Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

God of War 3 Remastered - Test

Wie schnell fünf Jahre vergehen...

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Handwerklich solide Umsetzung eines kleinen Klassikers: Auch fünf Jahre später hat der rabiate "Krexit" Spielern noch viel zu geben.

Hui, fast fünfeinhalb Jahre soll das schon her sein? Es spricht für God of War 3, hier der ursprüngliche Test, wie frisch und lebendig mir die rabiate Schnetzelei noch in Erinnerung ist. So frisch sogar, lange hatte ich mich gewundert, dass Sony eine PS4-Umsetzung überhaupt durchwinkte. Ich weiß, eine gute Portion der PS4-Besitzer besaß zuvor keine PS3, wie nicht nur Shuhei Yoshida die zahlreichen Remasters durchaus nachvollziehbar rechtfertigt. Aber musste God of War 3 nicht optisch immer noch das Maß aller Dinge sein?

Nun, zugegeben: Eine erneute Prüfung des Originals bewies, auch für die Besten bleibt die Zeit nicht stehen. Schaut man sich dagegen das Remaster an, vergisst man ziemlich schnell, dass dieses Spiel noch deutlich vor den 2010ern seine Entstehungsgeschichte antrat. Kratos' Mimik wirkt ausdrucksvoller als zuvor, seine Hauttexturen und Muskelpartien definierter und allgemein profitieren die spektakelverliebten Szenenbilder von einer schärferen, weil konstant in 60 Einstellungen pro Sekunde ausgegebenen Darstellung. Partikeleffekte und Wasser wurden ebenfalls auf ein angemessen modernes Niveau gehoben, ohne das Bild, das man von God of War 3 im Kopf gespeichert hat, maßgeblich umzugestalten. Gut so.

Mund zu, Herz wird kalt.

Das ist allgemein vielleicht nicht mehr so eindrücklich wie beim ersten Mal vor einer guten halben Dekade, verliert in seiner präzisen Darstellung aber nichts vom gewaltigen Größeneindruck des Originals. Schon damals war das nicht das cleverste oder ausgefuchsteste Spiel seiner Zunft und in einer Reihe mit Devil May Crys Dante als der größere Prolet identifiziert zu werden, ist nichts, was sich ein Videospielcharakter ins Tagebuch schreibt. Aber God of War hatte schon immer ganz eigene Vorzüge. Sein Kampfsystem opferte technische Finessen gegen Eingängigkeit, seine sporadisch, aber beharrlich eingestreuten Umgebungsrätsel Herausforderung gegen Spielfluss. Das muss Edeltechnikern am Controller nicht gefallen, aber selbst sie kamen nicht umhin, die handwerkliche Ausgereiftheit dieser Spiele zu bewundert.

Ihre überkandidelte und richtiggehend ansteckende Machtbesoffenheit verliert auch in der Übersetzung auf die Spielgewohnheiten von 2015 kaum an Schwung und zieht fast hypnotisch ins blutige Geschehen. Wenn hier etwas aus der Zeit gefallen wirkt, dann der vielleicht etwas zu bereitwillige Einsatz von Quick-Time-Events. Doch auch die beherrschte diese Reihe schon immer besser als alle anderen. Häufig sind sie optional und wo sie es nicht sind, werden sie als Belohnung und gleichzeitige Erlösung aus einer brenzligen Situation eingesetzt. Muss man nicht mögen, ist aber dennoch durchaus sinnig und nicht nur drin, "weil wir es konnten".

Auch wenn man Hephaistos noch am ehesten die PS3-Herkunft ansieht, verlieren seine von Rip Torn gesprochenen Szenen nichts von ihrer ursprünglichen Magie.

So oder so: Sich als fast mickrig erscheinender Mensch ohne Rücksicht auf Verluste durch die griechische Sagenwelt zu mördern, das entbehrte vor allem in diesem dritten Teil nicht einer unfreiwilligen Komik - die vor allem auch jeglichen später in Ascension an den Tag gelegten Ernst untergraben sollte. Tatsächlich überspannt God of War 3 mit Kratos Blutdurst den Bogen an ein, zwei Stellen in einer Weise, die dafür sorgte, dass ich fürs erste gründlich genug von der Figur hatte. Mit dem stattlichen Abstand von fünf Jahren aber bin ich auf einmal wieder voll "drin" und beiße mich mit Staunen und vielen netten Erinnerungen durch diesen geringeren Klassiker aus dem hochgeschätzten Portfolio an PlayStation-3-Exklusivtiteln.

Sein Fluss ist dermaßen gut, dass man trotz der fast auslaugend hartnäckigen Kämpfe nur selten eine Pause einlegen möchte, auch und vor allem, weil jede Wegbiegung ein neues, posterwürdiges Panorama verborgen hält. Der neue Fotomodus gibt sich dankenswerter Weise selbstbewusst genug, die überarbeiteten Szenerien und Charaktermodelle voll und ganz dem neugierigen Auge des Spielers auszuliefern. Hier kommen auch die neue facettenreichere Ausleuchtung und die weicheren Schatten voll zum Tragen. Schade, dass sich die Zwischensequenzen, die im Original in Engine vorberechnet wurden, der Überarbeitung entzogen haben. Sie reichen in Sachen schärfe, Bildrate und Charaktermodellen leider nicht mehr an den Rest des Spieles heran.

Obwohl das Spiel seinen besten Moment schon zu Beginn verfeuert, seine Szenenbilder und Effekte - wie dieser Zauber hier - bleiben von Anfang bis Ende umwerfend.

Dass ich beide Teile, die vor ihm kamen, deutlich besser fand, schmälert die Verdienste dieses brutalen, kompromisslosen und auf dem richtigen Schwierigkeitsgrad auch wunderbar fordernden Rachefeldzugs keinesfalls. God of War 3 in seiner technisch besten Form ist für jede Plattform eine Bereicherung, über die nur Wahnsinnige die Nase rümpfen. Allein, ob ich so schnell ein neues von dieser Sorte brauche, das vermag ich nicht zu sagen. Schließlich sind auch Exzess und Zügellosigkeit nur in Maßen, was sie sind, bevor sie zur Routine werden. Dieses spezielle Wiedersehen jedoch habe ich durchweg genossen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

God of War III

PS3

Verwandte Themen
Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Kommentare