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Assassin's Creed Mirage im Test - Wie es früher einmal war, mit allen Ecken und Kanten

Kleiner, aber dadurch besser.

Größtenteils gelungene Rückkehr zu den Wurzeln der Serie mit Stealth als Fokus und geringerem Umfang, aber auch mit ein paar Macken.

Größer, schöner, besser. Ein Motto, das vermutlich nur bis zu einem gewissen Punkt funktioniert. Zumindest, was Assassin's Creed anbelangt. Es wurde immer größer und größer, gefüllt mit mehr Inhalt. Ein richtiges Monster von einem Spiel. Assassin's Creed Mirage ist nun der Gegenentwurf zu einem Valhalla, deutlich kompakter, fokussierter und mit einer Besinnung auf alte Tugenden. Anders gesagt: Genau das Richtige für euch, wenn ihr allein beim Anblick der möglichen Spielzeit von Valhalla schon keine Lust mehr darauf habt.

Die Besinnung auf alte Tugenden bedeutet, dass das Schleichen hier wieder weit mehr in den Vordergrund rückt. Doch dazu gleich mehr. Erst einmal widmen wir uns dem Star des Spiels. Und das ist zweifelsohne die Stadt Bagdad…

Bagdad hat Herz und Seele

In seiner Kompaktheit – verglichen mit den jüngsten Teilen – versprüht die Stadt Bagdad in Mirage deutlich mehr Herz und Seele als ganz England in Valhalla. Es ist eine dicht besiedelte Metropole mit jeder Menge Leute und ebenso vielen Bezirken, die es zu erkunden gilt. Macht euch auf den Weg ins Haus der Weisheit, saugt Informationen über die Stadt auf - was zugleich an vielen anderen Stellen möglich ist - oder bereist die historischen Stätten und schaut euch ihre Kodexeinträge an. Wenn ihr euch darauf einlasst, wird Mirage wieder bis zu einem gewissen Grad zu einer Art Geschichtsstunde.

Bagdad hat eine Menge zu bieten.

Inmitten der einzelnen Bezirke und ihrer wichtigen Örtlichkeiten gibt es unzählige Straßen, in denen ihr euch verlaufen könnt. Oder in denen ihr den Wachen aus dem Weg geht, was in einem Spiel wie diesem natürlich ganz praktisch ist. In dem Zusammenhang legt man wieder mehr Wert auf die Vertikale der Umgebung. Wer möchte, kann sich ganz gut über die Dächer der Stadt fortbewegen, auf diese Art Abkürzungen nehmen, beobachten oder Ziele von oben ausschalten. Für die Art von Spiel, die Mirage sein möchte, ist Bagdad nahezu perfekt gestaltet und bietet viele Möglichkeiten zum Experimentieren.

Hauptcharakter Basim kennt ihr bereits aus Valhalla, aber angesichts seines Schicksals bin ich mir nie so sicher, ob ich wirklich mit ihm sympathisiere oder nicht. Vielleicht ist es besser, das auszublenden, während ihr euch in und in der Umgebung um die Stadt herum mit Intrigen, Korruption und Verschwörungen befasst. Dabei versucht das Entwicklerstudio zugleich, das Geschehen etwas weniger gradlinig zu gestalten. Ihr stellt eure Nachforschungen an, sammelt Hinweise, untersucht die Umgebung und spürt so nach und nach eure Ziele auf. Falsch machen könnt ihr dabei nichts, aber es fühlt sich zumindest etwas besser an, als einfach nur von einem Questmarker zum nächsten zu laufen.

Die Kunst des Schleichens

Es ist spielerisch definitiv eine Umstellung gegenüber Valhalla. Mirage möchte, dass ihr leise vorgeht. Dass ihr schleicht, Gegner leise ausschaltet, ihre Körper versteckt und möglichst unentdeckt bleibt. Und es bietet euch genügend Möglichkeiten, das zu tun. Kleine Verstecke, hohes Gras, taucht in der Menge unter und erledigt eure Ziele so, dass ihr am Ende selbst stolz darauf sein könnt, es unentdeckt geschafft zu haben. Und wenn ihr doch mal die Aufmerksamkeit auf euch zieht, reißt ihr die Poster von den Wänden, mit denen nach euch gesucht wird.

Außerhalb von Bagdad empfiehlt sich die Fortbewegung auf dem Pferd oder Kamel.

Wenn es nicht anders geht, kommt es zu Kämpfen. Und sie fühlen sich eher semi-gut an. Daran merkt man, dass das Schleichen hier im Fokus steht. Die normalen Kämpfe beschränken sich auf Basics. Ihr habt einen Move zum Parieren, einen Move zum Ausweichen, einen leichten sowie einen schweren Angriff. Was nicht einfach zu handhaben ist, wenn mehrere Gegner um euch herum stehen und mit unterschiedlichen Attacken auf euch losgehen. Ihr könnt in solchen Kämpfen auch schnell sehr viel Gesundheit und euer Leben verlieren. Allein dadurch wird klar, dass es nicht die gewünschte Art ist, Konflikte zu lösen. Ihr seid extrem verwundbar, wenn ihr nicht aufpasst.

Umso lohnenswerter fühlt es sich letztlich an, wenn beim Schleichen alles klappt und ihr eure Ziele erreicht habt, ohne in einen offenen Kampf verwickelt zu werden.

Die Werkzeuge eines Assassinen

Fürs Schleichen und leise Ausschalten von Gegnern habt ihr natürlich mehr als nur eure zuverlässige Klinge am Armgelenk zur Verfügung. Wurfmesser erweisen sich als effektiver Helfer, ihr könnt Fallen legen, mit Rauchbomben um euch werfen und einzelne Gegner so zu euch locken oder still und heimlich aus dem Weg räumen. All das solltet ihr definitiv einsetzen, es macht das Schleichen noch befriedigender.

Einer der mächtigsten Angriffe ist euer Fokusangriff, bei dem ihr nacheinander mehrere Ziele auswählt, die Basim dann automatisch für euch ausschaltet. Besonders praktisch bei etwas größeren Feindansammlungen, allerdings muss der Fokusangriff auch aufgeladen sein. Ihr bekommt ihn, indem ihr mit Basim weitere Fertigkeitspunkte erlangt und diese in neue Fähigkeiten investiert.

Es gibt einige malerische Anblicke in Mirage.

Auch hier gibt es im Vergleich mit Valhalla deutliche Einschnitte, die verfügbaren Skills sind weitaus überschaubarer. Kein Wunder, wenn die ganzen Kampfaspekte wegfallen, hier geht’s ja ums Schleichen. Ihr seid kein Wikinger, der sich brüllend in die Schlacht stürzt. Dadurch werdet ihr ebenso wenig zum übermächtigen Kämpfer, stattdessen ihr schärft eure Sinne, verbessert die Fähigkeiten eures Adlers, eure Bewegungen und eure Werkzeuge.

Technisch hatte ich wenig Probleme beim Spielen, wenngleich sich in manchen Szenen auf der Xbox Series X im Performance-Modus etwas Tearing zeigte. Ansonsten fielen mir keine groben Bugs auf, einmal stürzte das Spiel ab. Was bleibt, sind die bekannten Ecken und Kanten, die Assassin's Creed schon immer hatte. Vielleicht liegt es an der Technik, die weiterhin Last-Gen-Konsolen unterstützen muss, ich weiß es nicht. Manchmal hatte ich den Eindruck, Basim springt gerade nicht dorthin, wo ich es eigentlich wollte. Dann hängt er in einer kleinen Ecke fest. Stoff, der über einem Stand hängt, erweist sich beim Klettern als festes, unüberwindbares Hindernis, anstatt dass man einfach durch die vorhandene Lücke hindurch schlüpfen könnte. Oder er klettert aus dem Wasser partout nicht auf das Boot, das direkt vor ihm schwimmt. Es sind diese kleinen Macken, die ebenfalls an die Vergangenheit der Serie erinnern und eigentlich in jedem Teil vorhanden sind.

Assassin's Creed Mirage – Fazit

Statt größer, schöner, besser lautet das Motto von Assassin's Creed Mirage eher "kleiner und besser". Und dieses Vorhaben ist den Entwicklerinnen und Entwicklern von Ubisoft Bordeaux mehr als gelungen. Anstatt schon vorab von der Spielzeitangabe ermüdet zu werden, habe ich mich wirklich auf dieses kompaktere Erlebnis in Mirage gefreut und wurde nicht enttäuscht. Natürlich gibt es hier ebenfalls noch Sammelkrams hier und da, doch es fühlt sich wieder mehr nach einem spaßigen Zeitvertreib als nach einer Lebensaufgabe an.

Das ist schon mal ein wichtiger Punkt. Der andere ist, dass sich Mirage spielerisch einfach gut anfühlt, jedenfalls dort, wo es darauf ankommt. Es tut dem Spiel richtig gut, dass das Schleichen im Rampenlicht steht. Es ist die Art von Abwechslung, die die Serie mal wieder gebraucht hat. Ich weiß nämlich nicht, ob ich jetzt mit einem weiteren Valhalla-artigen Ableger so viel Spaß gehabt hätte wie mit Mirage. In diesem Sinne: Sehnt ihr euch nach einem Assassin's Creed, das sich wieder mehr nach den Anfangstagen der Serie anfühlt, dann ist Assassin's Creed Mirage genau euer Ding.

Assassin's Creed Mirage
PROCONTRA
  • Kompaktere Spielwelt, die sich weniger überladen anfühlt
  • Bagdad ist ein erstklassiger Schauplatz
  • Starker Fokus aufs Schleichen und leises Vorgehen
  • Es gibt viel zu entdecken
  • Etwas offeneres Questdesign
  • Einzelne Macken bei der Technik und Animationen
  • Normale Kämpfe sind unspektakulär und sollten eher vermieden werden

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