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Fallout 3

Episch (Update: Alles drin)

Nahezu jede Neben-Quest, aber auch ein großer Teil der Kampagne, liefert diese ganz unterschiedlichen Vorgehensweisen. Immer wieder trefft Ihr Entscheidungen, löst damit Reaktionen aus und beeinflusst so den weiteren Spielverlauf. Ihr könnt Euch Organisationen anschließen, einem Gigolo die Frauen ausspannen, Räuber-Lager ausräuchern, Androiden suchen, eine Ghoul-Stadt unsicher machen und sogar den berühmten Vault 112 betreten. Mit vielen Anspielungen an die ersten beiden Teile wird so eine dichte Atmosphäre aufgebaut, ohne die Freiheit einzuschränken. Ihr formt geradezu eine eigene Geschichte, die parallel zur Main-Quest vorangetrieben wird.

Der zweite Durchgang

Endlich die Vollversion in den Händen. Diesmal ohne die Argusaugen der PR-Leute und die tickende Uhr im Nacken zu spüren. Nochmal über 40 Stunden spannende Geschichten, packende Kämpfe und eine Welt zum Verlieben. Nochmal der geniale Einstieg und die etwas zähen ersten Schritte. Dann aber begleitet von einer Endphase, die sich ständig mit Superlativen übertrifft. Eines schon mal vorweg: Fallout 3 ist auf allen Plattformen ein Paradebeispiel für geniale Computer- und Videospiel-Unterhaltung. Und mein ganz persönlicher Favorit für das Spiel des Jahres 2008.

Im direkten Vergleich mag der Endzeit-Epos auf einem Windows-Rechner durch die direkte Steuerung auf höheren Leveln etwas zu einfach ausfallen (Tipp: Schwierigkeitsgrad der Kämpfe nach oben stellen), dafür bekommt Ihr mit entsprechender Maschine eine deutlich detailliertere und vor allem hübschere Grafik serviert. Mag bei solch einem Gameplay-Monster die Optik noch so zweitrangig sein, die Windows-Version liefert, was Atmosphäre und Steuerung angeht, mit Abstand das beste Gesamtpaket.

Gewaltige Endgegner wie dieser Super-Behemoths liefern die nötige Abwechslung.

Etwas schlechter sieht es bei der Sony-Fassung aus. Unser Langzeit-Test attestiert nicht nur eine minimal schlechtere Grafik gegenüber der Xbox 360 (Kantenglättung), sondern vor allem einige Fehlerquellen. Auf dem PC kam es zu insgesamt vier Abstürzen, die Xbox 360-Version lief fehlerlos bis zum Ende und bei der PlayStation 3-Fassung musste die Konsole zweimal in den Neustart getrieben werden.

Hinzu kommen kleinere Physik-Fehler, hier und da Clippings, mittelmäßge Gesichtsanimationen und KI-Bugs, die alle Versionen plagen. Nichts, was einem den Spaß vertreibt, zumal es wirklich sehr, sehr selten in Erscheinung tritt. Aber es sind dennoch unnötige Mängel in solch einem phänomenalen Produkt. Auch die eingeschränkten Aufstiegsmöglichkeiten, die Eurem Forscherdrang nach 20 Leveln zumindest in diesem Punkt ein jähes Ende setzen, gehört nicht zu den Highlights dieses Meisterwerks. Vielleicht finden sich ein paar talentierte Modder, die diesen unnötigen Gameplay-Kniff auf dem PC aus der Welt schaffen. Spaß macht die Erkundung der abwechslungsreichen Welt natürlich auch ohne neue Fähigkeiten. Ein Levelcap, das bereits nach ca. 20 Stunden und gerade einmal 30 Prozent erforschtem Areal seinen Auftritt feiern kann, ist allerdings mehr als unsinnig.

Abseits dieser eher unschönen Details entfaltet sich der Titel mit jeder Stunde wie eine wunderschöne Blüte. Egal ob man der wirklich einfallsreichen Geschichte folgt oder die Weiten des Ödlands durchforstet, ständig wird man durch neue Ideen, wahnwitzige Charaktere und ungewöhnliche Aufgaben überrascht. Die Suche nach Eurem Vater verwandelt sich schnell in ein Kampf um die Zukunft, bei dem Ihr selbst die Hauptrolle spielt. Geschickt gibt Euch der Titel Werkzeuge an die Hand, um Euer eigenes Spielerlebnis zu formen, bietet aber im Gegensatz zu Oblivion einen stringenten Storyfaden, der von der ersten bis zur letzten Minute fesselt. Fallout 3 verliert sich so trotz seines Open-World-Charakters nie in seiner oft grauen, aber doch lebendigen Welt, sondern führt Euch immer wieder sanft zur Geschichte zurück.

Sex, Drugs and Rock'n'Roll: Auf Euch warten einige Überraschungen.

Am Ende sind es aber die leisen Töne, die schweren, moralischen Entscheidungen, die Fallout 3 zum Leben erwecken. Nichts ist eindimensional. Für jede Entscheidung gibt es gute und schlechte Gründe. Und noch einige darum herum. Oft müssen Schuldige und Unschuldige gleichermaßen leiden.

Ein kleines Beispiel: In einer Nebenmission sollt Ihr einer grausligen Gruppe dabei helfen, ihre Ansprüche zu sichern. Sie möchten in einem schicken Gebäude hausen, zu dem ihnen der Zutritt momentan verwehrt wird. Um die Aufgabe abzuschließen, könnt Ihr entweder die starrköpfigen Bewohner überzeugen oder aber die Sicherheitsmaßnahmen umgehen und so ein Massaker auslösen. Selbstverständlich sind nicht alle Mieter böse. Einige sind nur unwissend oder ängstlich. Wenn Ihr Euch für die Gewalt entscheidet, müssen auch sie leiden und sterben.

Selbst kurz vor Schluss, bei Eurer letzten Aktion, müsst Ihr eine Entscheidung fällen, die wie all Eure Handlungen die Gestalt der Endsequenz bestimmen. Maßgeschneidert auf Eure Spielweise, Euer Karma und Eure Figur liefert Bethesda zum traurigen Ende das richtige Crescendo für diese brillante Symphonie. Aber tut Euch selbst einen Gefallen: Wagt Euch hinaus, verbringt Stunden mit der Suche nach besonderen Waffen, Fähigkeiten und Bauplänen. Seht Euch die Ruinen von Bethesda an, macht eine Tour durch die Ghoulstadt Underworld, holt Euch einen Hund als ständigen Begleiter und kämpft mit Mutanten um das Capitol. Ihr werdet diese Momente nie vergessen.

Man kommt sich fast kleinlich vor, wenn man solch einem epischen Titel seine Fehler vorhält. Eine Handvoll Abstürze, minimale Ki-Bugs und Clipping-Fehler lassen sich natürlich nicht wegdiskutieren. Trotzdem ändern sie nichts an dem Spaß, der an jeder Ecke aus dem Bildschirm sprüht. Egal welche Version Ihr einlegt, die Macken, grafischen Defizite und Steuerungs-Probleme werden von der unglaublichen Welt, der pointierten Story und ihren liebevollen Charakteren gnadenlos hinweg gefegt. Könnt Ihr Euch entscheiden, solltet Ihr der PC Fassung den Vorzug geben.

Wer sich auf das Szenario einlässt und mit der ungewöhnlichen Mischung aus Rollenspiel und Ego-Shooter zurechtkommt, die sich übrigens mittels Schwierigkeitsgrad und V.A.T.S.-System Eurer Genre-Vorliebe anpasst, wird die nächsten Wochen also alles andere stehen und liegen lassen. Und da es Fallout 3 nicht nur gelingt, das fantastische Niveau der ersten Stunden zu halten, sondern zum Ende hin noch deutlich zu erhöhen, hat der Titel wie kaum ein anderer die Höchstnote verdient. Er mag trotz seiner Qualitäten nicht perfekt sein, doch er ist verdammt nah dran. Meine Weihnachtsferien sind auf jeden Fall ausgebucht: Fallout 3, Fallout3 und noch mehr Fallout 3.

Fallout 3 erscheint am 31. Oktober für die Xbox 360, die PS3 und den PC.

10 / 10

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