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Oddworld :Stranger's Wrath Collectors Volume 1 - Vinyl Soundtrack Rezension

Komponist: Michael Bross

Label: Black Screen Records

Stil: Klassischer Soundtrack mit starkem Western-Einschlag

Erhältlich über: Amazon, Label, Discogs, Ebay

Das Spiel: Wenn GTA seltsam wird...

Die Editionen: Es gibt drei Editionen, alle wurden von Black Screen Records produziert. Die limitierteste dürfte die über Limited Run vertriebene sein, die wie alles bei denen immer ausverkauft ist - was vielleicht auch daran liegt, dass ihr dort 100 Platten an eine Adresse schicken lassen könnt, "hallo!", Reseller-Scum. Bei dieser sind beide LPs in unterschiedlichen Blau-Tönen gehalten. Die Ausgabe direkt vom Label ist nicht vergriffen und kommt in Gelb und Orange daher. Die reguläre dann, die ihr überall findet, ist die mit schwarzem Vinyl. Allen Ausgaben liegt eine 7" mit zwei Vorschau-Tracks auf Volume 2 anbei, die auch immer die gleiche Platte ist. Ihr bekommt immer ein sehr schickes Gatefold mit einem geradezu dramatischen Innenbild, das grandios aussieht. Anbei findet ihr auch einen Steam-Code, um die Musik auch digital zu haben.


Angehört

Seite A: Ein ganz anderer Vibe, der sich da sofort breitmacht. War das erste Oddworld eine unterdrückende, mörderische Soundkulisse, die einen geradezu dazu zwang, den Kopf tief zu halten, geht es hier ganz anders zur Sache. Der Held ist die Gefahr, er schreitet wie eine Sergio-Leone-Figur voran, Klischee-Western-Strings natürlich inklusive. Aber wenn er die Gefahr ist, dann ist er nicht die Einzige. Nach dem Helden-Einzug nun der Blick auf seine Welt und sie passen wunderbar zueinander. Beide sind gefährlich und nur oberflächlich gezähmt. Langsame Strings, tiefe Drums, ein klein wenig, Spannung wird aufgebaut, Drama schraubt sich hoch, es ist das klassische Ablaufen der Straße, wissentlich auf den Hinterhalt zu, genauso wissentlich, dass dieser noch nicht weiß, wer der Jäger ist. Und dann... Nichts. Einsame Strings, ihr spürt den leisen Wind zwischen verrammelten Häusern fast schon auf der Haut. Und dann kein Zweifel mehr: Die schwer verzerrte E geht in vollen Riff-Modus, ein treibender, machtvoller Beat setzt ein. Eine schwebende Bridge mit ferner Frauenstimme, dann geht es direkt weiter. Aber Held kam noch nicht am Ziel an, schüttelt den Staub dieses Abenteuers ab und tief hallen Synthie und eine klagende Gitarre durch den Staub.

Seite B: Windy City? Sleepy City. Aber die unaufgeregt mörderische Schläfrigkeit eines Typen im Sombrero, der in der Mittagshitze nur scheinbar vor sich hindämmert. Der Friede währt nicht lange, fast gemütlich treiben schwerere Beats flirrend durch den Raum, es hat einen fast schon cyberpunkigen Vibe, bevor die Aufregung sich legt und die nächste vermeintliche Ruhephase folgt. Stereo-Effekte verfolgen sich diesmal wie Klapperschlangen, die sich in den Schwanz beißen, während sie sich auf dem Sand um sich selbst drehen. Ich brauche mal einen Schluck Wasser, der Weg ist lang und die VUs zeigen ihre langsamen Ausschläge fast nur auf der Bass-Seite. Dann öffnet sich der Blick auf ein weites Tal, trocken, wüst. Der Held steht auf der Klippe, es überblickend und die Gefahr abmessend. Mit einer dramatisch intonierten, entschlossenen Bewegung dreht er sich um, um den Abstieg zu beginnen und sich seinem Schicksal zu stellen.

Seite C: Sein Weg führt ihn offensichtlich durch mystische Gefilde, als nahöstliche Frauenstimmen und mächtige Trommeln aufspielen, im Hintergrund tropfendes Wasser an Felswänden. Der bedrohliche Chor nähert sich, bevor sich der Weg wieder klar zeigt, begleitet von beständigem Rhythmus und mittlerweile vertrauten Percussions und Strings, die sich in seltener Melodieform als Sidekick dazugesellen. Wieder verschwimmt der Weg, die atmosphärischen Slow-Tempo-Passagen erzählen von Staub und Sand, ein einsamer Glockenschlag in unbestimmter Ferne. Aus dem Staub schält sich aber die Form einer unbestimmten Gefahr heraus, wenn ungewohnte Streicher und Bläser das Drama suchen, aber den Helden noch einmal mit einer vagen Drohung ziehen lassen. Sie sind es auch, deren rückehrendes, fast tragisches Motiv, den Helden nun bestimmen, Stimmen fast aus dem Off flüstern, während er sich vorankämpft.

Seite D: Es beginnt, sich etwas zu schleppen, aber nicht musikalisch, man spürt, dass es ein langer, beschwerlicher Weg war und er hat unseren Helden gewandelt. Er wurde härter, zielstrebiger, aber werden seine Reserven reichen, um es zu Ende zu bringen? Es scheint fast nicht so. Er gibt sich einer Erscheinung in der Hitze hin, ein kurzes, getragenes Aufspielen des Abgleitens, dann ein Dämmern, der Tiefpunkt des Helden, wie auch der musikalischen Ambitionen, die fast vollständig versanden. Es scheint vorbei, aber plötzlich sieht oder hört der Held etwas und in Zeitlupe, begleitet von sich heroisch aufbauenden Streichern erhebt er sich, um sich seiner letzten Herausforderung zu stellen. Und ja, natürlich gewinnt er, auch wenn es erstaunlich undramatisch abläuft. Aber der Weg des Helden ist nun beendet und so entlässt ihn der Abspann in den Sonnenuntergang, auf der Suche nach mehr Abenteuern.

7" Seite A & B: Als würde der Trailer der Fortsetzung direkt einsetzen, teasert die Promo für Volume 2 an. Action-geladen werdet ihr schon mal zu neuen Abenteuern eingeladen und sie werden sich wohl nicht groß von den vorigen unterscheiden. Gut so.

Ein Album wie: Eine glorreiche Heldenreise mit mehr Sixshooter als sonst.

Eine Art Fazit: Sehr schönes Gatefold, interessante Editionen, Digital-Code anbei und das Mastering kann was. Die Musik ist sehr auf Stimmung ausgelegt und spielt immer wieder nur zart aber mit Geschick auf. Teilweise recht auslaugend - aber auf eine gute Art - als Kopfhöreralbum, aber auf jeden Fall eure Zeit wert.


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Selbst anhören:


Gehört und genossen auf...

Dies ist die "Eurogamer-Referenz-Anlage": Plattenspieler - Thorens TD 203 (Test); Phono-Verstärker - Pro-Ject Phono Box DS2 USB; Stereo-Verstärker - Teufel Kombo 62 CD-Receiver; Boxen - Nubert nu Vero 30 (Test); Kopfhörer: Beyerdynamic Amiron (Test) + A20 (Test)


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