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Im neuen Call of Duty Vanguard steht die Serie zu ihren Zweite-Weltkriegs-Wurzeln.

Call of Duty Vanguards Kampagne schickt vier Soldaten über diverse Schlachtfelder und erinnert an die Ursprünge der Serie.

In Call of Duty Vanguards Kampagne erlebt ihr vier Schauplätze des Zweiten Weltkriegs dramatisch inszeniert. Dazu gibt es natürlich

Sprechen sich die beiden großen Mainstream-Militär-Shooter mittlerweile ab? Der eine geht modern ins übernächste Jahrzehnt, der andere schaut sich den Krieg 100 Jahre davor an? Es kommt zeitlich ziemlich genau hin, denn während Battlefield dieses Jahr seine Großgefechte in der Zukunft austrägt, dreht Call of Duty Vanguard mal wieder eine Runde über die Schlachtfelder des Zweiten Weltkriegs.

Die Präsentation der Story kommt einem dabei fast ein wenig wie ein Remake des ersten Teils vor: Vier Kämpfer unterschiedlicher Nationen ballern sich durch vier kleinere Geschichten, um sich dann zum Finale in Berlin zu treffen. Dies sind aber keine No-name-Soldaten, sondern man pickte sich dafür vier reale Vorbilder heraus, modelte sie ein wenig um, um es fiktional genug zu halten, und dann geht es mit einem Amerikaner, einem Engländer, einem Australier und einer Russin los.

Letztere dürfte eine der interessantesten Geschichten haben: Lyudmila Pavlichenko, so ihr Name im richtigen Leben, brachte es in weniger als zwei aktiven Jahren im Krieg auf über 300 Abschüsse, darunter 36 gegnerische Scharfschützen. Nein, ihr schlüpft hier nicht in die Rolle des namen- und waffenlosen Soldaten in Stalingrad, so wie es beim ersten Call of Duty der Fall war. Sie ist es übrigens auch, die Gewinner einer Runde Warzone aktuell zu sehen bekommen.

Was diese Story angeht: Man hielt sich im Großen und Ganzen bedeckt. Natürlich. Niemand rechnet damit, dass eine CoD-Kampagne auf mehr als fünf oder sechs Stunden kommt, da darf man nicht zu viel zeigen. Immerhin wissen wir, dass wir eine Runde in einem Flieger über die pazifischen Inseln drehen dürfen. Solche Spezialeinlagen gehören dazu, aber der größte Teil ist das, was man kennt. Call of Duty wird auch in Vanguard nicht seine Liebe zu Fahrzeugen entdecken, dafür gibt es ein anderes Spiel.

Stattdessen wird es in der Auftaktmission gleich sehr direkt. Mit einem Fallschirm unter schwerem Beschuss abzuspringen, ist eine Erfahrung, auf die sicher niemand im realen Leben viel Wert legt. Und Vanguard zeigt euch warum. Zwischen brennenden Flugzeugen, Flakfeuer und jeder Menge Kugeln und Trümmern sinkt es sich so spektakulär wie gefährlich zu Boden. Dort schlagt ihr euch gleich mal in die Wälder, denn auf den grünen Feldern Frankreichs warten mal wieder viele Deutsche. Ihr umgeht sie auf einem Waldweg, deckt euch brillant inszeniert hinter Baumstümpfe, während Taschenlampen euch suchen.

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All das sieht auf den ersten Blick in einem sicher nicht mit letzter Brillanz übertragenen Screencast - Events und Präsentationen finden wegen der Corona-Situation nach wie vor "remote" statt - nicht sonderlich spektakulär aus. Bis man dann anfängt, auf die Details zu achten. Licht, Schatten, Rauch, Oberflächen, alles hat eine sehr plastische Intensität, die langsam zumindest ein wenig aus dem Uncanny Valley herausführt. Es wirkt nicht beeindruckend, weil vieles mittlerweile einfach relativ realistisch aussieht. Man geht daran vorbei, weil es nicht beeindrucken will, sondern die Realität wiedergeben. Eine Realität von brennenden Windmühlen vor einem von Leuchtspurmunition und Explosionen erhellten Nachthimmel in HDR, aber trotzdem. Das ist irgendwie auf seine eigene Weise beeindruckend.

Das fasziniert auch in diesen wenigen Minuten, die erst durch den Wald und dann zu einem Bauernhaus führen. Vor diesem ergattert unser Protagonist des Abschnitts ein paar Waffen und kann sie gleich nutzen, denn der Schatten eines Soldaten zeichnet sich durch eine im Gegenlicht erleuchtete Zeltplane ab. Durch diese schießt ihr dann durch, sie bewegt sich so, wie man es erwartet, und auch das Ergebnis sonst ist realistisch, nämlich ein feindlicher Soldat weniger. Man fragt sich ab spätestens ab diesem Punkt wie linear das eigentlich wird. Sicher, Call of Duty war nie für offene Welten bekannt, aber die Inszenierung einer Reihe von Kills in dem Haus im Anschluss, mit zu öffnenden Türen, passend platzierten Gegnern an Fenstern, die Flucht aus dem Haus, man könnte fast meinen, einen Render-Film vor sich zu haben, in dem man wie in alten FMVs ein Fadenkreuz lenkt. Denn wenn jeder nächste Schritt inszeniert wird, wie viele Wege durch das Haus bleiben dann noch?

So oder so, erneut komme ich nicht umhin mich zu fragen, wer dieses Haus designt hat. Die detaillierte, fast greifbare Einrichtung, Familienfotos, Texturen auf Oberflächen, die einfach echt scheinen. Alles für eine Szene, die vielleicht zwei Minuten dauert und aktiv dagegen arbeitet, dass ihr eine Chance habt diese liebevolle Gestaltung zu würdigen. Das Leben des Grafikers ist manchmal hart und ungerecht. Diesen Aufwand treibt man dann im Südpazifik auf die Spitze. Wir haben nicht viel von dem Level gesehen, es scheint die übliche Schießbude am Himmel zu werden, niemand rechnet hier mit "Aces of the Pacific Revival" Ambitionen. Aber trotzdem ging man irgendwo in die Wüste zu ein paar Oldtimer-Flug-Nerds und ließ diese zig Male mit ihren alten Kisten aus allen Richtungen an Mikrofonen vorbeisausen. Nur, um den richtigen Sound der Motoren zu bekommen. Erneut, für eine Szene, die am Ende wahrscheinlich kaum länger als eine Viertelstunde dauert. Egal, was man später Vanguard vielleicht vorwerfen kann, mangelnde Hingabe zu Details ist es sicher nicht.

Manchmal liefert die Welt aber auch gratis, was man braucht. Vor allem, wenn diese fröhlich in eine Klimakatastrophe schlittert und der Himmel über San Francisco in einem apokalyptischen Orange-Rot erstrahlt, weil nebenan die Wälder abfackeln. Wenn ihr dann in Vanguard in einer brennenden russischen Stadt steht und den orange-roten Himmel bewundert, dann denkt kurz daran, dass San Francisco im Sommer mittlerweile so aussieht wie Stalingrad nach einem Flächenbombardement. Die Skybox ist nämlich der im Spiel verewigte Himmel über San Francisco 2020.

Das ist also die Kampagne: Einzelne Schauplätze des Zweiten Weltkrieges wie Nordost-Frankreich, Russland, Nordafrika und der Pazifik, ein Fokus auf die vier Protagonisten, als großer Abschluss dann der Straßenkampf in Berlin. Klingt solide, muss ich sagen, und es ist das erste Mal seit einer Weile, dass mich aus irgendeinem Grund dieses Szenario wieder reizt. Ich nehme an, dass die beeindruckende Technik da ihren Anteil hat, sicher auch die herrlich inszenierten Ortlichkeiten, es ist mal wieder Krieg als großes Abenteuer, mehr Das dreckige Dutzend als Private Ryan. Das kann nach den nur kurzen Einblicken natürlich täuschen. Aber wenn es so wäre, ich würde mich freuen.

Ganz offensichtlich gibt es dann natürlich die Einbindung des neuen Materials in Warzone, das deuten die aktuellen Enden der Runden mit der Einschlagskraft einer 7.62x54R Kugel ganz zart an. Wie das genau aussieht, da werdet ihr euch noch ein wenig gedulden müssen, so wie auch bei Details zu neuen Ideen in Sachen Multiplayer. Die hat Vanguard durchaus, aber mit Details geizte man noch. Klar ist aber schon, dass eine neue Map, entworfen von Raven, die weiter Warzone betreuen, noch dieses Jahr kommt und ein voller Kalender geplant ist, der den beliebten Modus Post-Vanguard-Launch mit neuen Modi, Playlists, Events und mehr am Laufen halten wird.

Vieles andere liest sich sehr vertraut. Im Multiplayer geht es darum, dass ihr euren Operator zu etwas ausbaut, was in späteren Jahren dann unter Special Forces laufen wird und das macht ihr auf 20 Maps. 16 davon sind auf 6v6 in sehr klassischer Größe und Layout ausgelegt, einige alte Bekannte feiern ihre Rückkehr, andere sind neu. Es klingt nach einem runden Paket - wie immer halt, viel mehr Details zum Multiplayer kommen in Kürze noch. Das wenige, was gesagt werden darf: Es wird einen neuen Champion Hill Modus geben, der eine Serie aus vier Maps zu einem kleinen Turnier verbindet. Schnelle Action ist in 1v1, 2v2 oder 3v3 Matches gefragt. Klingt nach einer sehr soliden Ergänzung für Leute wie mich, die Gunfight für den besten Modus ever halten. Apropos "Gun": Gunsmith kehrt zurück, für alle, die gerne etwas mehr Zeit mit ihrem Loadout verbringen, um es zu optimieren.

Und natürlich wurde das Wichtigste nicht vergessen: Zombies. Ich hätte zwar Aliens im Zweiten Weltkrieg diesmal vorgezogen, aber Nazi-Zombies ist halt eine etablierte Streitmacht dieser Ära, also passt schon. Rechnet mit dem üblichen Mix aus Humor und Horror, der den Modus zu einem beliebten Koop-PvE-Dauerbrenner machte. Noch dazu wagt Treyarch, die für diesen Teil zuständig sind, einen Crossover aus Vanguard und Cold War. Das klingt zwar nach etwas, das das Raum-Zeit-Kontinuum sprengen könnte, aber auch nach etwas, was ich unbedingt spielen muss.

Call of Duty arbeitet sich mit Vanguard wieder ein Stück weiter zurück, es lässt die Verschwörungen der Black Ops hinter sich und besinnt sich auf das, womit man vor so langer Zeit mal anfing: Kriegsgeschichten. Mal am Rande der großen Schlachten, mal mittendrin. Mit genug historischem Hintergrund, um nicht als reine Fantasie zu gelten, und genug Abenteuerlust, um mit Lee Marvin und Charles Bronson verfilmt zu werden. Das klingt nach ein paar Stunden sehr solidem und technisch beeindruckendem Spaß, der dann natürlich wieder mal zum eigentlichen Herz des Spiels führt: Multiplayer, Warzone und Zombies. Sledgehammer macht das als Studio nun auch schon seit mehr als einem Jahrzehnt, die können das und es wird gut werden. Wie gut, das ist am Ende immer die große Frage, aber wie gesagt, ich bin bei Vanguard sehr zuversichtlich.

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Martin Woger Avatar

Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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