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God of War III

Götterdämmerung

Ich bin vermutlich nicht der Einzige, der die Backpfeife noch spürt, die das abrupte Story-Ende des zweiten God of War gewesen ist. Es war zwar ein toller Moment, als Kratos, der auf dem Rücken der Titanen den Olymp erklimmt, den Göttern all seinen Hass, seine blinde Wut und seine Entschlossenheit entgegen spuckte. Aber irgendwie war das unvermittelt vertagte Finale zwischen ihm und Zeus trotzdem ein echter Downer.

Das war jedenfalls meine Sicht vor knapp zwei Jahren. Wenn man mit dem Wissen von heute noch einmal darüber nachdenkt, ist es aber ein nur allzu verständlicher Schachzug, denn Sony will sein vielleicht bestes Franchise der Konsolen-Neuzeit mit einem Paukenschlag enden lassen, der die ersten beiden Teile übertönt. Das ist natürlich nicht so einfach, wenn schon Teil eins und zwei nichts weiter waren als ein gigantisches mythologisches Getöse toller Art-Direction und schnörkel- wie makelloser Third-Person-Action. Die Kiste mit Superlativen leerte sich langsam.

Will man das noch toppen, muss man die Serie für den letzten Teil mit der aktuellsten Technik ausstatten - und die passiert, mit Verlaub, eben nicht mehr auf der PS2. Insofern bin ich mittlerweile froh über den Schritt, Kratos Abgang die gebührende Zeit, Sorgfalt und vor allem den gebotenen Aufwand zukommen zu lassen.

Dank unseres Spions in L. A., genannt Olli vor Ort, können wir mittlerweile abschätzen, dass sich das Warten, das leider noch bis März 2010 andauern wird, voll und ganz gelohnt haben wird - zumindest dem Anschein nach. Kollege Oliver hatte die Gelegenheit, sich den von der Sony-Pressekonferenz bekannten Demo-Abschnitt von God of War III aus der Nähe anzusehen und ist hellauf begeistert.

Schon das Hinschauen schmerzt.

Wie erwartet, nimmt God of War III genau dort wieder an Fahrt auf, wo uns der zweite Teil mit erhöhtem Puls und ungläubig offenstehender Kinnlade zum Abschied gewunken hat: Bei der Eroberung des Olymp. Während der ersten Bilder einer von kilometerhohen Titanen belagerten Stadt fällt sofort auf, dass das Spiel bei aller Härte immer noch auffällig schön und lebendig wirkt. Beim Transport der gedopten Sagenwelt in die aktuelle Konsolengeneration scheint absolut nichts verloren gegangen zu sein. Ganz im Gegenteil.

Die Umgebungen, Feinde und vor allem die unbarmherzige Action im Hintergrund, die dafür sorgt, dass die weit aufgerissenen Augen gar nicht wissen, wo sie als nächstes hingucken sollen, sehen dank aufwendiger, plastischer Texturen und erstmals ungetrickster Echtzeit-Beleuchtungseffekte aufregender aus als je zuvor. Und natürlich geben sich auch die Gegnerdetails standesgemäß detailverliebt. O-Ton Overlord Menne: "Das ist 'as HD as it gets!'" Und wenn man auf dem Bildmaterial sogar die teilweise schmerzverzerrten Gesichter von Kratos Opfern erkennen kann, dann weiß man, wie das gemeint ist.

An einen Kompromiss zwischen Detailtreue und Bildrate scheint Sony Santa Monica in der Entwicklung also nicht einmal einen Gedanken zu verschwenden. Die Action läuft trotz der State-of-the-Art-Optik mit aktuellsten Effekten und bombastischem Szenenbild flüssig wie eh und je. Spätestens die Fight Night Round 4-Demo dürfte die meisten Spieler mal wieder daran erinnert haben, dass hohe Bildraten nicht nur den Augen, sondern auch dem Gameplay gut tun.

Drei Köpfe, drei Finisher. Klingt gut für Kratos.

Im Fall von God of War III werden davon wohl vor allem die Gefechte gegen die in Einzelfällen nun noch größeren Gegnerhorden profitieren. Bis zu 50 Angreifer auf einmal stellen sich auf den Schlachtfeldern auf den Rücken der Titanen und auf dem Olymp in den Weg. Und obwohl diese Zahl während des gesamtem Demo-Abschnittes nicht einmal auch nur annähernd erreicht wird, so traut man es der elegant-leichtfüßigen Engine doch jederzeit zu.

Kratos Weg über die Zinnen der Stadt, die ihn zum Sonnengott Helios führen, lässt auch schon einige interessante Rückschlüsse auf die Veränderungen am Kampfsystem zu. Kratos kann seine Feinde nun nicht mehr nur packen, um ihnen mit einer anschließenden chiropraktischen Behandlung den Rest zu geben. Diesmal darf er gegriffene Feinde auch wie einen Schild vor sich halten und damit gleich einem besonders blutrünstiger Footballspieler durch die Gegnerformationen hindurch preschen wie durch leere PET-Flaschen.

Werfen sich ganze Horden der nun angeblich noch besser organisierten Feinde auf unseren Lieblings-Spartaner, macht er einen "Bud Spencer": Er verschwindet kurz unter dem Gewicht der Leiber, nur um sie anschließend wie eine menschliche Explosion in alle Himmelsrichtungen fortzuschleudern.