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Final Fantasy VII: Dirge of Cerberus

Müder Ableger?

SquareEnix wissen, wie man das Letzte aus einem erfolgreichen Brand quetscht. Zum Beispiel mit Spin-Offs. Final Fantasy VII: Dirge of Cerberus ist genau so ein Ableger. Während im Ursprungstitel Cloud Strife als Held brillierte, konzentriert sich Dirge of Cerberus auf den ehemaligen Nebencharakter Vincent Valentine. Manch einen verwundert das, da Final Fantasy VII ungefähr ein halbes Dutzend interessantere Figuren vorstellte. Die Story beleuchtet Vincents Herkunft, ist gut erzählt und drei Jahre nach FFVII angesiedelt. Hm, da war doch noch was. Ach so! Dirge of Cerberus ist kein Rollenspiel, sondern ein Shooter mit leichtem Action-Adventure- und RPG-Einschlag. Ungefähre Aufteilung: 85% Action, 5 % Adventure, 5% Rollenspiel und 5% Zwischensequenzen. Die Sequenzen lasse ich deshalb mit einfließen, weil die wirklich ausufern und schon mal ein paar Minuten lang sein können. Schade finde ich, dass man von den restlichen FFVII-Helden eher wenig sieht. Naja, Yuffie und Reeve tauchen öfter auf und Cait Sith dürft Ihr in einer Schleich-Mission sogar selber steuern. Aber ein wenig mehr von Cloud, Aerith und Co hätte das FFVII-Feeling sicherlich intensiviert.

Mit Ehrgeiz, Einhänder, Tobal No1 oder Bushido Blade bewiesen Square schon zu PSone-Zeiten, dass sie nicht nur gute Rollenspiele machen können. Abertausende fieberten deshalb auch Dirge of Cerberus neugierig entgegen. Umso größer war dann die Enttäuschung über die mittelprächtigen Wertungen der Japan-Fassung. Auch wir wollten nicht mehr weiterleben - sparten uns die Giftkapsel aber noch ein wenig auf, da Square für den Westen diverse Änderungen ankündigte. Der Mehrspielermodus wurde durch neue Spezialmissionen ersetzt, Item-Management und Steuerung verbessert, der zu leichte Schwierigkeitsgrad und Vincents Laufgeschwindigkeit angehoben. Westliche Spieler bekommen somit ein besser ausbalanciertes Erlebnis spendiert.

Lineares Geballer

Die Bosskämpfe sind richtig gut.

Zu Beginn empfiehlt sich ein Abstecher ins Tutorial/Training, wo Euch die Spielsteuerung näher gebracht wird. Mit dem linken Stick bewegt Ihr Vincent und mit dem rechten Stick wird gezielt. Ihr könnt jederzeit zwischen Third-Person- und Ego-Perspektive wechseln. In letzterer lassen sich Feinde meiner Meinung nach zielsicherer perforieren. Diese sind nicht unbedingt dumm, aber sie greifen in der Regel plump von vorne an, gehen nie in Deckung und fordern nur durch ihre ständige Überzahl. Zwischendurch trefft Ihr auf Bossgegner, die eine Spur gewitzter auftreten. Kurz: Vincent ballert und prügelt sich durch zwölf sehr lineare Kapitel. Level- und Missions-Design kann man dabei eigentlich nur als einfallslos bezeichnen. Hin und wieder stoßt Ihr aber auf kleine Nebenaufgaben, in denen man zum Beispiel Zivilisten vor der Erschießung retten muss und so weiter. Auch die obligatorische Keycard-Suche darf nicht fehlen. Wobei „Suche“ eigentlich übertrieben ausgedrückt ist, da dank ultralinearer Levelstrukturen nix versteckt wirkt. Es müsste also eher „Keycard-Gelaufe“ heißen.

Damit es nicht ganz so eintönig wird, dürft Ihr Euer Waffenarsenal durch diverse Upgrades aufmöbeln. Zielfernrohr draufklatschen und schon lassen sich Gegner heranzoomen. Ein längerer Lauf gewährleistet Treffergenauigkeit auch auf größere Distanzen. Mit den verschiedenen Konfigurationen herumzuexperimentieren macht auf jeden Fall Spaß und ist eine der großen Stärken des Titels. Setzt Ihr Materia-Steine ein, lassen sich sogar magische Projektile abfeuern, allerdings nur so lange die entsprechende Leiste gefüllt ist. Verprügeln lassen sich Gegner übrigens auch. Nützlich, wenn man mal in die Enge getrieben wird. So tiefgehend wie etwa in Devil May Cry, ist das Nahkampfsystem aber bei weitem nicht. Wo wir schon mal bei dem Konkurrenten sind: Auch Vincent verwandelt sich auf Knopfdruck in eine Art Dämon, der so richtig die Sau rauslässt.

Nix für Entdecker

Drei Sekunden später ist Vincent tot.

Mit einem Doppelsprung erreicht Vincent selbst höher gelegene Plattformen. Die Spielumgebung ist voll mit Objekten, auf die man hüpfen will, weil man dort versteckte Items oder ähnliches vermutet. Das ist leider in 99% aller Fälle total sinnlos. Immer wieder springt man nämlich gegen unsichtbare Begrenzungen, die solche Erkundungsversuche bereits im Keim ersticken. Entdeckernaturen kommen also weniger auf ihre Kosten. Hier geht es wirklich fast ausschließlich um pure Action. Da hätten wir uns trotzdem etwas mehr taktische Finesse bzw. abwechslungsreicher agierende Gegner gewünscht. Das Gefummel mit den Waffen-Upgrades ist eine der wenigen Komponenten, die etwas mehr Hirnaktivität fordern und Vielfalt ins Spiel bringen. Zwischendurch bemannt Ihr auch mal dicke Geschütze, was am ehesten als Moorhuhnjagd auf Speed bezeichnet werden kann. Die bereits erwähnte Stealth-Mission mit Cait Sith ist ein weiterer Bestandteil der dafür sorgen soll, das Dirge of Cerberus nicht zur reinen Dauerfeuer-Orgie verkommt. Alles ganz nett, aber nicht wirklich der Bringer. Was Freaks trotzdem bei der Stange halten dürfte, sind die genialen Rendervideos und Infos aus dem Final Fantasy-Universum.

Japanische Helden sehen von hinten meist aus wie Frauen in Abendgarderobe.

Technisch ist das Spiel gut, wenn auch nicht überragend. Die Umgebung wirkt leicht trist, die normalen Gegner detailarm, aber dafür geht’s in den Boss-Battles richtig ab und die Framerate bleibt trotzdem immer flott. Richtig gut ist der Sound, was Sprachausgabe (englisch), Soundtrack und Effekte mit einschließt. Das Speichersystem funktioniert nach dem Checkpoint-Prinzip. Nach Eurem Ableben müsst Ihr also nicht den ganzen Level, sondern nur einen kleinen Abschnitt wiederholen.

Ich war ja mal ein echter FF-Fanboy. Final Fantasy VII und Final Fantasy Tactics gehören sogar zu meinen absoluten All-Time-Hits. Allerdings ließ meine Begeisterung für die Reihe ab dem neunten Teil rapide nach. Das Chabrakter-Design war einfach nicht mehr mein Fall. Die Helden sehen mittlerweile irgendwie alle aus wie Boygroup-Mitglieder, die sich als Penner verkleiden. Ist halt Geschmachsache. Dirge of Cerberus hat aber ein viel größeres Problem: Es ist spielerisch nicht so der Bringer. Ein gescheiterter Versuch, noch mehr Kohle aus einem bekannten Namen zu pressen? Nun, ich lehne mich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass dieses Spiel ohne die FF-Thematik ziemlich untergegangen wäre. Am Anfang macht es noch Spaß, aber schon nach rund zwei Stunden ließ meine Motivation deutlich nach. Schuld war nicht der Bossa Nova, sondern die mangelnde Abwechslung. Die Rendervideos sind aber mal wieder absolute Spitzenklasse und der Kaufpreis mit knapp 35 Euro echt human.

Dirge of Cerberus erscheint am 17. November für schlappe 35 Flocken.

6 / 10

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Über den Autor

Ahmet Iscitürk

Freier Redakteur

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