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Der Mario Kart 8 Deluxe Strecken-Booster - oder: tun wir Nintendo Switch Online unrecht?

Notwendiges Übel oder Abo, das man gerne abschließt? Ein paar Runden mit mit dem Booster und den Treasure-Schätzen verschaffen Alex Klarheit.

Man kann es drehen und wenden, wie man will - im Grunde abonnieren viele Kunden Dienste wie Nintendo Switch Online oder PlayStation Plus nicht unbedingt gerne, sondern notgedrungen. Gaming ohne Option auf Online-Multiplayer fühlt sich heutzutage nicht nur veraltet an, man bekommt so auch das Gefühl, die eigene Konsole sei irgendwie nicht vollwertig ausgestattet.

Diese Vollwertigkeit nehmen die drei großen Konsolenhersteller gewissermaßen in Geiselhaft - was ihr gutes Recht ist. Aber sie müssen sich auch die Frage gefallen lassen, welchen Mehrwert sie bieten, der ihren Kunden hilft, die jährlich wiederkehrende Investition zu rechtfertigen.

Mal finden die Anbieter bessere, mal schlechtere Antworten auf diese Frage. Xbox Live Gold (also ohne Game Pass) war zuletzt eine der schlechten (und ist mittlerweile wohl auf dem Weg nach draußen). PlayStation Plus ist vor allem dann kein schlechter Deal, wenn man selbst nur wenige Spiele kauft. Gehört man zu der Sorte Gamer, die primär lange laufende oder jährlich wiederkehrende Titel spielen, ist PlayStation Plus zwar alternativlos - Fifa, CoD oder Destiny 2 benötigen immerhin eine Online-Anbindung für ihre populärsten Modi. Aber die nette Auswahl an monatlichen Spieledreingaben polstert die Bibliothek angenehm aus, ohne dass man sich um was Gedanken machen müsste.

Das Alien-Soldier-Intro ist der Höhepunkt an 90er-Videospiel-Käse. Während ihr das hier lest, läuft es übrigens immer noch.

Auf der Switch waren 20 Euro im Jahr für Nintendo Switch Online für mich persönlich in Ordnung, weil ich gerne eine (legale) Bibliothek an NES- und SNES-Klassikern auf Abruf und vor allem immer dabei habe. Erst mit dem Erweiterungspaket um N64- und Mega-Drive-Titel wurde ich skeptisch - denn das sollte schon das Doppelte kosten und ich war nicht sicher, ob meine Augen N64-Titel heute noch ertragen. Und jetzt habe ich über diesen Job doch das große Abo bekommen - vornehmlich, um ein Auge auf die neuen Strecken des Mario Kart 8 Deluxe Booster-Streckenpass zu werfen.

Tatsächlich habe ich dieser Tage aber vor allem wegen des Abos wieder mehr Zeit mit der Switch verbracht - und nicht nur mit Mario Kart 8. Das hatte auch ein wenig mit meinem Brillen-Heurekazu tun, keine Frage. Aber insbesondere in der randvoll mit Treasure-Schätzen gefüllten Mega-Drive-Sektion habe ich lange und auch tief gebuddelt - nur um dann in der N64-Bibliothek mit Sin & Punishment weiterzumachen, das ich schon immer mal spielen wollte.

Brett: Sin & Punishment. Die N64-Emulation hat Nintendo seit dem Start deutlich verbessert.

Und dann sind da eben so Nettigkeiten wie der Strecken-Booster für Mario Kart 8 Deluxe, dessen erste acht, auf zwei Cups verteilte Kurse eine schöne Auswahl darstellen. Bis Ende 2023 werden es 48 neue Strecken aus allen möglichen Mario Karts sein, die Mario Kart 8 Deluxe zum ultimativen Best-of der Reihe machen dürften. Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass das auf ewig so weitergeht, mit diesem Spiel. So von einer rein spielerischen Warte aus - wenngleich mich eine Runde auf Mute City darauf brachte, dass Nintendo gerne auch den Rest der F-Zero-Strecken ins Super Mario Land übersetzen darf.

Was noch? Nun ja, der eine oder andere auf Switch soll ja auch Animal Crossing recht zugetan sein, weshalb die Happy Home Paradise Erweiterung ebenfalls mehr als nur ein nettes Goodie ist. Sowohl der Strecken-Booster als auch das Add-on für die schrullige Feel-Good-Lifesim kosten einzeln knapp 25 Euro - im Abo sind beide dabei.

Die Mario Kart Tour Strecken sind besser als gedacht.

Natürlich: Mehr geht immer und keiner dieser Anbieter ist in dem Business, um Geschenke zu verteilen. Aber hält man sich vor Augen, wie gut Tetris 99 ist, was für ein schönes Experiment Mario 35 war (das ich bitte, gerne, danke wieder zurück hätte) und wie viel Laune Pac-Man 99 für eine heiße Minute gemacht hat, ist Nintendos Abonnement nicht unverschämter als andere. 3,33 Euro monatlich kann man dafür schon springen lassen. Vorausgesetzt natürlich, die Bibliotheken der emulierten klassischen Plattformen wachsen weiter - und hoffentlich qualitativ besser als die SNES-Auswahl. Glaubt nicht, dass Earthbound schon alles vergessen macht, Nintendo! Auch würde ich die Situation noch einmal neu bewerten wollen, sollte sich zu den 20- und 40-Euro-Stufen noch eine 60er gesellen. Aber immerhin hätte man in dem Fall die Wahl.

Versteht mich nicht falsch. Nintendo Switch Online ist immer noch nicht essenziell, also auf die Art, dass man es Freunden mit aufgerissenen Augen als Pflichtkauf anpreist. Zumindest nicht, sofern man nicht so nostalgisch verklärt ist wie ich. Mir kann ja allein schon der Anblick eines Super Mario World-Icons auf dem Homescreen einen schlechten Tag retten. Ich muss dann immer direkt wieder an den muffigen Cloppenburger Woolworth denken, in dem der Klempner 1992 über eine 33cm-Diagonale hüpfte, mit meinem gestohlenen Herzen unterm Arm. Aber auch, wenn ich es nicht über die Arbeit bekommen hätte, ich denke nicht, dass ich den Kauf bereut hätte, was ich vom vorletzten PS4-Jahr mit PS Plus nicht unbedingt sagen konnte.

Zurück auf Choco Mountain. Lecker.

Ich schätze, jeder bekommt das Abo, das er verdient - und manche bekommen noch ein paar mehr, weil sie zu faul sind, zu kündigen. Ich für meinen Teil halte Nintendo Switch Online als Retro-Netflix in Kombination mit reizvollen Spieleerweiterungen und coolen Multiplayer-Experimenten aktuell für einen fairen Deal. Bei der nächsten Abo-Aufräumaktion wäre es jedenfalls einer der letzten Dienste, der gekündigt wird.

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