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Kraken Academy!! Test - Das lustigste Indie-Spiel seit Undertale

Was Kraken Academy!! richtig macht und warum es als Indie seine volle Kraft ausschöpft, erzählt Ana im folgenden Test

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Trotz optischer Macken überzeugt Kraken Academy!! mit interessanten Charakteren, guter Musik, gekonnten Hommagen und Leichtherzigkeit.

Indiespiele. Sie kommen und gehen wie Steam-Sale-Angebote und mittlerweile gibt es so viele (von beidem), dass oft nicht mal die Motivation aufkommt danach zu suchen, ob sich das Spielerlebnis dahinter überhaupt lohnt. Da vergisst man schnell, dass Perlen wie Undertale oder Stardew Valley genau in dieser Kategorie geboren wurden. Auch wenn ich Kraken Academy!! noch nicht so weit oben sehe, würde ich das Indie vom Berliner Studio "Happy Broccoli" trotzdem als ein außergewöhnlich gutes Spielerlebnis hervorheben.

Obwohl die Menüpunkte und Dialogfelder oft generisch wirken, obwohl sich die Interaktionsmöglichkeiten auf Laufen, Klicken, Lesen und ein paar Mini-Spiele beschränken und obwohl es gerade Mal um die 18 Stunden dauert, alle Erfolge freizuschalten, gab mir die Geschichte rund um die verrückte Schule genau die Emotionen, die mir bei anderen Spielen - egal ob mit großem oder kleinen Budget und Team - viel zu oft fehlen. Wie gut Kraken Academy!! wirklich aussieht und klingt sehr ihr außerdem im Video-Test:

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Täglich grüßt das Murmeltier

Das Schönste bei Kraken Acadamy!! ist, dass das Spiel vom Anfang bis zum Ende weiß, welche Art von Geschichte es erzählen und welche Art von Spiel es sein möchte. In der Geschichte dreht sich alles um einen Protagonisten, der die Schüler und Schülerinnen der Kraken Academy innerhalb von drei Tagen davor retten muss buchstäblich auseinander zu fallen. Hierfür bekommt er von einem riesigen Kraken ein Amulett mit dem er durch die Zeit reisen kann. Ziel ist es die Wächter der vier AGs Musik, Kunst, Sport und Theater zu befreien, die jeweils in einem zugehörigen AG-Mitglied festgehalten werden.

Löst unser Protagonist das Problem des jeweiligen Charakters, wird ein Wächter befreit. Aber erst alle vier können uns dabei Helfen die Gefahr zu beseitigen. Die Handlung birgt am Ende einen ordentlichen Twist, der auch nach dem Spiel hängen bleibt. Die Haupterzählung, die durchaus Fans von Zeitreisen abholen wird, bildet für das Spielerlebnis aber nur die Rahmenhandlung.

RELEASE THE KRAKEN!

Ähnlich wie das Gameplay, was vorhanden ist, aber in den meisten Fällen aus Quick-Time-Events und kurzen Rätseln besteht. Da man von einer AG zur nächsten in Form von Kapiteln begleitet wird, werden auch die Spielelemente im Laufe der Geschichte komplexer. Manchmal verirrt sich ein Minispiel, wie "Simon Says" oder ein Rennspiel, bei denen man sich den Schwierigkeitsgrad selbst aussuchen kann, ins Geschehen. Am Ende wird man sogar spielerisch etwas herausgefordert! So richtig schwer macht es Kraken Academy!! einem aber nie.

Langweilig wird es deshalb aber keineswegs! Dafür sorgen die vielen abgefahrenen Charaktere, wie der riesige magische Kraken, der unseren Schüler durch die Geschichte leitet oder die Chihuahua-Dame, die alle mit ihrem Talent für Kunst neidisch macht. Wenn euch das nicht verrückt genug ist, sollte euch spätestens das Brokkoli in unserer AG, das unter Liebeskummer leidet und ihrem Exfreund hinterherweint, endgültig überzeugen.

Zurück in die Zukunft

Diese verrückten Charaktere überraschen aber nicht nur mit der oberflächlichen Präsentation, sondern vor allem im Tiefgang. Die Schule folgt einer inneren Logik. Ihre Geschichte entfaltet sich langsam, sodass wir Schritt für Schritt tiefer in die dunklen Geheimnisse eintauchen. Manchmal kommt sogar Horror-Stimmung auf, wenn wir versteckte Räume finden, die mit Graffiti - oder vielleicht doch Blut (?) - bemalt sind. Die Atmosphäre kommt im genau richtigen Tempo und gerade weil das Spiel so kurz ist, kann es das Pacing bis zum Ende diesen Bogen halten.

Zu diesem gelungenen Eintauchen in die Welt der Kraken Academy tragen vor allem die Nebenquests bei. Ein kommunistischer Pfandautomat, der eine Revolution für seine Genossen aufstellen will - denn auch Automaten haben ein Recht auf eine Krankenversicherung und Mutterschaftsurlaub! Da helfe ich ihm doch gerne dabei, die Hack.exe-CD unter den anderen Automaten zu verteilen! Ein Mitschüler braucht Hilfe dabei seinem besten Freund eine Geburtstagstorte zu backen aber es gibt in der Umgebung keine Kühe für die Milch? Kein Problem, wir melken einfach diesen Haufen Ziegen, die eh die ganze Zeit im Weg stehen!

Hör zu, Genosse: Wir Pfandautomaten haben weder Urlaub, noch Krankentage und über Mutterschutz müssen wir gar nicht erst reden!

Zusätzlich bespaßt uns das Spiel mit einer Menge Hommagen: Undertale, Donnie Darko, Ace Attorney und Avatar: Herr der Elemente sind nur ein paar der entdeckten Anspielungen. Das Team spielt die "Ja was? Wir sind halt Millenials!"-Karte an den richtigen Stellen aus. Wenn man diese Referenzen nicht versteht, sind die etwaigen Stellen trotzdem einfach lustige Szenen - aber es trifft schon anders, wenn das Skelettkostüm von Donnie Darko einen "Boner"-Witz verpasst bekommt oder man im Gerichtssaal 1 die sehr vertraute Gestikulation und Musik von einem gewissen Anwalt wiedererkennt. Unterstützt wird das alles durch einen erstaunlich guten Cast an Synchronsprechern und Sprecherinnen wie Bryan David Gilbert, Coldmirror oder Sängerin Maisy Kay, die das Spiel mit wenigen Sätzen und vielen Hintergrundgeräuschen unterstützen. Fasst man diese Menschen und Referenzen zusammen, ist klar, was das Spiel eigentlich leisten will.

Fazit - Aber was hat das mit Pulp Fiction zu tun?

Kraken Academy!! erbringt als Indie eine außergewöhnliche Leistung für die Spielwelt: Es orientiert sich nicht nur an den Werken, die es letzten Endes auch referenziert, sondern das Spiel fängt auch den Zeitgeist auf, den viele Filme (Pulp Fiction, Deadpool) und Serien (How To Sell Drugs Online (fast)?) schon seit Jahren in ihre Erzählungen einbinden. Hier geht es nicht mehr um die eine epische Geschichte. Die Rahmenhandlung ist zwar spannend genug, um bis zum Ende dran zu bleiben, aber der Charme und die emotionale Bindung wird von vielen kleinen persönlichen Erzählungen der Haupt- und Nebencharaktere getragen. Die Nebenquests und alle Charaktere - ja selbst die generischen Schüler, die die Welt befüllen - sind so gut geschrieben, dass die Dialoge auch ohne geniale Einfälle im Gameplay die Welt beleben. Das Spielen selbst verliert durch die Varianz in den einzelnen Spielabläufen trotzdem nie am Momentum. Jede Hommage entfaltet eine besondere Wirkung und erinnert daran, was diesen zusammengewürfelten Cast der Charaktere und alte Pulp-Magazine verbindet: Nämlich Leichtigkeit und viel Humor.

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