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Fate/Samurai Remnant ist eines der besten Dynasty Warriors, die ich je gespielt habe

Die gelungene Hochzeit zweier Franchise

Fate/Samurai Remnant ist ein Spiel, dessen Release ich dieses Jahr ganz nebenbei verfolgt habe. Die Illustrationen sahen interessant aus und auch das Fate-Franchise ist mir als Anime-Fan ein Begriff. Jedoch konnte mich dieses nie ganz überzeugen, weshalb ich der Veröffentlichung in erster Linie mit Gleichgültigkeit entgegensah. Dass mich das Spiel aber gerade in der aktuellen Flut gelungener Spiele wie ein Ninja aus dem Hinterhalt mit seinem erstaunlich gutem Gameplay, auf den Punkt sitzendem Pacing und einer außergewöhnlichen Gesamtatmosphäre abholen würde, habe ich wirklich nicht erwartet.

Vielleicht liegt es daran, dass ich gerne Anime schaue und Visual Novels lese, aber sicherlich trägt auch die langjährige Erfahrung von Omega Force dazu bei, dass Fate/Samurai Remnant für mich ein rundes Action-Spiel geworden ist. Anders als ich zunächst angenommen hatte, ruht es sich nicht auf den vom Studio gewohnten Massenschlachten aus. Die Entwickler greifen zwar in vielen Bereichen auf ihre Musou-Signatur zurück, schaffen es aber, sie spielerisch nicht gänzlich in den Vordergrund zu stellen. Andererseits gelingt Type-Moon eine vom Fate-Franchise gewohnte, fesselnde Geschichte, Atmosphäre und emotionale Charakterentwicklung rund um das Spiel des Heiligen Grals.

Ja, ihr könnt streuende Katzen und Hunde streicheln und sie stellen sogar eure Lebensenergie wieder her! | Image credit: Fate/Samurai Remnant, Koei Tecmo, Type-Moon

Ich spiele es aktuell auf der PlayStation 5 und bin noch nicht fertig, weshalb das hier kein Test ist, sondern primär ein erweiterter erster Eindruck. Es könnte noch ein wenig dauern, durchzukommen, denn die Geschichte lässt sich ordentlich Zeit. Bis zum Ende des ersten Kapitels wird man mindestens fünf Stunden investieren und dieses wartet mit ganz vielen Überraschungen auf euch. Es ist unglaublich, wie viele neue Spielelemente zeitversetzt vorgestellt werden. Selbst in der Mitte kommen neue Kampfelemente ins Spiel, die zum Weiterspielen anregen. Dass sich die Geschichte ebenfalls Zeit lässt, ist sehr gut und wird nur so der Erzählung gerecht, die Type-Moon sich hier vorgenommen hat.

Aber worum geht es denn überhaupt?

Sieben Teams treten gegeneinander an. Am Ende kann es nur einen Sieger geben. | Image credit: Fate/Samurai Remnant

Wir befinden uns in Japans Edo-Zeit und der brutale Umbruch zum Edo-Shogunat hat blutige Spuren hinterlassen. Mittendrin steht Miyamoto Iori, ein junger Rōnin, der durch eine Reihe von Ereignissen auf Saber trifft. Damit beginnt seine nicht ganz absichtliche Teilnahme am Spiel um den Heiligen Gral ("Waxing Moon Ritual"). Sieben Teams bestehend aus Meister und Diener kämpfen hierbei gegeneinander, denn am Ende wird dem Sieger die Erfüllung eines Wunsches versprochen. Die Meister sind normale Menschen, die Diener hingegen magische Wesen, die eine besondere Klasse verkörpern. Dazu seht ihr im obigen Video mehr.

Die Spielwelt wirkt authentisch und die historischen Schauplätze verleihen dem Geschehen stetig Tiefe. Auch weitere Elemente schließen sich diesem Gefühl an, beispielsweise die Musik, welche einerseits passend zur Epoche mit traditionellen Instrumenten angereichert wird, andererseits auch Rock raushaut, wenn man es nicht erwartet und damit mehr Dynamik erzeugt. Der Soundtrack fühlt sich passend an und bleibt trotz moderner Elemente authentisch für die Edo-Periode.

Fate/Samurai Remnant scheut sich nicht vor blutigen Schlachten. Auch die Geschichte kann an einigen Stellen düster und emotional werden. | Image credit: Fate/Samurai Remnant, Koei Tecmo, Type-Moon

Hilfreich sind zusätzlich die Orte, die auf der großen Weltkarte abgebildet werden: Ueno, Suidobashi, Asakusa, Yoshiwara, Okachimachi, Kenda und selbst der Torikoe Schrein sind bereits Schauplätze der ersten fünf Stunden und können frei erkundet werden. Seid ihr gerne in Tokyo unterwegs, werdet ihr diese Namen wiedererkennen, die heutzutage alle Präfekturen der Metropole sind. Früher waren das noch eigene Städte, was der Handlung des Spiels eine weitere, historische Ebene verleiht.

Mehr als nur kopflose Massenschlachten

Das Kampfsystem erinnert schon sehr an Dynasty Warriors und auch eine Karte, mit der man einzelne Gebiete einnimmt, kommt später hinzu. Doch schafft Omega Force es hier zusätzlich ein System zu etablieren, das zu Fate passt. Iori kämpft beispielsweise ganz anders als Saber. Später kommen sogenannte Rogue-Charaktere hinzu, die man ebenfalls steuern darf. Diese fühlen sich auch noch mal anders an, obwohl es ihnen aber an Komplexität fehlt.

Wie von vielen Echtzeitkämpfen in JRPGs gewohnt, haben alle Charaktere leichte und schwere Attacken. Ioris Besonderheit ist, dass er als Rōnin in verschiedene Haltungen wechseln kann. Gleich zu Anfang sind "Wasser" und "Erde" freigeschaltet. In seiner Wasserhaltung ist der Schwertkämpfer besonders flink und mach großflächigen Schaden. In der Erd-Haltung greift er gezielter und langsamer an, macht aber deutlich größeren Schaden.

Der Kampf mit Iori fühlt sich ganz anders an, als die Steuerung mit Saber. Und das passt sehr gut zum Fate-Franchise. | Image credit: Fate/Samurai Remnant, Koei Tecmo, Type-Moon

Hinzu kommen Fähigkeiten, die man auf unterschiedliche Tasten verteilen kann. Iori sammelt hierfür Kristalle von gefallenen Gegnern, Saber erhält im Laufe des Kampfes Mana, mit denen sie Magiesprüche wirken kann. Bei Saber geht es immer um Schadensverteilung auf der Fläche und Kombinationen, die sie zusammen mit Iori ausführt. Iori hingegen kann sich buffen, heilen oder gezielt Schaden austeilen. Kann Iori viele Gegner treffen, oder besonders großen Schaden erzielen, füllt sich eine besondere Leiste. Wenn diese gefüllt ist, wird Iori mit einem Knopfdruck einen besonders starken Angriff freisetzen. Iori und Sabers Kampftechniken lassen sich durch detailreiche Fähigkeiten-Bäume ausbauen, die unter anderem neue Zaubersprüche bieten.

Die Gegner warten oft in gewohnten Wellen auf euch. Unter ihnen tauchen beispielsweise zwei stärkere Generäle auf, die etwas mehr aushalten oder Kombos erfordern. Es gibt aber auch Zwischenbosse, die primär als Monster erscheinen. Das Monsterdesign gefällt mir besonders gut, denn es ist sehr abwechslungsreich und passt stetig zum aktuellen Geschehen. Die menschlichen Gegner wirken dagegen simpel, weil sie sich lediglich in ihrer Kleidung unterscheiden, die aber zu den Schauplätzen passt. Dann gibt es noch die anderen Spielfiguren, eure Konkurrenten. Diese werden meist mit einem Fortschritt in der Handlung verbunden. Deshalb sind ihre Kämpfe besonders episch inszeniert und unterschieden sich am deutlichsten vom Musou-Kampfstil.

Saber und Iori führen viele unterschiedliche Kombos aus und es macht Spaß diese zu koordinieren. | Image credit: Fate/Samurai Remnant, Type-Moon, Koei Tecmo

Meistens begegnen die anderen Figuren Iori und Saber ebenfalls im Duo. Der menschliche Charakter ist dabei immer schwächer als sein übernatürlicher Diener. Ihr müsst deshalb taktischer vorgehen und je nach Angriffsmuster entscheiden, wen ihr zuerst ausschalten wollt. Plötzlich wird das sonst eher entspannte Gemetzel zu einem herausfordernden Kampf, bei dem man die Angriffsmuster der Gegner verstehen und auf das Ausweichen und den Konter achten muss. In diesen Kämpfen kann Iori außerdem meist keine Kristalle für seine Fähigkeiten ansammeln, weshalb ihr euch auf Sabers Zaubersprüche konzentriert. Hat Iori genug Treffer erzielt, könnt ihr für kurze Zeit Kontrolle über Saber erlangen, die großen Schaden austeilt. Hier wird wichtig, welchen der Gegner ihr zuerst fokussiert, damit dich der Kampfverlauf mit Iori im Anschluss leichter gestaltet. Diese Kämpfe machen mir bisher sehr viel Spaß, denn sie enden immer lohnend mit einem kleinen Twist in der Geschichte oder der Einführung neuer Figuren.

Nicht alles ist perfekt

Iori und sein treuer Ratgeber, der Crimson Codex. | Image credit: Fate/Samurai Remnant, Koei Tecmo, Type-Moon

Ist Fate/Samurai Remnant bisher eine außerordentliche Spielerfahrung, komme ich nicht drumherum, Kleinigkeiten anzukreiden, die für einige von euch vielleicht von größerer Bedeutung sind. Die Vorschauversion am PC ist bei mir zweimal abgestürzt, an der PlayStation gab es zwar keine bösen Überraschungen. Leider kann Iori hier beim Laufen NPCS nicht präzise ansteuern, um mit ihnen zu reden. Ständig rutscht die Figur nach rechts weg, sobald man mit einem Bewohner reden möchte. Auch die Ladezeiten kamen mir für eine PS5 erstaunlich lang vor, wie das Spiel auf der Switch performt, kann ich mir daher nicht vorstellen. Trotzdem muss man Koei Tecmo zugutehalten, dass ihre Switch-´Versionen meistens gut funktionieren, was ich vor allem am Beispiel von Atelier Ryza festmache. Außerdem gibt es nur eine japanische Synchronisation und englische Texte.

Was mich am meisten stört, sind die vielen Dialoge, die lediglich als Szenenwechsel dienen, ohne wirklich etwas auszusagen. Zu lesen gibt es in jedem Fall viel, schließlich ist Fate/Samurai Remnant ein storylastiges Spiel von Type-Moon, damit muss man rechnen. Viele Dynamiken zwischen den Charakteren werden durch Visual-Novel-artige Passagen porträtiert, in denen die gezeichneten Avatare eine Vielfalt an Emotionen zeigen. Auch das Waxing Moon Ritual, welches konstant im Fokus steht, wird in vielen Texten ausführlich besprochen. Hinzu kommt das umfassende Glossar, in dem wichtige Begriffe und japanische Vokabeln erklärt werden.

Die Charaktere sind sehr vielfältig, reden aber alle gerne und viel. | Image credit: Fate/Samura Remnant, Koei Tecmo, Type-Moon

Die relevanten Texte sind allerdings nicht das Problem, denn ich finde gerade die Dynamik, die in den Gesprächen zwischen den Figuren entsteht, richtig erfrischend! Zwischen manchen Kämpfen und Hauptmissionen gibt es jedoch Gespräche, die mit wenigen Sätzen zwei Szenen voneinander trennen. Leider bieten diese Dialoge keinen Mehrwert und ersetzen den Ladebildschirm auch nicht, weshalb man leider zu oft mit folgenden Abläufen konfrontiert wird: Szene 1 - Ladebildschirm - Dialog - Ladebildschirm - Szene 2.

Fazit

Wie bereits beschrieben, sind das für mich nur Kleinigkeiten, die im Großen und Ganzen nicht weiter ins Gewicht fallen, deshalb folgt gleich mein Fazit. Bevor ich euch gehen lasse, möchte ich euch aber dringend dazu ermutigen ins Video zu schauen, um euch selbst ein Bild zu machen — erst recht, wenn ihr euch von den Problemen des Spiels angesprochen fühlt.

Gelungen ist der Tag-Nacht-Wechsel, der sowohl in der Geschichte, als auch bei der Erkundung zum Vorschein kommt. Die Kulisse gewinnt dadurch an Persönlichkeit. | Image credit: Fate/Samurai Remnant, Koei Tecmo, Type-Moon

Das Zusammenspiel zwischen Ioris Geschichte, den Umständen zahlreicher Charaktere, der Abwechslung zwischen den zu steuernden Figuren, den historischen, wechselnden Schauplätzen und den unterschiedlichen Spielelementen, weckt stetig Neugier und macht das Spielerlebnis (bisher zumindest) zu einem sehr abgerundeten Abenteuer. Für mich ist die Vielzahl der Elemente bereichernd, kann aber auch erschlagend wirken, gerade wenn man absolut nichts vom Fate-Franchise, Anime generell oder der japanischen Geschichte weiß.

Wenn euch die japanischen Begriffe und beteiligten Studios jetzt schon überfordern, dann ist Fate/Samurai Remnant wahrscheinlich kein Titel, mit dem ihr Spaß haben werdet. Wer sich hingegen mit Anime und JRPGs wohlfühlt, wird hier eine Menge neuer Reize und Referenzen bekommen, die allesamt gelungen sind. Man muss sich nicht zwangsweise im Fate-Universum wohlfühlen, um zu verstehen, was in diesem Spiel passiert. Ich würde sogar behaupten, es ist hier einfacher der Geschichte und den Motiven der Figuren zu folgen, als beispielsweise bei der Serie Fate/Stay Night.

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