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Senua’s Saga: Hellblade II – Eine Reise ins Herz der Finsternis

Von einer, die auszog, das Böse zu tilgen.

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Hellblade: Senua’s Sacrifice ist ein Spiel, das einen mitnimmt. Emotional vor allem, wenn wir an der Seite der Titelheldin das Trauma des Verlusts eines geliebten Menschen aufarbeiten. Aber auch beinahe physisch, denn zusammen mit Senua in die nordische Version der Hölle einzutauchen, das bescherte Spielerinnen und Spielern in seiner dichten Atmosphäre und im schauderhaften Kampf der Protagonistin mit ihren inneren Dämonen fast schon körperliches Unbehagen. Intensiver wurde Trauer in einem Videospiel selten abgebildet.

Mit dem zweiten Teil, Senua's Saga: Hellblade II knüpft Ninja Theory inhaltlich beinahe nahtlos an das Seriendebüt an. Wir treffen eine Senua wieder, die nach den Ereignissen des ersten Teils vorerst Frieden mit den inneren Stimmen geschlossen hat, die sie als "Furien" wahrnimmt. Sie begreift diese Symptome ihrer Psychose nicht länger als Fluch und kann ihre Erlebnisse nun, nachdem sie die Trauer um ihren geliebten Dillion verwunden hat, für etwas Gutes einsetzen: Um dem Sklavenhandel der marodierenden Wikinger ein Ende zu setzen.

Die Insel ruft

Zu diesem Zweck lässt sich Senua zu Beginn des Spiels gefangennehmen, woraufhin sie in die Heimat ihrer Peiniger transportiert wird: nach Island. Dort trifft Sie auf neue Feinde, aber auch Verbündete. Einmal mehr verschwimmen in dieser Saga die Grenzen zwischen wirklichen Begebenheiten, nordischen Mythen voller untoter Draugr und Furcht einflößenden Riesen und der verzerrten Wahrnehmung Senuas, die auf ihren mentalen Zustand zurückzuführen ist. Schließlich hört sie immer noch die Furien in ihrem Kopf. Ein faszinierender Effekt, wenn auch wir Spielenden selbst nicht mehr in der Lage sind, zwischen verschiedenen Ebenen der Irrealität und der plausiblen Vergeltungsgeschichte zu unterscheiden.

Senua trägt den Kampf aus ihrem Innern bis nach Island.

Hauptdarstellerin Melina Jürgens lässt uns tief in Senuas Seelenleben hineinblicken und zeichnet ein Bild von einer tapferen, entschlossenen Kriegerin, die einen Weg gefunden hat, ihren Kampf vom Inneren nach außen zu kehren. Das perfekte Performance Capture, das Ninja Theory in seinem hochmodernen, hauseigenen Studio von allen Schauspielern angefertigt hat, zieht tief in diese persönliche Geschichte hinein. Und die Detailtreue, mit der nicht nur die Figuren, sondern auch das Island des 10. Jahrhunderts dargestellt wird, sucht ihresgleichen.

Nicht nur suchten die Kreativen hinter dem Projekt lange vor Ort in Island nach den perfekten Ortschaften als Hintergrund für dieses Abenteuer, sie scannten auch Oberflächen von Strukturen und Gegenständen, um sie authentisch im Spiel abzubilden. Sie entwarfen und schneiderten Kleidung, die Menschen in dieser Epoche getragen hätten. Sie studierten die lokale Architektur früher Torfhäuser und replizierten all das originalgetreu im Spiel, um keine Risse in der Illusion entstehen zu lassen, man befinde sich zusammen mit Senua auf einer Reise ins Herz der Finsternis.

Auge in Auge mit dem Bösen

Die Soundkulisse, die ihr am besten per Kopfhörer auf euch einwirken lasst, wurde einmal mehr im binauralen Verfahren aufgenommen und teleportiert auf diese Weise euren Kopf und Geist ebenfalls mitten in die Welt von Senua hinein. Ihr seht nicht nur, was sie sieht, ihr hört auch ausnahmslos, was sie hört – und dazu gehören die Furien, die körperlos im Raum zwischen euch und der Welt zu schweben scheinen. Ihr könnt sie punktgenau lokalisieren, nur um sie dann doch nicht zu sehen, wenn ihr in ihre Richtung blickt. Senuas Wahrnehmung verschmilzt mit der euren. Das ist ein bisschen beängstigend, aber auch irrsinnig atmosphärisch.

Was ist wirklich, was Einbildung, was vielleicht Magie?

Um den Eindruck eines persönlichen Feldzuges gegen innere, aber auch äußere Feinde nicht zu stören, handelt es sich bei den intensiven Kämpfen gegen die mal mythischen, mal sehr irdischen Gegner stets um Duelle. Auge in Auge mit Senuas Widersachern fühlt es sich an, als stünde mit jedem Schwerthieb wirklich alles auf dem Spiel. Hellblade 2 inszeniert Gewalt als intimes Gegeneinander, bei dem nur zählt, was am anderen Ende eurer Klinge lauert und wirkt dadurch umso intensiver.

So viel ist sicher: Spiele wie Senua’s Saga: Hellblade II kommen nicht alle Tage des Weges. Es ist ein Werk, das aus der Liebe zu einer Welt der Sagen entstanden ist, aus Zuneigung zu einer der bemerkenswertesten Videospielheldinnen der letzten Jahre – und aus tiefem Respekt gegenüber Menschen, die sich tagtäglich psychischen Schwierigkeiten stellen müssen. Es ist Kunst durch und durch: Ein Spiel mit kreativen Ambitionen, dem handwerklichen Können, das nötig ist, um sie zu realisieren – und einer Botschaft, die es wert ist, gehört zu werden.

Senua’s Saga: Hellblade II erscheint am 21. Mai 2024 exklusiv auf Xbox Series Konsolen und PC und ist im Game Pass enthalten.