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Die 10 schlechtesten Horror-Spiele - Grusel mal anders

Horror ist, wenn man's trotzdem spielt.

Wenn man so darüber nachdenkt, könnte man auf den Gedanken kommen, dass nicht viel dazugehört, Horror oder Grusel zu erzeugen. Ich kenne Leute, die bekommen schon die Krise, wenn Abends aus Versehen jemand an den Lichtschalter kommt. Klingt übertrieben? Vielleicht, doch ein gewisses Grundpotenzial für Angst und Schrecken wohnt uns allen inne.

Sie sind eine wichtige Komponente unseres Inneren Gefahrenwarnsystems und ein Grund, warum ihr das hier lesen könnt, anstatt nach einer extrem dummen Entscheidung beim Bestatter auf dem Edelstahltisch zu liegen. Angst zu verspüren ist so natürlich wie atmen und der Herzschlag in der Brust. Trotzdem ist ihre mutwillige Simulation zu Unterhaltungszwecken am Ende eine Kunst für sich. Wer nicht weiß, welche Knöpfe er bei seinem Publikum drücken muss, welche Urinstinkte zu kitzeln sind und wie man auf einen Effekt hinarbeitet, erzeugt ganz andere Gefühle als die beabsichtigten.

Um die hohe Kunst des Horrors für und mit euch zu feiern, haben wir deshalb als erstes zehn Spiele zusammengetragen, die aus verschiedenen Gründen auf die falsche Art gruselig sind. Gruselig schlecht oder, wenn ihr so wollt, erschreckend inkompetent.

Also, schnallt euch an und entdeckt mit uns die zehn schlechtesten Horror Spiele


Inhalt

Die schlechtesten Horror-Spiele, Platz 10 - 4 (diese Seite)

Die schlechtesten Horror-Spiele, Platz 3 - 1


10. Lifeline

Entwickler: Sony
Zuerst veröffentlicht: 2003
Erschienen auf: PS2

Es gibt Hunderte Abhandlungen darüber, was einen guten Horrorfilm ausmacht. Wie baut man die Spannung auf, wie und wann entlädt man sie? Was zeigt man, was überlässt man lieber der Vorstellung des Zuschauers? Wie charakterisiert man die Protagonisten, wie die Bedrohung? Welchen Ton schlägt man wann an und wann muss man ihn variieren? All diese Dinge sind auch für ein Horror-Videospiel von großer Wichtigkeit.

Selbst wenn es funktionieren würde, wäre das hier nicht die große Gruselkunst. Aber die Idee ist gut!

Und dann - ja, dann kommt da noch die komplette spielerische Ebene hinzu, die das Erlebnis auf diverse Wege sabotieren kann. Lifeline ist ein exzellentes Beispiel dafür. Ein Survival-Horror-Titel für die PS2, der sich dachte, 2029 wären wir in etwa so weit, Hotels auf Raumstationen zu errichten. Natürlich fallen Monster über die Bewohner her. Die naive Prämisse ist allerdings nicht das Problem dabei, einer Frau namens Rio aus diesem blutigen Schlamassel helfen. Das liegt in einem Spielkonzept, das seiner Technik dermaßen voraus war, dass hier rein gar nichts funktionierte.

Tatsächlich ist Lifeline ein wahnsinniges spannendes Konzept, das Sony gerne noch mal aus der Mottenkammer rauskramen darf. Denn seht, ihr steuert nicht Rio selbst, sondern beobachtet sie als "Operator" durch die Überwachungskameras der Raumstation und gebt ihr per angeschlossenem USB-Mikrofon Anweisungen. 500 Kommandos (miss)versteht Rio, von "Schneller!", "Duck dich!", "Anhalten" und Dreh-Kommandos, um eine Richtung vorzugeben. Ihr sagt, worauf geschossen werden soll und so weiter und so fort.

Momente der Koordination zeigen, was möglich gewesen wäre-

Im Grunde wäre das Motiv des mehr oder weniger passiven Beobachters einer lebensbedrohlichen Situation eine gute Basis für gepflegten Psycho-Horror. Dumm nur, dass das Spiel wie in Zeitlupe abzulaufen scheint und fast grundsätzlich eure Kommandos entweder ignoriert oder - häufiger - komplett fehlinterpretiert. Heute ist Lifeline gewissermaßen Kult. Damals war es in erster Linie ein zu lodernder Rage provozierender Steuerungsunfall von einem Spiel.


9. Vampire Rain

Entwickler: Artoon
Zuerst veröffentlicht: 2007
Erschienen auf: Xbox 360/PS3

Ich bin nicht sicher warum, aber dieses Spiel war zu seinem Erscheinen ziemlich präsent und vielen Leuten ein Begriff - auch bevor es prominent in der Luft zerrissen wurde. Gefühlt zumindest. Korrigiert mich, wenn ich falsch liege. Was es ist? Nun, Vampir-Endzeit trifft auf Splinter Cell, wenn ihr einen sich nah am Plagiat vorbeihangelnden Sam-Fisher-Verschnitt durch lineare und frustrierend engstirnig angelegte Level eines nächtlichen Los Angeles steuert. Noch so ein Ding, dessen übergeordnete Konzeptskizze eigentlich super klingt.

Ich wünschte aufrichtig, jemand würde sich nochmal an einem Stealth-Vampirspiel in der Endzeit versuchen.

Technisch war dieser Einsatz einer Spezialeinheit gegen die überhandnehmende Blutsaugerepidemie allerdings schon damals eine überalterte Zumutung. Den Vogel ab schießen jedoch die Gegnerplatzierung- und Routinen, weil sie die Definition von Trial-and-Error zu etwas verschärfen, das man noch mehr hasst, als man Trial-and-Error ohnehin schon nicht ausstehen kann. Es gibt haargenau einen Weg aus einer Situation heraus und wer abweicht, nun, der versucht den "Spaß" nochmal.

Denn, klaro, aus den Waffen, die Protagonist Lloyd mitschleppt, könnten vorne genauso gut oder besser Schaumgummipfeile rauskommen, so wirkungslos sind sie, während die Vampire so schnell Kleinholz aus ihm machen, man könnte fast meinen, man spiele einen Zivilisten, der seinen Überlebenswillen schon vor Monaten verlor und sich seither ein bisschen gehen ließ.

Selbst wenn es funktionieren würde, wäre das hier nicht die große Gruselkunst. Aber die Idee ist gut!

Klar, dass sich dazu eine Geschichte im C-Movie-Modus gesellt, die es schafft, die eigentlich bedrückende Prämisse zu einem Handpuppentheater zu degradieren ... Nee, nee. Diesen spaßbefreiten, ungelenken und bemühten Mischmasch noch mal zu spielen, dafür könnte mich keiner bezahlen.


8. Nightmare on Elm Street

Entwickler: Rare
Zuerst veröffentlicht: 1990
Erschienen auf: NES

Wer sich mit schlechten Spielen auf dem NES beschäftigt, wird auf eine Firma ziemlich häufig stoßen. LJN haben zu ihrer Zeit ziemlich großen Mist produziert und Nightmare on Elm Street ist da keine Ausnahme. Doch dieses Machwerk wurde bei Rare entwickelt. Da sieht man, welchen Einfluss LJN sogar auf ansonsten fähige Studios haben kann.

Nightmare on Elm Street steht in dieser Liste stellvertretend für all den Grusel-Lizenzmist der Achtziger, hier könnte genauso gut Friday the 13th stehen oder das Halloween-Spiel für das Atari VCS 2600. Aber die wurden eben nicht von Rare entwickelt, weshalb das hier das wohl bemerkenswerteste von ihnen ist.

Wow! Es ist wirklich wie ein Albtraum.

Alleine für die Prämisse und Gameplay-Elemente gehören die Verantwortlichen geschlagen und sollten ihre restliche Lebenszeit vom Serienkiller mit dem verbrannten Pizza-Gesicht in ihren Albträumen heimgesucht werden.

In jedem Level lauft ihr von einer zur anderen Seite und kämpft gegen Kreaturen, die überhaupt nichts mit den Filmen gemeinsam haben, um am Ende einen Knochen von Freddy zu finden, der vor dem Ende gar nicht im Spiel auftaucht. Wenn ihr getroffen werdet oder stehenbleibt, werdet ihr langsam müde und schlaft irgendwann ein, wodurch alle Feinde stärker werden, ihr aber auch eine bessere Waffe erhaltet.

Noch könnt ihr den Terror abbrechen.

Eine hakelige, ungenaue Steuerung und ein Leveldesign ohne Hand und Fuß machen den Titel fast unspielbar. Schaut euch lieber die Filme an. Sogar die Schlechtesten davon sind noch besser als dieser programmierte Rotz.


7. Ju-On: The Grudge

Entwickler: feelplus
Zuerst veröffentlicht: 2009
Erschienen auf: Wii

Fangen wir mit dem guten An: Der Schein der Taschenlampe ist im Rahmen der technischen Möglichkeiten der Wii gut umgesetzt.

Ok. Das war's.

Noch immer leiden kleine Mädchen mit langen schwarzen Haaren unter den Auswirkungen des Japan-Horrors der frühen 2000er.

Ansonsten beweist Ju-On ganz gut, dass die alte These "Die Steuerung ist schlecht, damit man mehr Angst hat", die Verfechter der Silent-Hill-Kampfsysteme so gerne aufstellten, noch nie ein besonders wasserdichtes Argument war. Vorher muss man allerdings noch feststellen, dass der Untertitel "Haunted House Simulator" der durchaus ernstzunehmenden Film-Lizenz nicht ganz gerecht wird, oder bin das nur ich, der Spukhäuser eher mit harmlosen Jahrmarktattraktionen verbindet?

Egal, das Spiel selbst ist ein Walking-Simulator der nervigsten Sorte, einer, dessen zentrale Interaktion darin besteht, stocksteif, träge und sehr, sehr langsam deprimierend dunkle und unansehnliche Gänge abzuschreiten, auf der Suche nach Schlüsseln oder Batterien für eure Funzel. Einer, der sich niemals weiterentwickelt und nur dazu da ist, den häufigen, arg beliebigen Jump Scares ein Ziel zu geben. Es zermürbt, betäubt und macht in der Folge teilnahmslos. Das ist eigentlich das schlimmste.

Tristesse, dein Name ist Ju-On.

Noch so eine Lektion, wie Horror eben nicht funktioniert. Das hier ist Ju-On in der Holzhammerversion, die jegliche Subtilität opfert und sich mit ihren lediglich eineinhalb Stunden immer noch elendig lang anfühlt.


6. Resident Evil Gaiden

Entwickler: Capcom
Zuerst veröffentlicht: 2001
Erschienen auf: Game Boy Color

Resident Evil auf dem Game Boy Color. Oh Gott, das konnte ja nur gut enden. Prinzipiell ist es ja löblich, wenn man neue Konzepte umsetzen und ausprobieren möchte, doch manchmal sollte man sich von den Hardware-Limitationen dann doch aufhalten lassen. Andernfalls erhalten wir unter Umständen solche fehlgeschlagenen Experimente wie Resident Evil Gaiden, deren Schrecken nur in ihrer grauenhaften, weil quasi nicht vorhandenen Spielbarkeit liegt.

Die Kämpfe sehen langweilig aus? Ihr habt ja keine Ahnung!

Ihr untersucht mit Serienveteranen Barry Burton und Leon S. Kennedy ein von Zombies überranntes Schiff und löst ein paar Rätsel, die eigentlich nur aus dem Suchen von Schlüsseln bestehen. Trefft ihr auf einen Feind, wechselt ihr in die Ego-Ansicht und müsst im richtigen Moment einen Punkt treffen, sobald dieser sich auf einem Balken in der markierten Zone befindet. Spielt sich genauso spannend, wie es sich anhört, und wird bereits nach dem fünften Kampf zur Folterprobe.

Barry und Leon. Einfach unverwechselbar.

Selbst die Handlung hat nichts zum Gesamtkontext der Serie beizutragen, da Leon hier am Ende infiziert wird und somit Resident Evil 4 nicht möglich wäre. Daher wird der Titel also nicht einmal offiziell als Teil des Kanons anerkannt. Fahrlässige Verschwendung eines tadellosen Leermoduls.


Und warum hat man den japanischen Namen Zombies vs. Krankenwagen nicht beibehalten?

5. Zombie Virus

Entwickler: Essential Games
Zuerst veröffentlicht: 2006
Erschienen auf: PS2

Herzlichen Glückwunsch: Du hast es in die Top 5 geschafft! Eigentlich hört es sich nach dem großartigsten Videospiel aller Zeiten an. Stellt euch eine Mischung aus Crazy Taxi und Dead Rising vor. Ihr fahrt in einem mit Waffen aufrüstbaren Krankenwagen durch eine von Zombies verseuchte Großstadt, erhaltet Boni für überfahrene Untonte und kämpft mit eurem Fahrzeug sogar gegen riesige Bossgegner.

Wie kann man so ein Spiel also überhaupt in den Sand setzen?

Vielleicht hätte man sich ein Entwicklerteam schnappen sollen, das beim Programmieren keinen Kleber isst und in grünen Kartoffeln bezahlt werden möchte. Dann hätte es vielleicht auch mit der Steuerung eures Boliden geklappt, der sich eher wie ein Panzer im Rückwärtsgang fährt.

Eine grafische Wundertüte.

Zudem ist es grafisch unter aller Sau. Ihr könnt ja nicht einmal bis zur nächsten Kreuzung sehen. Dagegen wirkt selbst die Weitsicht von Silent Hill wie ein Panoramabild. Falls ihr euch mit Freunden mal so richtig über ein Spiel lustig machen wollt, ist Zombie Virus genau der richtige Titel.

4. Night Trap

Entwickler: Digital Pictures
Zuerst veröffentlicht: 1992
Erschienen auf: Sega Mega-CD, Sega 32X, 3DO, PC, Mac

Ach, die Zeit des glorreichen Sega Mega-CD, als jeder Entwickler unbedingt Spiele aus kurzen Filmsequenzen erstellen musste. Auch in Night Trap schaut ihr euch die meiste Zeit nur Filmchen an und drückt dabei nicht wirklich viele Knöpfe.

Das Einzige, das einem Angst bereitet, sind die schauspielerischen Leistungen.

Als Mitglied des Sega Control Attack Teams - der Name schreit geradezu nach einer Cartoon-Serie - müsst ihr eine Gruppe von Teenagern beschützen, die alleine in einem Familienhaus feiern. Dazu schaltet ihr zwischen verschiedenen Überwachungskameras im Haus hin und her.

Während ihr also das Geschehen beobachtet, schleichen sich zwischendurch Feinde in das Anwesen, die ihr beseitigen müsst. Dazu aktiviert ihr auf Knopfdruck verschiedene Fallen. Oder ihr seht mit an, wie die jungen Frauen ein bitteres Ende erleiden. Da ihr nie genau wisst, was als Nächstes passiert oder wie ihr überhaupt auf die einzelnen Szenen reagieren sollt, müsst ihr den Titel immer wieder von vorne starten, bis ihr endlich wisst, was ihr in jeder Situation zu tun habt, und wann in welchem Raum ein Feind erscheint.

Die Videos wirken so als hätte man sie mit einer Gameboy Kamera aufgenommen.

Dass die schauspielerische Qualität in jedem noch so schlechten Jahr die goldene Himbeere abräumen würde, muss ich wohl nicht extra erwähnen.


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In diesem artikel

Resident Evil Village

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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