Contra: Rogue Corps. Twin-Stick-Shooter leben von exakter Präzision und Spielfluss - zwei Dinge, die für Rogue Corps praktisch Fremdworte sind. Remakes der PS2-Contras wären eine weit bessere Nutzung der Entwicklungszeit gewesen, das waren ganz gute Spiele. Und vielleicht ist das der größte Treppenwitz hier, dass das Twin-Stick-Konzept für Contra bereits einmal funktioniert hat. Neo Contra auf der PS2 ist kein Klassiker der Gaming-Historie und heute praktisch vergessen. Aber es war ein guter Twin-Stick-Shooter mit einem gewissen Contra-Flair.

Wie auch immer es möglich war und es kann nicht einfach gewesen sein: Diese Reminiszenz an das Pseudo-3D des NES spielt sich schlechter als das Original.

Es bleibt nur ein drittklassiger Action-Albtraum, der von so ziemlich jedem semi-professionellem Indie mindestens beim Spielspaß, oft genug bei allem anderen auch in die Tasche gesteckt wird. Pseudo-lustige Figuren, deren Witze noch abgedroschener sind als meine Einleitung und die den kompletten Weg zurück zur Figur des traurigen Clowns machten. Schließlich soll eine davon ein geflickter Cyborg aus Contra 3 sein. Mit solch glorreicher Vergangenheit sich in einer solchen Lage wiederzufinden ... Vielleicht sollte jemand nach den Missionen seine Waffe wegschließen, nicht, dass er sich noch was antut. Kann so das Ende von Contra aussehen? Sieht ganz so aus ...

Kauft die Contra Legacy Collection. Wenn die Gegenwart eine Hölle jenseits der eigenen Kontrolle ist, bleibt einem noch die mentale Flucht in eine so viel bessere Vergangenheit. Kauft eine PS2 und Contra: Shattered Soldier. Es ist ein wenig vergessen, aber das auch heute noch zigmal bessere Spiel.

Sorry, Contra. Es tut mir leid, dass es so enden muss.

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Entwickler/Publisher: Konami / Konami - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One, Switch - Preis: ca. 40 Euro (PC), ca. 50 Euro (Konsole) - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch, Englisch und mehr - Mikrotransaktionen: ja - Getestete Version: Xbox, Switch


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