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Creative Aurvana In Ear 3 (Plus) - Test

Voll ins Ohr, bis zum Anschlag.

Creatives neueste In Ears bieten einen zurückhaltenden, präzisen Sound, sind aber in der Handhabung nicht ganz einfach.

Creative, sonst bekannt und zu Recht beliebt für die SoundBlasters, macht mal wieder HiFi. Oder zumindest Unterwegs-HiFi für ein übersichtliches Budget. 150 Euro kosten die Aurvana In Ear 3 Plus in etwa und der erste Eindruck könnte kaum besser sein. Aus der aufwändigen Verpackung fallen ein nettes Täschchen, jede Menge unterschiedlich große Gummi-Pfropfen für alle Ohrformate und ein paar Hörer, die schon beim ersten Anfassen leichte Anflüge von Technikliebe erzeugen. Die textilumwickelten Kabel lassen sich nicht nur leicht entwirren, sondern machen einen recht haltbaren Eindruck und sehen stilvoll genug aus. Auch die Knöpfe selbst glänzen angenehm in ihrem Kupferton, rundherum, die Dinger machen richtig was her.

Das Plus im Namen hebt diese von den regulären und mit 100 Euro deutlich günstigeren In Ear 3s ab, deren Kabel aus schnödem Plastik sind und die nicht mit einer vergoldeten 3,5-mm-Klinke aufwarten können. Der Sound ist aber der gleiche, in beiden sind Balanced Armature Hoch- und Tieftöner auf jeder Seite verbaut, um euch alles so zu präsentieren, wie das gedacht ist. Eine Besonderheit des Plus ist auch das eingebaute Headset, sprich ein - um es nett zu sagen - "funktionales" Mikrofon, das seinen Dienst brav und mit eher durchschnittlicher Sprachqualität an allen Geräten verrichtet, die dem CTIA-Standard folgen. Also so ziemlich jedem gängigem Telefon und Tablet. Auch hat das Plus einen analogen Lautstärkeregler auf halber Strecke im Kabel verbaut, der leider nur einen sehr kurzen Regel-Weg hat und so kleinere Regulierungen zu einer sehr feinfühligen Angelegenheit werden lässt. An diesem Zwischenposten findet ihr dann noch den Knopf für das Annehmen von Anrufen, der auch als Start/Pause im Musik-Betrieb funktioniert.

Teurer Stil: Die elegante Textilumwickelung und das verbaute Headset-Mikrofon schlagen mit 50 Euro extra zu Buche.

Da es sonst nicht so wahnsinnig viel über geheime Funktionen zu erzählen gibt - weil da keine sind - gehen wir doch gleich in medias res: Wie klingen die Dinger denn nun? Erst einmal und wenn man keine isolierenden In Ears kennt: Grausig. Die In Ear 3 haben keine aktive Rauschunterdrückung wie zum Beispiel die Bose 20i - kosten aber auch nur die Hälfte und brauchen keinen eigenen Akku -, sondern sitzen einfach nur sehr fest und schirmen so ab. Das mit dem Festsitzen ist aber so eine Sache. Stecken die In Ear 3 auch nur einen Millimeter nicht weit genug im Ohr, ist jeder Bass weg. Saubere Mitten, präzise Höhen, alles klasse, aber es ist, als hätte jemand den Subwoofer einfach weggenommen und nur den Rest der Anlage stehen gelassen.

Das ändert sich deutlich, drückt man noch mal nach. Sitzen die Hörer dann richtig, ist es immer noch keine Bass-Explosion, aber er ist da. Auch jetzt hält sich die Basstiefe in Grenzen, Freunde des wummernden Beats-Sounds werden hiermit so gar nichts anfangen können. Es fällt jedoch auf, dass die Frequenzpegel gut miteinander harmonieren, der Gesamteindruck des Klangs ist sehr sauber aufeinander abgestimmt, das Bild insgesamt schlicht rund, ohne jedoch zu Euphorie zu verleiten. Gut, dem Preis angemessen, aber seine Shures, beyerdynamics oder Bose wird dafür jetzt keiner gleich wegwerfen. Ist alles in etwa auf einem Level, die Aurvana In Ear 3 aber sicher die beim Bass am zurückhaltendsten. Mein persönliches Fazit wäre, dass ich den Sound bei vielen "natürlichen" Genres wie Rock, Metal oder Folk sehr schätze, er bei Pop oder Elektro aber eher enttäuscht. Keine Allrounder also.

Mit dabei: praktisches Täschchen...
...und Ohrpfropfen unterschiedlicher Größen.

Die Abschirmung nach außen dagegen funktioniert erstaunlich gut. Sie funktioniert am besten gegen U-Bahn- und Straßenlärm, dem sonoren Dauerbrummen einer Flugzeugkabine dagegen hält sie leider nicht ganz so gut stand. Auch fehlt natürlich die Funktion von aktiver Unterdrückung, dass man auf Wunsch auch mal Geräusche durchlassen kann, was für Radfahrer zum Beispiel nicht die schlechteste Idee ist. Im Bahn-Gebrauch jedoch tadellos.

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Das größte Problem der In Ear 3 hängt aber auch damit und mit dem Hereindrücken ins Ohr für den richtigen Sound zusammen: Sie sind auf Dauer leider nicht sehr bequem. Als Vergleichsgeräte habe ich hier ein älteres Bose In Ear - noch ohne SoundTrue - und ein Shure SE215. Preislich sehr ähnlich, beide ohne Geräuschabschirmung, klanglich auf einem Level, wenn auch mit mehr Bassvolumen. Während ich diese beiden Sets aber problemlos über mehr als vier Stunden im Ohr lassen kann - oft genug getestet -, begannen die In Ear 3, egal mit welchem der Gummiaufsätze, schon nach weniger als einer Stunde zu drücken. Eine neutrale Testperson konnte diesen Eindruck bestätigen, es lag also erst mal nicht nur an mir, auch wenn zwei Leute nicht gerade eine repräsentative Masse darstellt. Es geht, ist absolut erträglich, aber man merkt deutlich, dass da was ist. Damit geht auch einher, dass sich der Sound deutlich verändert - sprich der Bass weg ist -, sobald man etwas am Kabel zieht. Bei einem Handy in der Hosentasche passiert das leider schnell und insoweit muss zum Beispiel beim Spazierengehen mit Sound auch öfter als bei anderen Sets am Ohr nachjustiert werden.

Gut gedacht, aber leider ist der analoge Lautstärkeregler nicht präzise genug.

Das Plus ist vielleicht das Kritischste an den Aurvana In Ear 3. 50 Euro Aufpreis für ein eher mäßiges Mikrofon, einen halbherzigen Lautstärkeregler und eine zugegebenermaßen sehr schicke Kabelumwickelung sind ganz schön heftig. Nimmt man die In Ear 3 ohne Plus, sieht es schon anders aus. Die passive Geräuschabschirmung funktioniert exzellent, solange man die Stöpsel kräftig genug in den Gehörgang drückt und dann klappt es auch mit dem Sound. Der zurückhaltende Bass ist Genre- und Geschmackssache, eine schlechte Eigenschaft ist er an sich nicht. Anders halt und entgegen des Beats-Trends. Ich mag sie als elegante Ergänzung meiner Reiseausstattung, wünschte mir aber auch und gerade dafür, dass die Langzeitbequemlichkeit etwas höher wäre. Das wäre der Punkt, an dem die In Ear 4, die eines Tages sicher kommen werden, hoffentlich noch deutlich feilen werden. Der Rest ist schon auf dem besten Wege, eine klanglich interessante Alternative - oder besser gesagt: Ergänzung - zu den bekannteren Steckern zu werden.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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