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Songs of Conquest ist eines der gemütlichsten und schönsten PC-Spiele des Jahres

Und dabei es ist noch nicht einmal fertig.

Ich weiß, es ist noch ein bisschen früh für solche Titel, aber für mich steht jetzt schon fest, dass Songs of Conquest mein "Comfort"-Game des Jahres ist. Diese Hommage an das zu Unrecht untergegangene Strategie-Rollenspiel Heroes of Might and Magic ist für mich der Inbegriff eines Anmachen-und-wegbeamen-Titels, bei dem man mit viel zu vielen Süßigkeiten und Limos schonmal die halbe Nacht rumbringt.

Komplett entschleunigt schickt ihr eure Kommandanten Zug um Zug durch den Kriegsnebel einer riesigen Karte. Dabei befreit ihr Dörfer und Festungen, baut sie aus, sammelt Einheiten links und rechts, bergt Schätze und Ausrüstung und entwickelt nach und nach eine Reihe Charakterwerte weiter. Songs of Conquest geht, wie HoMM vor ihm, in der Kampagne das Tempo, das euch vorschwebt, ohne zu nörgeln mit. Und kommt ihr irgendwo nicht weiter oder seid in einem Kampf unterlegen, meckert es auch nicht, wenn ihr den Spielstand ladet und eure Siedlung noch drei, vier Runden Einheiten produzieren und aufrüsten lasst, um später wiederzukommen.

2D, aber mit Tiefe. Sogar die Gebäude werfen Schatten.

Die Feldherren ziehen nicht selbst in die Kämpfe, sondern reichen nur ihre Skills an die ihre Untergebenen weiter. Diese zeigen in Hexfeld-Rundengefechten Feenwesen, Untoten und fremdländischen Söldnern das spitze Ende ihrer Pfeile, Lanzen und Schwerter. Je nachdem, wie ihr eure Kommandeure entwickelt, solltet ihr auch eure Truppen zusammenstellen. Gerät euer Wielder (so der Titel der Befehlshaber, von denen ihr mehrere haben könnt) zum Fernkampfexperten, gebt ihr ihm mehr Bogen- und Armbrustschützen an die Seite, da sie von seinen Stärken direkt profitieren.

Sie wiederum füttern mit ihrer sogenannten Essenz das interessante Magiesystem des Spiels, denn jede Einheit produziert in ihrer Runde eine gewisse Menge einer von fünf Sorten Mana, mit denen man unterschiedliche Zauber und Effekte wirkt. Diese lassen sich auch stapeln, sodass man ordentlich kreativ werden kann. Wobei ich beim Spielen das Gefühl hatte, dass der automatische Kampf nicht ohne Grund integriert wurde. Fast immer spielte ich so geduldig, dass das Spiel mir selten eine Konfrontation als herausfordernd oder höher auswies. Und wenn doch, kam ich einfach später wieder.

Die Geschichte ist gut geschrieben. Auch wenn man aufpassen muss, dass man im Spielfluss nicht dran vorbeiklickt. Immerhin: An bestimmten Orten und Gebäuden, die man besuchte, kann man auch Runden später noch ablesen, was man dort bekommen hat.

Insgesamt gefällt mir das Kampfsystem ziemlich gut, da die Einheiten bisher gut austeilen und wenig einstecken. Schon früh die richtigen Prioritäten zu setzen und seine Trupps gut zusammenzustellen – zwei mittlere Armbrust-Truppen oder eine große? – ist wahnsinnig wichtig. Die Kämpfe sind deshalb kurz, flink und wirkungsvoll, was mir gut gefällt.

Der eine eingebaute Design-Makel dieser Sorte Spiel liegt aber ebenfalls in der eingangs erwähnten Gemütlichkeit. Songs of Conquest ist so betulich, dass man an der Herausforderung komplett vorbeispielen kann. Zumindest bisher ist das so, weil ich bisher nicht das Element einer "tickenden Uhr" ausmachen konnte. Außerdem bekommt man selten ein Gefühl davon, ob und was die Gegnerfraktion gerade so leistet. Immerhin ist die in der Regel lange Zeit im Kriesgnebel verborgen.

Erst in der dritten der langen Missionen der ersten Kampagne kommen gegnerische Kommandanten hinzu, die, anders als die meisten anderen Feinde, nicht statisch auf der Map verharren, sondern ihr Ding mache und vereinzelt attackieren. Dann wird es wichtig, die Siedlungen mit Verteidigungseinheiten zu bestücken und eventuell auch umzubauen, um von Rohstoffen auf Einheitenproduktion umzustellen.

Einladend, oder? Hält man die Alt-Taste, blendet das Spiel die begehbare Fläche und ineraktiven Elemente ein. Habe ich per Zufall herausgefunden, als ich Nvidia Share einen Screenshot machen lassen wollte.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Wirklicher Basenbau findet auch hier nicht statt. Ein HoMM oder Disciples erledigte seine Upgrades das in einem separaten Stadt-Bildschirm, Songs of Conquest lässt euch Höfe, Steinbrüche und Kasernen an dafür vorgesehenen Plätzen direkt auf der Map bauen. Wie viele Bauplätze es gibt, hängt vom Rang der Siedlung ab. Es bleibt überschaubar, aber auch hier muss man sich entscheiden, was man braucht.

So richtig knifflig und dynamisch wird es aber erst im Mehrspielermodus, denke ich. Denn hier konkurriert ihr mit anderen Spielern um die endlichen Ressourcen auf den Maps und müsst euch um eure langfristige Strategie Gedanken machen. Bisher konnte ich den Modus noch nicht probieren, aber das ist fest eingeplant und ich freue mich sehr darauf. Ich wette darauf, dass die alte Taktik, bei der man sich einen Kommandanten allein als "Taxi" hält, das nachproduzierte Einheiten aus der Basis an die Front zum Haupthelden schippert, im Mehrspielermodus nicht mehr so effektiv sein wird, wie solo..

Über die Grafik von Songs of Conquest wurden ja schon alle dringlich gebotenen Liebeslieder gesungen. Für mich ist der Mix aus flachen, großen, detaillierten und hübsch zoombaren Pixel-Sprites mit teils mehreren Ebenen und einer leicht in die Tiefe des Bildschirms gekippten Spielwelt nach wie vor verblüffend. Ich habe mich längst nicht daran sattgesehen und freue mich schon, all die anderen wilden und kreativen Einheitentypen zu entdecken. Es ist ein himmlisch ausgeleuchteter Mix aus alt und neu, den man gesehen haben sollte.

Songs of Conquest – ein erstes Fazit zum Early-Access-Start

Lange habe ich gewartet, jetzt ist es endlich da. Obwohl wir in den vergangenen Jahren sowohl ein neues King’s Bounty als auch ein neues Disciples bekommen haben, beerbt erst Songs of Conquest Heroes 3 als dem Anschein nach definitive Version dieses als fast ausgestorben geltenden Spielprinzips. Und wenn man sich hier so reinkniet, versteht man schlichtweg nicht, warum dieses Sub-Genre verschwinden musste. Es gibt wenig, was so sehr zum guten alten "nur noch eine Runde" motiviert, wie das hier. Gleichzeitig fielen Entwickler Lavapotion ein paar interessante Dinge ein, um diese Hommage klar und deutlich von der Vorlange zu differenzieren. Das beginnt schon mit einem Look, der hübscher und kreativer ist, als es Heroes jemals war und setzt sich auf diverse Systeme wie Magie und Basenbau fort, die hier ausgefuchster sind als im Original. Für mich ist dieses Spiel eine kleine Sensation.

Der Early Access startet heute, den 10. Mai, in den Early Access auf Steam und kostet 29,99 Euro. Zum Start sind zwei Kampagnen zweier unterschiedlicher Fraktionen verfügbar. Weitere werden folgen. Auch der Multiplayer- und Geplänkel-Modus sowie der Karteneditor sind Käufern der Vorabversion vom Start an zugänglich.

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