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The Elder Scrolls Online auf der Konsole - Läuft!

Aber kein Skyrim! Das muss man bei den Konsoleros ja noch dazu sagen.

Eines muss gerade Konsolenspielern, die nun in der Regel nicht die MMO-affinsten sind, klar sein: Das ist kein Skyrim, auch kein Oblivion und, für die Älteren, kein Morrowind. The Elder Scrolls Online, jetzt mit dem Zusatz Tamriel Unlimited, ist ein MMO. Punkt, aus, Ende. Ihr könnt nicht sofort hinrennen wo ihr wollt - außer ihr arrangiert euch damit, dass euch schon wenige Meter vor der ersten Stadt jedes Monster plättet. Die Landschaft ist in Level sortiert und wenn ihr die nicht habt, habt ihr da auch nicht viel verloren.

Das Interface ist die meiste Zeit über schön aufgeräumt und gibt viel Blick auf die hübsche Spielwelt. Auch die Schriftgröße ist angemessen, im Gegensatz zu anderen Titeln musste ich bei einem 55er-TV auf etwa 3 Meter Entfernung nicht blinzeln.

Diese Struktur dürfte der erste Schocker sein, denn viele, die mit Skyrim einstiegen, waren dort in den ersten Stunden mit der langen bis nicht vorhandenen Leine mitunter ein wenig überfordert. Man hat sich aber damit arrangiert, schließlich gehört das Spiel zu den erfolgreichsten und beliebtesten seiner Art. Jetzt aber wieder ganz anders herum. Ihr habt eine feste Quest und an die solltet ihr euch zunächst auch dringend halten. Entlang des Weges findet ihr genug, was es zu tun gibt, Nebenquests sind ja auch in MMOs eine althergebrachte Tradition und ihr solltet sie dringend ehren. Aber es passiert halt zunächst in einem engen Rahmen oder vielmehr Gebiet. Soviel als kleine Warnung vorweg für alle Skyrim-ler, die es nicht abwarten können, das in der Imperial Edition teuer zusätzlich gekaufte Pferd zu satteln und ganz Tamriel am ersten Tag unsicher zu machen.

Quests sind übersichtlich sortiert und überhaupt überzeugt die Benutzerführung auf Konsole mehr als es auf dem PC der Fall war.

Was das „teuer" betrifft: Der Grundpreis reicht von relativ normalen 60 Euro (Box im Versand) bis zu etwas abenteuerlichen 80 Euro (PlayStation/Xbox-Online-Stores) und ist nun nicht direkt Free-2-Play. Die Imperial-Edition, in der die bei den drei Fraktionen universell einsetzbare Rasse der Imperialen als Spielcharakter wählbar ist und ihr auch gleich einen Gaul mit an die Hand bekommt, liegt bei 90 bis 100 Euro online, als Box mit hässlicher Figur sogar noch höher, da bereits vergriffen. Nicht wenig, aber man muss halt bedenken, dass dies gerade mal ungefähr vier bis fünf Monate Spielzeit nach dem alten Abosystem wären und dass das kein kleines Spiel ist. Eher eines, das eben auch eine Spielzeit von ein paar Monaten und mehr hergeben kann und im Hintergrund eben auch ganz andere Anforderungen an die Technik seitens des Betreibers stellt. Auch werdet ihr praktisch nie mit einem "Hier! Kauf mich, ich bin ein tolles Item, ohne das du nicht leben kannst!" genervt, insoweit halte ich den geforderten Grundpreis für durchaus angemessen.

Ohne Fertigkeiten geht im Kampf zwar nicht nichts aber nicht viel.

Zunächst einmal die Technik. Kurz gesagt: läuft. Sowohl die Anmeldung als auch der Transfer des alten PC-Accounts waren kein Problem, es gab bisher keine nennenswerten Wartezeiten oder Rauswürfe aus den Servern. Der Transfer eines Charakters vom PC war aber wirklich nur im Vorfeld im Rahmen einer Aktion möglich, spätere Wechsler in die Konsolenwelt haben diese Option nicht. Ihr könnt euch bis zu acht Charaktere anlegen, es ist also möglich und auch durchaus anzuraten, dass ihr ein paar verschiedene Klassen/Rassen-Kombis austestet und guckt, was euch am ehesten liegt. Nicht nur die Startpunkte in die große Spielwelt unterscheiden sich, auch die Kampf- und Magie-Varianten bieten genretypisch extrem unterschiedliche Spielstile.

Es gibt hier und da den einen oder anderen Mini-Lag, aber eigentlich nur, sobald ihr schnell von A nach B reitet und die Aktualisierung mal nicht gleich hinterherkommt. Wir reden hier aber von weniger als einer Sekunde, bis alles wieder synchron läuft und man muss es schon darauf anlegen. Grafisch würde ich sagen: Ist okay. Haut nicht vom Hocker, käme Skyrim als Remaster heraus würde ich mehr erwarten, aber für ein MMO, das sich im Hintergrund ja auch noch um eine Reihe andere Dinge kümmern muss, ist das hier schon sehr ansehnlich. Es gibt eine Reihe schicker Texturen und Details gerade in der Außenwelt, in den Innenräumen wirkt hier und dann doch immer wieder alles etwas grobschlächtig. Der Gesamtstil stimmt aber und man kann durchaus hässlicher in gewaltiger Spielwelt unterwegs sein. Insoweit ist die Umsetzung mit Anstand, aber ohne große Überraschungen gelungen.

Immer wieder mischen sich mal andere in eure Kämpfe ein und umgekehrt, aber wer will, der kann das im Geiste ausblenden und so tun als wäre er allein auf der Welt.

Was erwartungsgemäß wunderbar funktioniert ist die Steuerung. Auf dem PC wirkte diese immer etwas unnatürlich. Es passte nicht so recht zum Pad und schon gar nicht zu Maus/Keyboard. Es wollte Skyrim sein, aber eben auch ein MMO und der Spagat verwirrte alle Seiten. Die einen kamen mit den MMO-igen Hitboxen nicht klar, die anderen vermissten ihren Mauszeiger, glücklich war keiner so richtig. Nach einer Reihe von Updates, Verfeinerungen und jetzt bei der Umsetzung passt zumindest am Controller alles. Die Gegnerhitboxen harmonieren deutlich besser mit Nahkampf-Attacken und fühlen sich „skyrimmiger" an, was Kriegern entgegenkommt. Die ganze Menüstruktur war schon immer eh auf Pad ausgelegt und ist einfach und aufgeräumt zu handhaben, sei es das Inventar oder die Charakterverwaltung. Nehmt ihr euch ein paar Minuten, um mal alles durchzugucken, dann solltet ihr im Anschluss weitgehend problemlos alles in den Griff bekommen, ohne suchen zu müssen oder überhaupt lange in Menüs zu kramsen.

Wer sozialer eingestellt ist, nutzt den Sprach-Chat oder auf Tastendruck die zahlreichen Gesten. Es ist übrigens ganz lustig andere Spieler per Sprach-Chat zu nerven: 'Ey du! Was suchst du da in der Tasche? Lass mich auch mal gucken! Wir finden das schon! Ich hab übrigens ein Pferd und einen Hund!' Ah, nichts ist schöner als die Immersion anderer zu unterbrechen...

Fällt diese Adaption dem Skyrim-Spieler leicht, wird er im Kampf erst einmal etwas von der Rolle sein. Ja, ihr habt Schwert, Schild und Zauberstab. Ja, sie handhaben sich grundsätzlich so, wie ihr es kennt. Das ist aber nur die eine Seite des Elder-Scrolls-Online-Spagats. Damit allein werdet ihr selbst bei Feinden, die eurem Level entsprechen, immer wieder mal verzweifeln, selbst wenn das Blocken, Kontern und Ausweichen recht effektiv ist. Wer die MMO-typischen Fertigkeiten und Spezialangriffe ignoriert, derer es hier zahllose gibt, wird keine Sonne sehen. Diese werden auf die vier Knöpfe, die beiden Schultertasten und letztere in Kombination verteilt, was sieben Schnelltasten ergibt. Das reicht für die meisten Setups, da mächtigere, neue Angriffe ja auch immer wieder alte ablösen, aber es sind natürlich weniger Schnellzugriffe als am PC und ich bin mir sicher, dass sich das an irgendeinem Punkt rächen wird. Mal gucken, wann es soweit ist, bin ja grad mal kurz vor Level 10. So oder so, derzeit werdet ihr im Startgebiet immer wieder Leute treffen, die wild herumhüpfen, scheinbar nur Decken und Schlagen und das liegt daran, dass sie genau das tun. Habt Mitleid, nutzt eure Fertigkeiten und zeigt ihnen wie es geht.

Apropos Pferd und Hund: Die kosten, wenn man nicht seeehr lange Ingame sparen möchte 9 beziehungsweise 4 Euro. Zumindest das Pferd hätte ruhig Teil des Standard-Pakets sein dürfen. Der Rest im Shop ist eine Mischung aus Vanity, Bequemlichkeit und Nichtigkeit. Wenig, was selbst am Rande reizt weiteres Geld auszugeben und nichts, was essentiell ist. Gut so.

Das mag eine Umstellung sein, aber am Ende ist Elder Scrolls Online ein relativer idealer Kandidat für Wechselwillige vom Solo- zum MMO-RPG. Ihr seid zwar selten allein in der Landschaft, aber folgt doch erst einmal für euch den Geschehnissen, die weit mehr an Solo-RPG-Quests erinnern als das sonst in MMOs der Fall ist. Mehr Story, mehr reden, mehr das übliche Elder-Scrolls-Herumlaufen, gucken und das gelegentliche Monster schlachten. Dazu kommen dann auch immer wieder Sammel-Aufgaben - drei von dies, vier von das... - die aber zu ihrer relativen Ehrenrettung auch in etwas mehr Geschichts-Fluff eingewickelt wurden. Die Betonung des Spiels liegt im Gegensatz zu dem anderen großen Konsolen-MMO Final Fantasy 14: A Realm Reborn weniger auf großen Raids in Gruppen, sondern dem Vor-sich-hin-Abenteuern im Alleingang oder mit ein paar Freunden. Sicher, da ist der PvP, dem ihr ab Level 10 beitreten dürft und auch hier und da der Dungeon, der sich zu mehrt besser durchqueren lässt. Aber schon Szenen wie die Quest-Abschlüsse zeigen, wer der Held sein soll: ihr, der Einzelkämpfer für das Schicksal Tamriels. Dass dies zum Start auf dem PC auch viele Probleme mit sich brachte, zeigte der Test damals, inwieweit diese jetzt behoben werden, wird der Test zu dieser neuen Fassung in ein paar Tagen zeigen.

Wer keine Freunde hat, findet hier welche, um die Multiplayer-PvE-Dungeons zu plündern. Aber erst ab Level 10.

Und weil ich mal wieder mit einem neuen Helden noch am Anfang herumkrebse und es damit noch ein langer Weg zu einem soliden Test von The Elder Scrolls Online auf PS4 und Xbox One ist, belasse ich es erst mal mit diesem ersten, positiven Eindruck. Läuft. Die Umsetzung ist gelungen, das Spiel läuft flüssig und stabil, die Server sind da und tun ihre Arbeit. Wer es kauft, wird nicht fluchen, weil er nicht spielen kann. Er wird auf der Konsole vielleicht fluchen, weil es eben doch kein Skyrim ist und das Wort MMO auf diesen Plattformen immer noch zum Fremdwortschatz gehört. Aber es ist eben auch das vielleicht einsteigerfreundlichste Spiel in dieses etwas andere Genre. Ihr könnt viel alleine machen, es überfordert am Ende nicht mehr, als es ein Erstkontakt mit einem anderen Elder-Scrolls-Titel tut und es gibt sehr viel zu sehen und zu entdecken. Also derzeit und unter Vorbehalt: Traut euch ruhig, wenn ihr möchtet, die ersten Stunden gaben keinerlei Anlass zu großen Warnungen.

In diesem artikel

The Elder Scrolls Online

PS5, Xbox Series X/S, PC, Mac

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The Elder Scrolls Online

PS4, Xbox One

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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