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Elite: Dangerous - Horizons - Test

Mehr von All(em).

Teures Add-on, das für Neulinge den besten Deal darstellt. Die Planetenlandungen sorgen anfangs für große Augen, bevor Routine einsetzt.

Elite: Dangerous' erste Erweiterungs-Season namens Horizon war eigentlich nicht allzu schwer zu verkaufen: endlich auf Planeten landen! Wann darf man so was schon mal? Auch wenn's vorerst vornehmlich die ohne Atmosphäre sind, die Felsigen oder Eisigen. Dieses ohnehin schon unendlich große Universum dehnt sich mit Horizons nicht nur in den Dimensionen noch einmal aus, es fühlt sich auch noch mal deutlich mehr nach Weltraum an. Dazu verspricht der Entwickler, in den kommenden Monaten Pilotenpersonalisierung, Looting und Crafting und Mehrbesatzungs-Gameplay für Leute einzuführen, die nicht mehr alleine in ihrem Schiff sitzen wollen. Dazu noch Jäger, die man im Laderaum größerer Flieger für Ernstfälle bereithält.

Trotzdem gibt es hier ein Wahrnehmungsproblem. Denn de facto kostet Horizons Vollpreis, wenn man erst jetzt einsteigt, Dangerous also noch nicht besitzt. Der Nachlass von 14 Euro, den Besitzer des Basisspiels bekommen, wenn sie Horizons als Erweiterung kaufen, wirkt nicht so groß, wie er sollte, wenn man bedenkt, dass sie, wenn man Dangerous und Horizons addiert, einen fast dreistelligen Betrag auf den Tisch gelegt haben. In Zeiten, in denen andere Mehrspielertitel Season-Pässe für vergleichbares Geld verkaufen, ist es im Grunde gang und gäbe. Bei einem Spiel, das sich ruhig auch mal ein wenig in seinen Details entwickeln dürfte, wirkt das Versprechen, im Lauf des nächsten Jahres noch weitere Inhalte nachzuliefern, jedoch nicht ganz so zugkräftig.

Auch in Siedlungen könnt ihr nun landen, vorausgesetzt, der Planet verfügt nicht über eine Atmosphäre.

Dazu kommt, dass viele angekündigte Features nicht gerade das schillerndste Lametta darstellen: Individualisierung der Spielfigur? Gehört in anderen Spielen zum Standard. Ein Jagdflieger im Bauch des Kahns und Multicrew-Unterstützung sind Dinge, die eigentlich durch das geflogene Schiff bedingt sein sollten, nicht dadurch, wann man zu welchem Preis zuschlug. Dass dazu die etwas sterile und unpersönliche Gangart von Dangerous beibehalten wird, statt unter der Haube etwas mehr Individualität einzuführen, das ist durchaus ein Versäumnis, auch wenn die Planetenlandungen vor allem zu Beginn ungemein beeindrucken, das Landefahrzeug zu steuern eine Menge Spaß macht und man allgemein immer noch das Gefühl hat, sich im bisher besten Videospielweltraum überhaupt zu bewegen. Es ist und bleibt ein Spiel über die unendliche Leere und die Körper, die sich darin bewegen. Und das macht auch Horizons einfach toll.

Soll heißen: Ich will niemandem ausreden, sich hier hineinzustürzen. Zumindest nicht den Leuten, die wissen, worauf sie sich einlassen. Fast jeder, der Dangerous ein wenig eingehender gespielt hat, weiß aber mehr oder weniger schon im Voraus, was ihn hier erwartet. Und das ist vielleicht die größte Enttäuschung in einem Paket, dessen zentrales Verkaufsargument durchaus reizvoll ist: Egal, ob ich nun im All unidentifizierte Signalquellen abklappere, die das Spiel zufällig meines Weges schickt, oder auf Planetenoberflächen nach willkürlich verloren gegangener Ladung oder Datenpunkten zum Scannen und Drohnen zum Abschießen suche - es fühlt sich alles weiterhin ein bisschen beliebig an. Und könnt ihr euch meine Enttäuschung vorstellen, als ich nach 250 gereisten Lichtjahren zurück ins Sol-System feststellen musste, dass meine geplante Safari zum Apollo-11-Landeplatz auf dem Mond ebenso wenig zulässig war wie eine erste Spazierfahrt auf dem Mars?

Im Tiefflug über einen Planeten hinweg gefällt vor allem der nahtlose Übergang zwischen den Detailstufen, etwas, das bei No Man's Sky seit den ersten Videos fast unverändert stark auffällt.

Während Letzterer mittlerweile kolonisiert ist und Planeten mit Atmosphäre aktuell noch nicht landebar sind, ist mir schwer begreiflich, warum man nicht auf dem Erdtrabanten aufsetzen darf. Vermutlich weil es von ihm detaillierte Karten gibt und die bisherigen Planeten alle prozedural generiert wurden. Man müsste also von Hand ran. Das kennzeichnet irgendwo schon das Problem eines zu Teilen automatisiert entwickelten Spiels: Hier und da würde man sich mehr Autorenschaft der Designer wünschen. Dass sich das jetzt besonders bei dem ansonsten wirklich gelungenen Erkunden der Planeten bemerkbar macht, ist ein wenig schade. Ebenso wie die Tatsache, dass es sich bei den zugänglichen Himmelskörpern in der absoluten Mehrheit der Fälle um steinerne oder vereiste Gestirne handelt, die sich zwangsläufig recht stark ähneln. Das soll sich im Lauf der Season zwar ändern, doch da wären wir wieder bei unserem Wahrnehmungsproblem dieser Preisgestaltung.

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Immerhin steuern sich die Landefahrzeuge ganz ausgezeichnet, wenn man mithilfe der Schubdüsen Unebenheiten im Terrain ausgleicht oder bei reduzierter Schwerkraft einfach nur Faxen macht. Auch findet man mit angenehmer Regelmäßigkeit etwas auf diesen Planeten, weshalb der Entdeckerdrang für eine Weile gewaltig ist. Es tun sich wahrhaft traumhafte Horizonte auf, wenn man am Rande eines gewaltigen Kraters auf eine violette Sonne zufährt, die gerade über den Scheitel des Planeten lunzt.

Aber - und das ist ein weiterer Knackpunkt - in der Erweiterung eines bespielbaren Universums fühlt man sich sogar noch ein bisschen einsamer als zuvor. Eben weil die Spieler sich auf noch mehr Raum verteilen. Wir werden sehen, ob Frontier Developments in Zukunft geschickter darin ist, die Spieler an gewissen Orten auf Kollisionskurs zu setzen. Dranbleiben werde ich in jedem Fall, denn die Überarbeitung der Missionsstruktur und die Weiterführung der Geschichte um das unheimliche "Unbekannte Artefakt", das gerüchteweise mit einer bevorstehenden Thargoideninvasion im Zusammenhang steht, wecken in jedem Fall meine Neugierde.

Das versprüht eine ganze Weile lang seinen eigenen Zauber, vor allem, wenn man nicht alleine unterwegs ist.

Ich liebe Elite: Dangerous irgendwie noch immer. Vielleicht wäre ich mit Horizons insgesamt zufriedener, wenn ich selbst entscheiden könnte, welche Module ich kaufen will, und dafür kleinteiliger zur Kasse gebeten würde. Vielleicht würde ich sogar ein monatsweise abschließbares Abo bevorzugen, denn ich sehe durchaus ein, dass das Spiel etwas abwerfen muss, wenn mit im Grunde voller Mannschaftsstärke weiter daran gearbeitet wird. Den am PC gängigen Vollpreis für das Versprechen von - fürs Erste - nicht durchweg substanziell wirkenden Verbesserungen vorzustrecken, fühlt sich in diesem Fall allerdings nicht ganz erfüllend an. Auch wenn es nicht auszuschließen ist, dass sich in einem Jahr die Investition doch als lohnend herausstellt.

Leute, die sich Elite: Dangerous bis jetzt verkniffen haben, werden das alles nicht so eng sehen. Sie sind es, für die Horizons den besten Deal darstellt, denn schöner, weiter und unbarmherziger als hier fühlt sich Weltraum selten an. Ich bin fast neidisch, dass wir Veteranen seine besten Tricks bereits kennen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Elite: Dangerous

PS4, Xbox One, PC, Mac

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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