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Ghost of Tsushima auf PC: 4 Jahre alt, doch dank neuer Technologie fast schöner als am ersten Tag

Ein weiterer guter Nixxes-Port.

Nachdem mich Sonys Horizon-Serie wegen seiner Tonalität und des World-Buildings immer noch eher kaltlässt und mich das Spiel in erster Linie in mechanischer und visueller Hinsicht interessiert, hatte ich mich auf Ghost of Tsushima umso mehr gefreut.

Diese Geschichte eines Kriegers, der während der Mongoleninvasion seiner Insel zwischen Samurai-Ritus und der Notwendigkeit, vermeintlich ehrlose Ninja-Taktiken anzuwenden, einen ebenso inneren wie äußerlichen Konflikt auszutragen hat, liegt mir einfach mehr. Und insbesondere nach dem Genuss der brillanten ersten Staffel von Shogun hatte ich große Lust auf das Szenario, auch wenn Ghost of Tsushima natürlich ein paar Hundert Jahre vor der Serie spielt.

Ich hatte den Titel seinerzeit auf der PS4 sehr weit gespielt, auf der PS5 noch einmal ein gutes Stück reingeschaut, es dann aber nie selbst beendet. Die PC-Version ist für mich deshalb eine geradezu reizende Gelegenheit, Sucker Punchs letzten Hit – bis Mitte 2022 hatte sich das Spiel schon fast zehn Millionen Mal verkauft –, endlich mal in der bestmöglichen Grafik zu erleben. Denn alles in allem hat Nixxes wohl mal wieder mehr als ordentliche Arbeit abgeliefert.

Alles da, was da sein soll

Neben AMDs FSR 3.0 und Intels XeSS Upscaling wird die komplette Suite an Nvidia-Features unterstützt: DLSS, DLAA, Nvidia Reflex und – auf Karten ab der RTX 40er-Reihe – Frame Generation, bietet das Spiel zahlreiche Gelegenheiten, damit ihr zwischen optimalem Aussehen und makelloser Performance schnell euren “Sweet-Spot” findet. Auf meinem stationären Rechner mit RTX 3080 schaffte ich in 3440x1440 Pixeln durchweg deutlich über 80 Bilder pro Sekunde, oft auch beinahe dreistellige Bildraten, ohne auch nur einen Regler nach unten zu drehen. Auf dem Razer Blade 15 mit Geforce RTX 4090 Laptop Edition sogar noch deutlich mehr Bilder drin: Hier bewege ich mich meist um die 100 fps, streckenweise darüber.

Für ein feineres Bild kommt man mit DLAA immer noch stabil oberhalb der 60fps heraus, während mit DLSS Frame-Generierung um die 130 Bilder drin waren. Auch AMDs Framegeneration-Prozess wird unterstützt. Ihn einzuschalten, ließ das Spiel bei mir aber jedes Mal abstürzen. Außerdem stellte sich am Razer-Laptop deutliches Stottern ein, wenn ich Ghost of Tsushima im exklusiven Vollbildmodus laufen ließ, das diesen für mich beinahe unbrauchbar machte. Auf meinem stationären Rechner war das aber nicht der Fall.

Ghost of Tsushima Director's Cut am PC

Dennoch: Ghost of Tushima profitiert insgesamt enorm von diesen Verbesserungen: Sucker Punch bewies ein exzellentes Auge für die Bildkomposition einschlägiger Samurai-Filme, wählte Farbpalette und Lichtstimmungen mit unfassbar viel Bedacht. Man kann die Kamera kaum eine Vierteldrehung machen lassen, bevor man das drängende Bedürfnis verspürt, ein Bild davon zu knipsen. Jetzt, auf dem PC, in hohen Auflösungen und bei sehr hoher Bildrate treffen einen diese Sinneseindrücke mit nur noch mehr Wucht und man erkennt feine Details, wie Dreck an Jins Hosenbeinen oder feine Bluttropfen im Gesicht, selbst in Bewegung noch vollkommen klar.

Der gelbe Zahn der Zeit

Natürlich sieht man bei einem derart sauberen Bildeindruck auch hier und da, dass das Spiel bald eine halbe Dekade auf dem Buckel hat und für eine über zehn Jahre alte Plattform entworfen wurde. Hohe Auflösungen fördern eben auch die Makel schonungslos zutage. so sieht man zum Beispiel deutlicher, dass die Bodentexturen schon in der mittleren Entfernung ein wenig flach wirken oder dass Schweißperlen liegenden Charakteren auch mal horizontal das Gesicht “herunter” laufen. Das sind Dinge, die mir damals so nicht aufgefallen sind. Aber die Zeit holt eben auch die schönsten Spiele ein. Hier ist es aufgrund der ansonsten ungemein stimmungsvollen Aufmachung, vor allem wenn es um den Einsatz von Licht, Schatten und Farbe geht, aber gut zu verschmerzen.

Ansonsten bekommt ihr hier eine coole Geschichte von der Befreiung einer überrannten Insel, kerniges pop-historisches Flair und weitestgehend solides, wenngleich nicht unbedingt überraschendes Open-World-Gameplay. Ich mag vor allem, dass Ghost of Tsushima seine blutigen Schwertkämpfe mit einem Ernst angeht, den andere Spiele dieser Art oft vermissen lassen, wenn sie nicht gerade Rise of the Ronin heißen (aber das Spiel hat in Sachen Gestaltung noch die eine oder andere Lektion von Tsushima zu lernen). Einfach eine runde Sache, dieses Ghost of Tsushima: Ein zuverlässiger Unterhalter mit Stil für zwei, den Sucker Punch gerne mal fortsetzen dürfte.

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