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World in Conflict - Multiplayer

... oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben.

Spielbericht: Die Schlacht um Jericho

Nach meinem Log-In in das Massive-Netz, reicht ein Druck auf den Play-Now-Button und der Server verbindet mich sofort mit einem passenden Server. Genau wie bei Battlefield werde ich erst einmal auf einen Auswahlbildschirm befördert. Während sich auf der Seite der Amerikaner vier Kommandanten herumtreiben, sind die Russen unterbesetzt.

Einen Knopfdruck später, schließt sich die Eurogamer-Verstärkung der unterlegenen Seite an und muss sich nun für eine Rolle entscheiden. Gleich zu Beginn bietet sich die Luftwaffe an, da die Hubschrauber doch sehr viel schneller in das Kampfgeschehen eingreifen können. Also wähle ich fünf mittelschwere Havoc-Hubschrauber, die eine Luft-Luft-Salve auslösen können oder aber Ablenkkörper um solchen Angriffen auszuweichen. Übrigens besitzt nahezu jede Einheit solche Spezialfähigkeiten, die eine bestimmte Nachladezeit benötigen.

Die in Auftrag gegebenen Hubschrauber werden per Luftfracht abgeworfen. Bis sie das Spielfeld erreichen, habe ich noch etwas Zeit die Anzeigen zu studieren. Oben wird auf einer Leiste die Dominanz einer Seite dargestellt. Wie bei Battlefields Conquest-Modus, gewinnt am Ende der Partie die Seite, die mehr Anforderungspunkte für sich verzeichnen kann. Doch meine Kampfhubschrauber sind nicht dazu gut, die einzelnen Stationen zu übernehmen und so das eigenen Punktekonto anschwellen zu lassen. Meine Aufgabe ist es, den Luftraum frei zu halten und schwache Bodenziele auseinander zu nehmen.

Die zärtlich „Daisy-Cutter“ genannte Benzin-Bombe ist die Atombombe des kleinen Mannes.

Kaum über der amerikanischen Kleinstadt Jericho angekommen, treffe ich auf vier tödliche Apache-Hubschrauber. Doch diese Monster sind nur für Bodentruppen brandgefährlich. Gegen die Luft-Luft-Raketen meines Havoc-Helikopters sind sie machtlos. Mit jedem Abschuss bekommen meine eigenen Einheiten Erfahrungspunkte, die ihnen zu einem höheren Rang und damit einer höheren Treffsicherheit verhelfen. Gleichzeitig bekomme ich Punkte in meiner Taktik-Anzeige gut geschrieben. Diese kann ich dann jederzeit in Luftangriffe, Napalm-Bombardements und final in einen ausgewachsenen Nuklear-Angriff investieren. Doch viel Zeit zum Auswählen bleibt mir nicht, von Norden nähern sich schwere Luftabwehr-Geschütze, die mich mit nur einer Salve vom Himmel holen können.

Schnell verlagere ich meinen Angriff auf einen anderen Teil der Karte. Am Staudamm haben sich Truppen in den Häusern verschanzt und vernichten jeden Angriff mit ihren schweren Panzerfäusten und Luft-Abwehr-Raketen. Im Taktik-Menü wähle ich einen Angriff mit Clusterbomben aus und werfe sie über den Gebäuden ab. Die üblen Splittergeschosse zerfetzen alles, was im Weg steht. Kaum will ich meine Hubschrauber zum Todesstoß näher heran ziehen, erledigt mich ein Luft-Luft-Schlag des feindlichen Kommandanten. Wer zu lange auf der Stelle stehen bleibt, wird schnell von den verzögerten Unterstützungsschlägen pulverisiert. Es bleibt kaum Zeit, durch Präsenz an den strategischen Punkten die Verteidigungsanlagen aufzubauen, die vor allem durch Artillerieschläge in Sekunden ausgelöscht werden.

Wenn man direkt nach unten schaut, bekommt man zu wenig von der Umgebung mit. Da hilft nur, die Kamera zu kippen.

Inzwischen habe ich Nachschub angefordert. Diesmal mische ich die mittleren Hubschrauber mit schweren HIND-Helikoptern, die durch ihre starken Luft-Boden-Raketen selbst dickste Panzer in Sekundenschnelle zu Metall-Schrott verwandeln. Gegen eine reine Luft-Luft-Truppe habe ich zwar so keine Chance, aber Luftabwehr-Geschütze verlieren durch die durchschlagenden Raketen schnell ihren Schrecken. Nachdem ein Mitspieler Luftunterstützung angefordert hat, schleiche ich mich an der Kartengrenze entlang und suche nach der versteckten Artilleriestellung der amerikanischen Truppen.

Hinter einem Wäldschen werde ich fündig und erwische das Raketensystem dabei, wie es mit fantastischen Raucheffekten gerade eine Salve Richtung Bodentruppen schickt. Der Support-Spieler war zwar intelligent genug seiner Unterstützungstruppe einen Luft-Boden-Raketenwerfer mit zu geben, doch meine schweren Hubschrauber zerlegen ihn mit einer Salve. Auch die schweren Geschütze sind schnell Geschichte, was mir zu einem beeindruckenden Taktik-Punktekonto verhilft. Doch mein nächster Angriff geht daneben. Erst platziere ich mich doof in die Flugbahn der eigenen Artillerieeinheiten, die physikalisch korrekt auch Hubschrauber treffen können, dann nimmt mich ein Hubschraubergeschwader der Amerikaner auseinander.

Solch kombinierte Einsatzgruppen findet man mangels Absprache im Multiplayer nur selten.

Um mich zu rächen, wechsle ich zu den Panzern und wähle fünf russische Schützenpanzer aus. Diese können nicht nur in Windeseile Infanterie und Hubschrauber zerlegen, sondern auch mit einer TOW-Rakete schwerere Fahrzeuge auseinander nehmen. Schnell mache ich mich auf in Richtung Strategie-Punkt, wo auch schon ein paar Kampfpanzer auf mich warten. Da deren Feuerkraft meiner doch überlegen ist, wähle ich den Rückzug, den ich mit Rauchgranaten decke. Eingehüllt in dichte Schwaden ziehe ich mich aus der Reichweite zurück und entscheide mich für einen taktischen Angriff.

Mit den 50 Zählern kann ich zur ultimativen Waffe greifen. Per einfachem Knopfdruck wähle ich das Zielgebiet aus und löse den taktischen Atomschlag aus. Nach zwanzig Sekunden erreicht das Geschoss das Zielgebiet und eine mächtige Explosion reißt Panzer und Hubschrauber gleichermaßen in Stücke. Mit ein paar schnellen Kamera-Bewegungen bewundere ich den Pilz der in die Höhe schießt. Reiße mich dann aber los, nehme den fehlenden Strategie-Punkt ein und garantiere der UdSSR einen überragenden Sieg. In dem anschließenden Analyseboard darf ich nicht nur meine Punktzahl bewundern, sondern auch meine erste Beförderung. Eine verdiente Belohnung, für ein hartes Stück Arbeit.

Wahnsinn, was Massive mit World in Conflict auf den Bildschirm zaubert. Grafik, Atmosphäre und Spieltiefe gehen eine perfekte Symbiose ein, die zu spannungsgeladenen Gefechten führt. Allein die Kamera und die hohe Spielgeschwindigkeit könnte durchschnittlichen Spieler noch einen Strich durch die Rechnung machen. Klassische Strategie-Spieler werden vielleicht den Aufbau-Part vermissen und echte Starcraft-Fans sich an dem Einheiten-Limit stören. Hoffen wir, dass dieser einmalige Titel seine Zielgruppe findet und ihm auch alte Strategie-Hasen eine Chance geben. Ich selbst habe es genossen, in meinem ganz persönlichen Alptraum-Szenario packende Gefechte auszutragen, die genau wie bei Shootern einen schnellen Einstieg erlauben. Keine lange Wartezeit, sondern pausenlose Dauer-Action, so haben wir einen Strategie-Titel noch nie erlebt. Und so sehr ich Atombomben in der Realität auch verabscheue, zumindest auf dem virtuellen Schlachtfeld habe ich gelernt, sie zu lieben.

World in Conflict erscheint im dritten Quartal 2007 für PC.

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