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Fränkel frotzelt: EG Bastelstunde

Der Beginn einer neuen Rubrik

Wenn mein Auto einen Platten hat, hole ich den ADAC, wenn in meiner Wohnung eine Glühbirne ausfällt, den Elektriker. Gilt es, das Etagenbett Gutvik oder andere IKEA-Möbel zusammenzuzimmern, rufe ich meine Freundin. Oder sie den Notarzt, falls ich tatsächlich mal versucht haben sollte, selbst einen Nagel in die Wand zu hämmern. Kurz: Ich bin handwerklich ein Totalversager. Dumm, dumm, dumm, dass ich das neulich kurzzeitig vergaß – als ich die Internetseite Paper Commander entdeckte.

Paper Commander ist der Hammer! Beflissene Bastlwastl bieten dort Papier-Bausätze für Wing Commander-Replikas an. Pdf runterladen, ausdrucken, Einzelteile zurechtschneiden, alles zusammenkleben, fertig.

Der Weltraumsim- und Retrofan in mir, dessen Aufgabe es unter anderem ist, am Konzept von Eurogamer.de mitzuwirken, jubilierte und setzte mir einen Floh ins Ohr: „Geil“, flüsterte der blöde Penner, „da machst du glatt eine neue Serie draus! Basteln mit Eurogamer soll sie heißen. Finden bestimmt alle total super.“ Und damit begann das Drama.

Das tapfere Schneiderlein, Ego-Perspektive.

Voller Elan saugte ich mir den schnellsten Kilrathi-Jäger aus Wing Commander 2, einen Jrathek im Maßstab 1:200. In der Beschreibung stand was von „simple to build“ und „ideal choice for beginners“, was übersetzt bekanntlich „Kinderkram“ heißt. Sehr gut, genau richtig für mich. Dennoch orderte ich zur Sicherheit meine Mone herbei. Um gewissermaßen den kooperativen Mehrspielerspaß des Bausatzes zu testen.

Wing Commander wird bekanntlich mit WC abgekürzt. Hätte ich geahnt, wie nahe dieses Akronym am späteren Ergebnis sein sollte, hätte ich die folgende Stunde mit einer sinnvolleren Beschäftigung verbracht. Dialoge für einen Pornofilm schreiben, dem Nürnberger Oberbürgermeister gratulieren, dass er wegen Winnenden eine ESL-Netzwerk-Party abgesagte, gegen die Waffenmesse zuvor aber nichts einzuwenden hatte. Oder DSDS gucken und für Marco Schreyl anrufen, damit der schleimige Moderatorenhonk endlich rausgewählt wird – keine Ahnung, irgendwas Sinnvolleres halt.

Genau genommen hatte ich nach fünf Minuten keine Lust mehr. Die Fitzelkramschnipplerei würde eine gefühlte Ewigkeit dauern. Papier mag geduldig sein. Ich bin es nicht. Während ich trotzdem tapfer versuchte, die Einzelteile des Jägers ordentlich auszuschneiden, regte sich sogar bei Mone erster Widerstand. Weil ich mich so dolle konzentrieren musste, drangen nur Wortfetzen aus einem weit entfernten Paralleluniversum an mein Ohr. Irgendwas mit „so ein Idiot“, „sieben Wochen lang keinen Sex“, und „Trennung“.

Indes war ich damit beschäftigt, die vielleicht zwei bis drei Millimeter schmalen Klebe-Laschen mit einer Nagelschere herauszuarbeiten. Meine Augen versuchten, Höchstleistungen zu vollbringen (was bei -8,5 Dioptrien nicht allzu viel ist). Zu diesem Zeitpunkt überlegte ich, die fränkische fränkelsche Raumschiffproduktion ins Ausland zu verlegen. Nach Guantanamo Bay. Oder in ein chinesisches Kinderheim.

Basteln unter erschwerten Bedingungen.

Mone fluchte inzwischen, als liege sie gerade bei einer Entbindung im Kreißsaal, was mir große Angst machte. Ich bin einfach noch nicht bereit, mein ganzes einkommen (absichtlich klein geschrieben) künftig in einen plärrenden Hosenmatz zu stecken. Doch ich schweife ab.

Während meine Herzensdame bereits begann, erste Teile zusammenzukleben, war ich noch immer mit Schnippeln beschäftigt. Unter erschwerten Bedingungen: Mittlerweile musste ich nämlich auch noch um Fingus herumschneiden. Der fette Kater meiner Freundin hatte sich einfach dreist auf meinem Schoß drapiert. Ich beließ ihn dort, weil ich mir keinen Bruch heben wollte.

Unterdessen fiel uns auf, wie gut es doch japanische Männer haben, wenn sie was basteln wollen. Die verfügen ja stets über Pinzette und Lupe, weil sie hin und wieder die Toilette besuchen müssen. Derlei Gerätschaften und ein Skalpell empfehlen wir Euch unbedingt, solltet Ihr nach diesem wundervollen Artikel auch Lust bekommen haben, den Bausätzen von Paper Commander zu frönen. Es ist wirklich ein tolles Hobby, lässt man die Bastelei mal außen vor.

Der Rest meiner Geschichte ist schnell erzählt. Das von uns geschaffene Hand-Werk sah nach Frosch mit Schweinegrippe aus (ziemlich krank irgendwie), Fingus hat ein Loch im Bauchfell und Mone war nach nur acht Paar neuen Schuhen von Manolo wieder besänftigt. Das Projekt Wing Commander lässt sich ergo wie folgt kurz zusammenfassen:

Beginn: 10.55 Uhr (voller Elan)
Ende: 12.06 Uhr (durch vorzeitigen K.O.)

Huch, jetzt ist mir die Hand ausgerutscht.

Ich bereue trotz kleinerer Schwierigkeiten nichts! Denn meine Faust am Schluss so mit dem peinlichen papierenen Exponat verfahren zu lassen, wie es ein Auto mit den Teilnehmern einer Krötenwanderung auf der Bundesstraße zu tun pflegt, verschaffte mir große Befriedigung. Insofern war die Aktion ein voller Erfolg.

Leider muss ich Euch an dieser Stelle mitteilen, dass die traditionsreiche neue Serie Basteln mit Eurogamer hiermit ein Ende findet. Es war eine schöne Zeit, aber man sollte aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich werde nun ein bisschen im Baggersee schwimmen gehen. Mit Gewichten an den Füßen.

Euch wünsche ich natürlich noch ein schönes Leben!

P.S. Den gesamten Bastelvorgang haben wir mal chronologisch geordnet als Bilderdokumentation angelegt. Wer sich also das Fingerfiasko anschauen will, sollte einen Blick auf die Eurogamer bastelt – Bildergalerie werfen. Und falls das mit dem "chronologisch" aus welchen Gründen auch immer nicht hinhaut, schaut einfach auf die Bildernummern!

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