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Ich weiß, ihr wartet auf Silksong, aber das Neon-Metroidvania Ultros solltet ihr nicht verpassen

Wider eure schlechte Zock-Angewohnheiten.

Metroidvania ist wie ein Satz warmer Pantoffeln für mich: Wenn man sonst auf nichts Lust hat, geht eines hiervon im Zweifelsfall immer. Man weiß, wie der Hase läuft, und wie man ihm hinterherdackelt, um Screen um Screen die Karte aufzudecken. Solange, bis oben die 100 Prozent stehen. Deshalb funktionieren diese Spiele so gut. Und weil sie von dieser Sorte Vertrautheit so gut leben können, riskieren sie es eher selten, mit euren Erwartungen zu brechen. Und jetzt kommt Ultros und setzt genau auf diesen Bruch! Freunden von Hollow Knight dürfte das gefallen, wenngleich Ultros noch einmal anders tickt.

Dieses Spiel wirkt trotz bekannter Grundelemente irrsinnig fremd. Das beginnt mit den Neon-Farben, die so freiwillig nie jemand in Kombination setzen würde, hier aber trotzdem schön und doch irgendwie ekelig die Innereien des handgezeichneten “Space-Uterus” namens Sarcophagus kleiden. Als würde man einen Cronenberg-Film als bewegte Scherenschnitt-Collage drehen und dürfte dafür nur Psychedelic-Rock Plattencover der 60er zerschnippeln.

Artifiziell, aber doch organisch, widerlich und doch bisweilen friedfertig verträumt und vor allem mächtig lebendig wirkt hier alles – bis man dann selbst vorbeikommt und sich hindurch schlachtet, um irgendwann ein uraltes Böses zu besiegen, das in dieser kosmischen Gebärmutter wohnt. Nichts sieht aus und klingt wie Ultros, es ist ein Spiel, das irgendwie atmet.

Ultros bricht mit einer schlechten Zock-Angewohnheit

Strukturell läuft hier ebenfalls einiges gegen die Spur, die andere dieser Art vor ihm eingetrampelt haben: Gegner zerlegt ihr im Nahkampf, juggelt sie bisweilen und sammelt ihre Reste zum Verzehr. Diese Organe beinhalten verschiedene… sollen wir “Nährstoffe” sagen? Das Spiel klärt das in einem seiner irritierendsten und zugleich brillantesten Züge meines Wissens nach nie so recht auf. Jedenfalls schiebt jeder glitschige Leckerbissen (und Grundgütiger, wie hoffe ich, dass es Leckerbissen sind) zwischen einem und vier farbige Balken nach oben, was man berücksichtigen sollte, will man gezielt Upgrades auf dem Skilltree freischalten.

Ein Hingucker. Auch wenn man manchmal nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll.

Denn jeder Skill braucht unterschiedliche Mengen dieser Substanzen. Für den Wandsprung benötigt ihr zum Beispiel nichts von dem gelben Zeug, Ressourcen zu spachteln, deren gelbe Bestandteile etwa für den Two-Step-Jump gefragt sind, ist demnach schiere Verschwendung. Das ist genauso verquer wie interessant. Doch eigentlich wollte ich zuerst ohnehin über etwas ganz anderes reden, nämlich die Tatsache, dass Ultros Buttonmashing schlichtweg hasst. Oder euch zumindest subtil davon abrät. Denn, seht ihr, wenn ihr die Gegner einfach so weichklopft, lassen sie den ohnehin schon wenig appetitlichen Reste-Glubsch in noch schlechterem Zustand zurück. Stattdessen müsst ihr eure Angriffe klug variieren, um Organe von “Prime”-Qualität zu erhalten, die dann umso potentere Wertsteigerung ermöglichen. Ultros erzieht euch so zu einem besseren, eleganteren Spieler.

Trotz Loop-Mechanik kein Roguelite

Nach etwa eineinhalb Stunden erreichte ich den ersten Boss, ein wunderbar scheußliches Insektenschleimmonster, das nicht allzu schwer, aber sehr spaßig zu legen war. Dessen Tod quittierte das Spiel mit einer Zwischensequenz und einem Neustart am Ursprungsort, bei dem die bereits aufgedeckten Kartenanteile das auch blieben. Hier wurde es für mich ein wenig nebulös, da das Spiel nie glasklar aufdeckte, was mir erhalten blieb. Sehr bewusst wurde mir allerdings vor Augen gehalten, dass es wohl insgesamt sieben Bosse gibt, ich danach also noch sechs vor der Brust hatte, bevor es dem ultimativen Bösen – Ultros selbst – an den Kragen geht. Oder auch nicht, denn die mysteriösen NPCs, die ich traf, ließen auch einigen Interpretationsspielraum, ob ich hier überhaupt etwas Gutes tue.

Wo waren wir? Ach ja, der Loop: Mein Skill-Tree war jedenfalls wieder leer, doch zum einen hatte es nicht lange gedauert, eine ordentliche Menge an Fähigkeiten freizuschalten und zum anderen macht das Spezialisierungen für Anläufe auf weitere Regionen des Sarcophagus denkbar. Außerdem fand ich bald einen Gegenstand, mit dem ich eine erlangte Fertigkeit für den nächsten Loop gewissermaßen sichern konnte. Unvorstellbar, dass dies der einzige bleiben wird. Ich persönlich bin jedenfalls gespannt, wie das alles weitergeht, wie genau sich mit den Bäumen verhält, die ich an vielen Stellen aus Samen pflanzen konnte und was genau nun Ultros ist – ich würde allerdings die Luft nicht anhalten, bis die Antwort kommt. Diesem Spiel ist zuzutrauen, dass es bis zum Schluss nebulös bleibt, und ich würde es ihm nicht mal übelnehmen.

Ultros also: Fühlt sich gut an, sieht aus wie nichts anderes und wehrt sich gegen viele, wenngleich sicher nicht alle Konventionen dieses Genres.

Ultros erscheint am 13. Februar 2024 für PS4, PS5 und PC und dürfte sich vor allem auf einem OLED Steam Deck bestens machen.

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