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Napoleon: Total War

Kleiner Mann ganz groß

Mit jedem absolvierten Kampf gewinnen Einheiten und Generäle an Erfahrung und damit an Kampfkraft. Eure Feldherren erhalten spezielle Fähigkeiten, um zum Beispiel fliehende Truppen zurückzurufen oder alle Soldaten in der Umgebung zu inspirieren. Diese kämpfen anschließend in einem großzügigen Radius um den General herum deutlich effektiver. Aber Vorsicht: Stirbt der Anführer, kann dies zu einer vernichtenden Niederlage führen. Durch diese Individualisierung bekommen die wichtigen Taktiker mehr Profil und gestalten die Gefechte deutlich abwechslungsreicher.

Schnell wird klar, dass Creative Assembly damit die Echtzeitgefechte und die Organisation der Armee in den Vordergrund rückt. Da passt es hervorragend, dass sich die Kämpfe dank frischer KI und einiger außergewöhnlicher Ideen deutlich spannender gestalten. Sowohl eure eigenen Truppen als auch die Feinde agieren nachvollziehbarer. Während es bei Empire: Total War auch nach mehreren Updates noch zu peinlichen Ausfällen der KI kommt, soll Napoleon Zeichen setzen.

Unsere ersten Stunden mit der Vorschau-Version liefen vielversprechend an. Gerade die im Vorgänger schaurigen Belagerungen zeigen sich diesmal glaubwürdig und machen richtig Spaß. Erst beim dritten Angriff auf eine Stadt versagte der Computer und leistete sich eine unnötige Verschnaufspause. Kaum wurden die eigenen Truppen in den Gebäuden stationiert, traute sich die kleine Angriffstruppe nicht, sich der Befestigung zu nähern. Doch anstatt aufzugeben, verharrten die Angsthasen satte 60 Minuten, dank Vorspulfunktion nur ca. zehn Minuten, auf ihrer Position. Ein Fehler, der unbedingt gefixt werden muss.

Die angeknabberte Flagge zeigt, dass die Armee nicht ausgeruht ist.

Falls euch am Ende die Künstliche Intelligenz doch zu doof ist, könnt ihr erstmals menschliche Gegner zu den Echtzeitschlachten einladen. Wie sich diese ungewöhnliche Kombination aus Singleplayer-Kampagne und Online-Multiplayer spielt, lässt sich momentan noch nicht abschätzen. Die Funktion war in der Vorschau-Version nicht verfügbar, klingt aber zumindest auf dem Papier interessant.

Auf der Weltkarte fährt man indes neue Grafikeffekte für schicke Landschaftsdetails auf. Dichte Wälder, Tiefenschärfe und Nebel verwandeln die nüchterne Rundenstrategie-Sicht in einen echten Hingucker. In den Echtzeitgefechten sorgen frische Wetter- und Waffeneffekte, noch mehr Einheiten und aufgebohrte Details für eine dichte Schlachtfeldatmosphäre. Auch in punkto historische Genauigkeit hat Napoleon zugelegt. Für Nachwuchs-Geschichtlehrer wurden Dutzende authentische Truppen bis zur letzten Lederlasche nachgebaut. Spielerisch unterscheiden sich die Kossaken, preußischen Reiter und schottischen Schützen von den Einheiten aus Empire: Total War nur marginal. Immerhin besitzen sie frische Spezialfähigkeiten wie die Möglichkeit, sich im Wald zu verstecken, oder eine spezielle Munition, um Gebäude auszuräuchern.

Es gibt doch nichts besseres als Pulver-Dampf im Morgengrauen...

Abseits der Kampagne gibt es übrigens nur ein paar wichtige Schlachten, die ihr freispielen könnt. Keine besonderen Herausforderungen, kein „Endlosspiel“. Lediglich die Möglichkeit, den dritten Teil der Karriere auf der Gegenseite zu bestehen, sorgt für etwas Abwechslung. Hier ist Napoleon: Total War eine ganz simple Erweiterung und kein Ersatz für echte Fans der Serie. Umso erfreulicher wäre es, wenn die Verbesserungen nach und nach beim Hauptprogramm auftauchen würden. Creative Assembly hat sich ja beim Patching bisher nicht mit Ruhm bekleckert. Ein paar Bonbons für die Community wären da schon angebracht.

Napoleon: Total War ist trotz seines Stand-Alone-Status eine klassische Erweiterung. Ja, die vielen Detailverbesserungen machen Sinn, die Optik hat noch einmal kräftig zugelegt und der Hauptdarsteller wird äußerst charismatisch präsentiert. Dank der thematischen Stringenz entsteht eine packende Hintergrundgeschichte, die in Zukunft ruhig Schule machen könnte. Und werden die letzten KI-Mängel, Wegfindungsprobleme und Grafik-Bugs noch entfernt, sollten sich Total-War-Verteranen das Add-On auf keinen Fall entgehen lassen.

Trotzdem bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Während das Hauptprogramm noch lange nicht vollkommen rund läuft, veröffentlicht Creative Assembly schon die erste Fortsetzung. Noch dazu kostet der ganze Spaß fast genau so viel wie Empire, ohne dessen Vielseitigkeit zu erreichen. Kein Wunder, dass die Community noch etwas skeptisch ist. Ohne einen besseren Support steht der sonst tadellose Ruf der englischen Entwickler auf dem Spiel. Tut euch und den Fans einen Gefallen und bringt beide Spiele spielerisch auf das gleiche Niveau.

Napoelon: Total War erscheint am 26. Februar exklusiv für den PC und geht für 39,99 Euro UVP über die Ladentheke.

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