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Need for Speed: Rivals (PS4, Xbox One) - Test

Das definitive Need for Speed in seiner besten Version.

Auf den alten Konsolen schwächelte die Technik noch etwas, nun startet das Spiel mit dem vielleicht besten Geschwindigkeitsgefühl durch.

Im Zuge der Probleme mit der PC-Version - gelocked auf 30 FPS - ist eine Debatte hochgekocht, so alt wie das Rennspiel selbst. Nämlich die, ob Racer mit nur 30 Bildern pro Sekunde "gehen". Es ist eine spielphilosophische Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss. Ganz im Gegenteil zu der Tatsache, dass es einfach unfein seitens EA war, PClern mit weit mächtigeren Maschinen als die aktuellen und auch neuen Konsolen diesen Hemmschuh vor die Reifen zu legen. Die Patches werden kommen, so viel ist sicher, haben doch bereits einige Modder diese Bildersperre geknackt (und dabei gleichzeitig den Netzcode des Multiplayer-Modus).

Fakt ist: 60 Bilder sind immer besser als 30 und sobald der Patch auf PC draußen ist, wird das wohl die Version meiner Wahl. Doch auf Konsole kann ich mit 30 Bildern leben, musste ich damals schon bei Ridge Racer auf der PSone, und das war ein weit präziser geschliffenes Spiel als Rivals. Das neueste NFS erlaubt mit seinen breiten, lang gezogenen Straßen, dünnem Zivilverkehr und perfekt ansprechendem Drift-Handling auch bei 300 Stundenkilometern im Enzo noch mehr als genug Kontrolle. Es fühlt sich spritzig an, bringt die Kraft der Motoren ansprechend differenziert auf die Straße und erledigt damit technisch gesehen auf jeden Fall seine Pflicht. Wer sich alles, was der Titel darüber hinaus leistet, wegen des 60-FPS-Dogmas entgehen lässt, verpasst eines der spannendsten Rennspiele der letzten Jahre.

Vorsprung durch Technik

Dazu muss ich allerdings sagen, dass in der PS3-Version für mich in Sachen Bildrate sehr wohl die Schmerzgrenze erreicht war. Ich liebte dieses Spiel - ausführliche Details aller Basismechaniken und grundlegenden Qualitäten des Spiels lest ihr im ursprünglichen Test -, aber wie der Titel teilweise in niedrige 20-FPS-Bereiche absackte, war einfach zu viel des Guten. Zwar gab es lobenswerterweise V-Sync, aber zusammen mit der 720p-Auflösung, die bei dieser belebten Optik Gegenverkehr, Abzweigungen oder Fahrzeug-stoppende Betonklötze schon mal auf mittlere Distanzen miteinander verschwimmen ließ, machte die Performance einfach Probleme. Die optimale Spielbarkeit war nicht immer gegeben.

Feine Details, wie vom Heck herab rinnende Waschanlagen-Wasserperlen, waren in der Current-Gen-Version entweder nicht da oder nicht zu erkennen (Bilder von Digital Foundry).

Das ändert sich auf PS4 und Xbox One mit felsenfesten 30 Bildern pro Sekunde samt zugeschaltetem V-Sync. Doch vor allem die auf 1080p erhöhte Auflösung sorgt für mehr Spaß gerade im Grenzbereich. Die Details sind deutlicher zu erkennen, die Streckenführung klarer definiert und auch im größten Chaos behält man sowohl Übersicht als auch Kontrolle. Zumindest soweit es die Gegenspieler zulassen, die ihrerseits Waffen, Nagelbretter oder EMPs gegen euch einsetzen. So entwickeln sich die spannendsten, Schweißdrüsen ankurbelndsten Verfolgungsjagden, die die Reihe je hervorgebracht hat. Es ist einfach eine gewinnende Formel: Die Raser versuchen, mit der hoch technisierten Polizei im Nacken ihren kumulierten Score nach Hause zu fahren, bevor die kapriziöse Superkarosse unter ihrem Hintern den Geist aufgibt.

Zugegeben, spielt man aufseiten der Cops, steht nie annähernd so viel auf dem Spiel, wie für die gesetzlose Gegenseite. Aber man freut sich wirklich diebisch, wenn man einen Spieler mit einem Heat-Level von acht oder mehr - gewissermaßen der Punkte-Multiplikator - kurz vor der rettenden Werkstatt über die Klippe abfliegen lässt. Gute 15 Minuten Arbeit sind für den Raser dann Geschichte, wodurch sich im Rahmen einer der vollkommen frei und ungezwungen ablaufenden Sessions durchaus erbitterte Feindschaften entwickeln können, bei der sich zwei Spieler gegenseitig stalken, bis einer buchstäblich gute Nacht sagt.

Luft nach oben

"Man freut sich diebisch, einen Spieler mit hohem Heat-Level kurz vor der rettenden Werkstatt über die Klippe abfliegen zu lassen."

Besser wäre dieses Spiel nur, wenn es ein bisschen leichter wäre, sich gegenseitig herauszufordern. Zwar lässt sich problemlos ein Marker zu einem beliebigen Spieler setzen, aber es sollte zusätzlich eine Absprache durch interne Spielsysteme geben, anstatt sich über den Voice Chat auf ein Treffen zu verständigen oder zu versuchen, einen Konkurrenten mithilfe der Karte und der Schnellreisefunktion abzufangen. Dann fiele auch das Limit von nur sechs Spielern, das vielerorts kritisiert wurde, nicht so sehr auf. Durch den doch vorhandenen Mangel an Organisation wären auch zwei Spieler mehr auf dieser großen Karte durchaus drin gewesen. Aber die KI macht sowohl im Einzel- als auch im Mehrspieler eine fabelhafte Figur. Es entsteht nicht eine Sekunde Leerlauf, sodass man ununterbrochen an seinem Level arbeiten kann.

Vorfahren und auf Mitspieler warten, so startet man ein Event gegen andere. Cops knallen den Rasern einfach hinten drauf oder werfen die Sirene an.

Eine Sache noch, die ich letztes Mal nicht unterbringen konnte: Ja, Need for Speed: Rivals hat eines der lästigsten Pflicht-Tutorials der letzten Jahre und weigert sich partout, euch zu Beginn einfach machen zu lassen. Und ja, auch Zwischensequenzen mit lächerlich pseudophilosophischem Autobahndünnpfiff gibt es zu genüge. Letztere klickt ihr problemlos weg und Erstere sind, so ärgerlich sie sein mögen, nach gestoppten und dann aufgerundeten 15 Minuten auch schon wieder vorbei und niemals mehr ein Thema. Das ist eher die Sorte Haken, über die man im zuständigen EA-Forum seinen Unmut äußert. Aber nichts, weshalb ich mir dieses wundervoll aufregende und frische Rennspiel entgehen lassen würde.

Und das ist Need For Speed: Rivals nun mal einfach. Auf der PS4 und Xbox One mehr noch als schon auf der PS3, wo die Technik dem Erlebnis noch regelmäßig einen ordentlichen Schluck Current-Gen-Rostwasser auf die Windschutzscheibe rotzte. Luft nach oben ist immer, und wenn Rivals ein Anzeichen ist, wird das neue Studio Ghost die in Zukunft auch gebührend ausloten. Etwas anderes bleibt ihnen nach diesem Start auch nicht übrig.

Bis dahin rinnt mir auch in 30 FPS und trotz des gelegentlichen mächtig prätentiösen Palavers aus dem Off noch genügend Schweiß in die Augen, während ich in der wundervoll nahtlosen Integration von Einzel- und Mehrspielerkampagne einen Level nach dem anderen aufsteige.

9 / 10

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