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Test: Thrustmaster Hotas Warthog

Thrustmasters Hotas Warthog Joystick im Test: Konkurrenzlos gut und allein doch unvollendet.

Da wären wir wieder beim Thema HOTAS-Systeme. Die Hands-on-Throttle-and-Stick-Lösungen gehören in Zeiten von Elite: Dangerous und dem mittlerweile endlich erschienenen Arena Commander Star Citizens einfach zur interessantesten Peripherie in Sachen Spiele. Nachdem wir bereits Ende Mai Saiteks und Mad Catz neues Mitteklasse-Schmuckstück X-55 Rhino testeten, widmen wir uns heute der absoluten Oberklasse in Sachen Joysticks. Die kommt allerdings auch zu einem entsprechenden Preis.

Bot der Rhino für knapp 200 Euro doch eine kompetente Vollausstattung mit nur wenig Grund zum Meckern, kommt der Klassiker, der Thrustmaster Hotas Warthog, der Steuereinheit des legendären A-10-Warzenschweins der US-Air-Force für nicht unter 300 Euro unheimlich nahe. Kurzum: Es ist der perfekte Stick - und doch nicht für alle gleichermaßen geeignet. Das hier ist echte Profi-Hardware, die voraussetzt, dass ihr es nicht allein bei diesem System belasst, sondern euch noch zusätzlich ausstattet. Woran das liegt? Nun, gehen wir doch ins Detail.

Was als Erstes auffällt: Ist das Ding schwer! Metall regiert hier mit buchstäblich eiserner Faust den Schreibtisch. Allein mit dem noch nicht auf die Basis montierten Stick - so wie er aus der Packung kommt - könnte man einen ausgewachsenen Mann K.o. schlagen oder Schlimmeres. Die Basis ist ebenfalls eine solide Metallplatte, die Montage des Griffs mit der schweren Schelle eine echte Freude. Das setzt sich nahtlos fort, wenn man beginnt, den Steuerknüppel zu bewegen. Das in der Basis versenkte Gelenk wird nicht wie in vielen anderen Systemen von einer großen, gut sichtbaren Feder arretiert. Obwohl sie natürlich irgendwo im Inneren zum Einsatz kommen müssen, fühlt es sich niemals so an, als würde man nur gegen eine große Metallspirale andrücken. Eine gleichmäßigere und geradezu wohltuendere Kraftverteilung, einen nachvollziehbareren Gegendruck und knirsch- und scheuerfreieres Lenken habe ich noch nicht erlebt.

Der Branding-Druck ist doch sehr... rustikal. Aber der Rest... ein Traum in Gusseisen!

In Sachen Funktionen gibt es fast alles, was das Herz begehrt. Alle Coolies fühlen sich ausgezeichnet an und sind gut zu erreichen. Drei Acht-Wege- und eine Vier-Wege-Variante sind vorhanden. Dazu zwei Tasten für den kleinen Finger, ein zweistufiger Abzugsknopf aus Metall sowie zwei normale Buttons für Daumen und Zeigefinger. Der Stick ist abnehmbar und beispielsweise auch als Aufsatz für den Thrustmaster Cougar zu gebrauchen. Der Haken an dieser Art der Authentizität: Einen Twist, mit dem man den Stick um die Längsachse drehen könnte, gibt es nicht.

Trotzt Feindbeschuss mit einem Achselzucken: die Schubeinheit.

"Thrustmaster baut berechtigterweise darauf, dass Simulations-Freaks noch einmal 100 Euro oder mehr für die entsprechend realistischen Pedale springen lassen."

Dieser ist in vielen anderen Sticks ein Behelfsmittel, um zum Beispiel die Pedalfunktionen eines Flugzeugs oder Helikopters zu übernehmen, also das Gieren um die Vertikalachse zu steuern. Im A-10 gibt es diese Funktion nicht, Thrustmaster baut berechtigterweise darauf, dass sich Simulations-Freaks, die sich diese Authentizität mehr als 300 Euro kosten lassen, auch noch einmal hundert oder mehr für die entsprechend realistischen Pedale springen lassen. Natürlich ist es problemlos möglich, die Gierachse einem der Coolie-Hats zu überlassen - auch die Schubeinheit, dazu später mehr, hat davon mehr als genug -, aber das gleiche Feingefühl, etwa in Star Citizen mit dem Twist des Rhino leichte Links-rechts-Korrekturen vorzunehmen, stellt sich mit diesem digitalen Workaround nicht ein.

In Elite: Dangerous klappte es etwas besser, weil David Brabens Spiel eine recht elegante Mitte aus Rollen und Gieren wählte, die schnell ins Blut übergeht. In Arma 3 arrangierte ich mich mithilfe des Mausknubbels mit dem Fehlen der Twist-Achse am Stick, aber so richtig intuitiv wurde es nicht. Dessen sollte man sich bewusst sein, am besten ein Auge zudrücken und sich gleich ein paar Pedale mit in den Einkaufswagen legen. Steht das für euch außer Frage, ist euch Thrustmaster sicher nicht böse. Der Warthog ist in dem Fall einfach nicht der Stick für euch.

Schade ist's trotzdem, denn dieses Monstrum ist vielleicht das schönste und überzeugendste Stück Hardware, das jemals meinen Schreibtisch beschwerte. Und von der Schubeinheit habe ich ja noch so gut wie gar nicht gesprochen. Der Hebel ist wie auch beim Rhino optional zweigeteilt, wird hier aber sogar mit einem metallenen Riegel zusammengehalten. Der Widerstand ist stufenlos regelbar und die metallenen Kippschalter - zweimal zwei Wege, siebenmal drei Wege - rasten sogar ein. Der Warthog korrigiert damit auch den wohl einzigen Punkt, den ich dem ansonsten so überzeugenden Rhino übelnahm. Hier wurde wirklich nirgends gespart und auch die Beleuchtung kommt einfach gut.

Hat nichts von 'Spielzeug'.

Sogar der Nachbrenner und das An- und Abstellen der Triebwerke respektieren die legendäre Air-Force-Vorlage. Hebt den Schubhebel etwas an, um voreingestellte Schwellenpunkte am oberen und unteren Ende des Schubweges zu überwinden. Auch hier verfügen alle Buttons über wundervolle Druckpunkte und die beiden Coolie-Hats (Acht-Wege) sowie der Mausknubbel überzeugen durch robuste Verarbeitung. Thrustmasters T.A.R.G.E.T.-Software - eines dieser sicherlich rein zufällig zustande gekommenen Akronyme - leistet unterdessen bei der Einrichtung des Gerätes hervorragende Dienste.

Wer sich die Konstruktion des perfekten Spiele-Cockpits auf die Fahnen geschrieben hat, kommt am Thurstmaster Warthog kaum vorbei - dass das Modell seit Anfang 2010 in unveränderter Form im Umlauf ist, spricht Bände. Es ist ein wunderschönes, wahnsinniges Stück Hardware - sowohl preislich als auch von der Handhabung her ohne Konkurrenz. Aber er ist nun mal einfach nicht für jedermann. Sind zusätzliche Pedale aus Preis-, Platz- oder sonstigen Gründen für euch keine Option, bietet Saiteks X-55 Rhino mit Blick auf Star Citizen und Elite: Dangerous für über 100 Euro weniger (mit Pedalen näher an 250) zwar keine so makellose Verarbeitungsqualität und kein so unverschämt selbstbewusst gewähltes Material. Aber er hat einen Funktionsumfang im Gepäck, der eigentlich keine Wünsche offenlässt. Wie ihr euch auch entscheidet: Hüben wie drüben macht ihr alles richtig.

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