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God of War 2

Preiset den Herren!

Schon komisch: Die halbe Redaktion schlägt sich mit PS3-Launchtiteln die Nächte um die Ohren und alles was mich in meinem kleinen Spielekosmos interessiert, ist der Nachfolger eines zwei Jahre alten PS2-Hack'n'Slays. Und das offensichtlich ganz zu Recht. Denn die vorgestern eingetrudelte, kurze Preview-Fassung von God of War 2 erfüllt höchste Action-Ansprüche und sieht ganz nebenbei unfassbar gut aus.

„Unfassbar“ meint in diesem Fall tatsächlich, dass man es kaum fassen kann, dass dieses Spiel in einer Playstation 2 seine Runden dreht. Perfektionistisch wie sie nun mal sind, sahen Sony Santa Monica davon ab, dieser Vorschau-Version mehr als einen Level mit auf den Weg zu geben. Das gebotene reichte aber aus, um mich quasi im Vorbeigehen milde zu stimmen. Denn die spielbare Eröffnung Kratos zweiter Odyssee funktioniert ohne Abstriche schon so gut, dass sie sich in dieser Form wohl auch im endgültigen Werk wieder finden wird. Wer selbst leichte Spoiler vollkommen vermeiden möchte, sollte den Text freilich nur mit zusammengenkiffenen Augen lesen und eventuell die nächsten beiden Abschnitte überspringen. Freunde harter Faktensammlungen freuen sich indes über unsere betagte, aber ausführliche Vorschau.

Kolossal

Der will nur spielen!

Wer hätte am Ende von God of War schon ernsthaft geglaubt, dass ein vom Selbsthass gepeitschter Menschenfeind wie Kratos nach dem Sieg über Kriegsgott Ares endlich seinen Seelenfrieden finden würde? Er selbst nicht, die Götter nicht und Ihr auch nicht! Zwar beerbte er seinen einstigen Gönner und stieg als Herr der Kriegskunst in die Reihen der Götter auf, Athene heilte ihn aber nicht von seinen grausamen Heimsuchungen. Und so rebelliert der brutale Meister Proper vom Olymp aus gegen seine neuen Kollegen, indem er ihre Städte nacheinander fachmännisch dem Erdboden gleich macht. Wer könnte es ihm verdenken?

Als die Götter seine Faxen mal wieder dicke haben, stellt Athene Kratos zu Rede. Dieser allerdings schlägt alle Warnungen in den Wind und begibt sich hinunter in die Ägäis, um bei der Vernichtung von Rhodos selbst die riesenhafte Hand anzulegen. Schon sehr bald macht Athene ihre Drohung wahr und schickt einen mächtigen Gegner gegen ihn ins Gefecht: Die Göttin der Künste und Wissenschaften erweckt den Koloss von Rhodos – jenes gigantische Bronzeweltwunder, das dereinst die Hafeneinfahrt der Seefahrer-Metropole bewachte – zu monströsem Leben. Gleichsam schrumpft sie den aufmüpfigen Neugott auf sterbliche Maße zusammen.

Bereits in dieser Echtzeit-Storysequenz zieht God of War 2 alle technischen Register: Während der 50 Meter hohe menschliche Berg inmitten der, unter fahlem Mondlicht erbarmungslos tobenden, Vernichtungsschlacht stufenlos auf Normalo-Proportionen zusammenschmilzt, reißt sich im Hintergrund der metallene Riese mit glühenden Augen aus seinem Fundament los. Unter seinen blechernen Schritten bersten geankerte Triremen, die See scheint zu explodieren bis der Koloss schließlich suchend durch das Fenster hereinblickt, hinter dem Kratos gerade von einem Dutzend Soldaten gestellt wird.

Die Definition von “spektakulär”

Gucken, aber nicht anfassen. Bitte!

Hat man seine Kinnlade nach diesem vollkommen denkwürdigen Exposee wieder vom Parkett aufgesammelt, stürzt man sich endlich selbst ins Gefecht. Wie schon im Vorgänger reiht Kratos schwache, aber schnelle und starke, aber behäbigere Attacken seiner Kettenschwerter zu spektakulären Combos aneinander, schleudert Gegner in die Lüfte oder verarbeitet sie mit einem rabiaten Wurf zu Handgepäck. In der vorliegenden Demo verfügte der humorlose Metzger noch über seine göttlichen Mächte und so stellten die Heerscharen der rhodischen Armee kaum eine Bedrohung dar. Die findet sich schon eher im zielstrebigen Koloss, der eifrig und ohne Rücksicht auf Verluste auf Kratos Ableben erpicht ist. Während man sich also seinen Weg durch den linearen Level bahnt, bricht ein ums andere Mal ein XXL-Arm oder eine Sandale Schuhgröße 6000 durch Fenster und Wände, vor denen der passionierte Sportkiller mit flinken Schwertstrichen ein schrecklich-schönes Schlachtengemälde pinselt.

Wenn God of War spektakulär war, dann muss für Teil 2 wohl oder übel ein neues Wort erfunden werden. Großartig vor allem, dass Sony Santa Monica nicht krampfhaft versucht hat, die Art der Action so weit aufzublasen dass sie als bunter Kitsch-Ballon zu platzen droht. Nein, diese Szenen sind zwar vollkommen „Over the Top“ und knallen dem Spieler ungebremst und im Dutzend um die Ohren – die Art und die Stilsicherheit mit der das geschieht ist aber erneut unglaublich überzeugend und beeindruckend. Hier waren einige der kreativsten Talente der Videospielbranche am Werk.

Nur fliegen ist schöner? Mittlerweile glaube ich es fast.

Zurück zur Demo: Immer und immer wieder versucht der Koloss, Kratos zu zerquetschen. Hat man dessen Fäusten mittels der Klingen oder dem Blitzgewitter Poseidons’ Rage genug Schaden zugefügt, gilt es – wie schon im Vorgänger – während einer selbst ablaufenden Sequenz eine bestimmte Buttonfolge nachzudrücken, um der Nemesis des Spartaners einen Wirkungstreffer und schließlich den Todesstoß zu verpassen. Wer sich noch an den Showdown mit der Hydra des ersten Teils erinnert und diesen hoch zwei potenziert, weiß in etwa was für eine Puls treibende Action-Choreographie ihn erwartet.

Zum Schluss stand noch ein simples Schalterrätsel an, dass in bester God of War-Tradition aber keinesfalls die Intelligenz des Spielers beleidigte, gefolgt von einem Scharmützel gegen eine Rotte Schwertkrieger und Bogenschützen. Hier durfte man sich abermals davon überzeugen, dass Blocks, Griffe und die verschiedenen Schlagvariationen noch immer wunderbar austariert sind und auch Gefechte gegen eine große Überzahl durchaus fair, aber stets fordernd verlaufen. Mit einer finalen, gespenstischen Begegnung endete meine Stippvisite im antiken Griechenland – Auge in Auge mit meinem edelmetallenen Häscher.

Wie gerne hätte ich ihm da schon den Rest gegeben.

Für alle, denen der 30. März nicht schnell genug kommen kann haben wir bewegte Bilder vom Koloss und dem Ritt auf dem Pegasus. Ebenfalls nicht versäumen solltet ihr den Trailer. An dieser Stelle noch die übliche Spoilerwarnung, aber kommt schon: Ihr wollt es doch auch!

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