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Die Hardline Beta: Es ist wie Battlefield. Nur dass es funktioniert.

Sogar stabil.

Das Erstaunlichste an der Battlefield Hardline Beta auf dem PC? Es läuft. Keine schwarzen Screens. Keine drastischen Abstürze. Kein Gummiband. Was für eine Erleichterung nach Monaten des Herumeierns mit DICEs kaum funktionierendem Battlefield 4. Diese Hürden haben sich schon fast wie Features angefühlt. Und doch läuft Viscerals Debüt im Battlefield-Universum (wie man es ab jetzt wohl nennen kann) wie ein Uhrwerk, selbst jetzt schon.

Zugegeben derzeit muss es auch nur eine recht kleine Karte hosten und ein paar Spielmodi darauf, es ist also noch nicht sicher, dass das immer so sein wird. Die Karte heißt High Tension, eine Interpretation von Downtown Los Angeles - wahrscheinlich für die E3-Woche gewählt -, die um einen Hub eines Tunnels und einer Überführung herum konstruiert ist, mit ein paar Wolkenkratzern, die auf das Gemetzel herunterschauen.

Trotz EAs Ansagen, dass dies ein Räuber-und-Gendarm-Simulator sei, ist es doch ganz klar das Battlefield, das ihr entweder liebt oder hasst. Angesichts des Namens ist das angemessen und offensichtlich reizvoll, aber sicher auch etwas unbefriedigend für einige, die mehr Neuerungen erwartet haben. Militärjeeps wurden durch Polizeiwagen und Limousinen aufseiten der Kriminellen ersetzt, Techniker nennen sich nun Mechaniker und M-Coms sind Tresore. Schaut nicht so genau hin und ihr seid zurück bei der Belagerung von Shanghai.

Der unaufmerksame Beobachter mag die Unterschiede nicht sehen, doch wie steht es mit denen, die für einen guten Teil der letzten Dekade in DICEs Gräben hockten? Nun, zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir zwei Spielmodi, die die Battlefield Spielerfahrung zwar nicht fundamental ändern, aber doch ein paar neue Wege bieten, wie man sich an ihr erfreuen kann.

Es ist keine Überraschung, dass das Spiel grafisch mit Battlefield 4 mithalten kann.

Die Modi, wie Jeffrey schon beschrieb, nennen sich Blood Money und Heist. Obwohl Letzterer wie der definierende Modus klingt und Bilder von De Niro und Pacino beschwört, ist es doch Blood Money, der für mehr Spiel-Action sorgt. Hier müssen beide Teams darum kämpfen, ihre eigenen Tresore zu füllen, indem sie Geld aus einem zentralen Depot im Zentrum der Karte plündern.

Was einfach nur eine simple Variation von Capture the Flag sein könnte, entwickelt sich schnell zu weit Organischerem und Taktischerem. Erst einmal muss ein Spieler am Zentraldepot entscheiden, wie viel Geld er nehmen möchte. Der bekannte Fortschrittsbalken zählt die Hunderttausender hoch. Es kann sein, dass ihr mit einem Vermögen davon kommt. Es kann auch sein, dass ihr zu lange dort bleibt und jemand diesen Moment nutzt, um euch zu erledigen.

Sobald ihr das Geld habt, geht es zurück zu eurem eigenen Tresor, dessen Ort erst dann angezeigt wird, sobald ihr das Geld habt. Schafft es dorthin und deponiert es. Das Team mit der meisten Beute gewinnt. Es ist ein brillanter Zug, dass ihr nicht nur das Geld, das andere Spieler herumtragen nach ihrem Ableben einsammeln könnt, ihr dürft auch den gegnerischen Tresor plündern. Finden könnt ihr ihn zwar nur per Zufall, aber dann könnt ihr einen Überfall planen und das Geld des anderen Teams in den eigenen Tresor verfrachten.

32 Spieler sind vielleicht ein paar zu viel für eine echte Räuber-und-Gendarm-Simulation.

Schlaue Teams können sich diesem ewig wechselnden Fluss eines solchen Matches anpassen. Ein einziger Bruch im gegnerischen Tresor kann eine Runde komplett drehen. Selbst in dem kurzen Beta-Fenster begannen die Spieler schon Strategien zu entwickeln, wie jeder Überfall am besten umzusetzen sei. Ein Favorit ist es einen Scharfschützen mit Blick auf das Zentraldepot zu postieren, um das andere Team auszubremsen, während der Rest immer wieder kleine, schnelle Runs zum Geld wagt. Eine andere ist es, mit Polizeimotorrädern mit maximalem Tempo geschlossen zum Zentraldepot zu rasen und dort die zufällig anwesenden Spieler des anderen Teams aus dem Weg zu räumen (zu denen ich leider auch gehörte). Dann greift man sich so viel, wie nur geht, verschwindet wieder zurück zum eigenen Tresor und entscheidet damit praktisch das Match.

Im Gegensatz zu Blood Money, ein Modus, der eine einfach zu verstehende Grundidee nimmt, unerwartet ausbaut und darin wächst, fühlt sich Heist schon jetzt etwas unausgereift an. Die Bezeichnung 'Heist' allein ist schon irreführend. Die Tresore, an die die Verbrecher ran wollen, sind immer bereits offen und an den gleichen Stellen. Das Match startete mit zwei Panzerwagen, die in die Straße trudeln, um dort schnell von den Verbrechern gestoppt und geknackt zu werden, während die Polizei zum Tatort rast. Sollten die Verbrecher an das Geld kommen, rennen sie damit zum Abholpunkt, normalerweise auf einem Hochhausdach. Die Polizei muss sie stoppen und dann nahe der Beute stehen, um sie wieder "zurückzuteleportieren". Damit geht auch die Fiktion über Bord, denn eigentlich würde die Polizei doch die Kontrolle über das Geld behalten wollen. Sicher, es zurückzuversetzen macht spielerisch Sinn, aber mit der Fantasie von einem Räuber-und-Gendarm-Spiel war es das dann.

Das Hauptproblem mit Heist ist seine relativ geringe Größe. Die Kämpfe um die ersten Tresore sind klassisches Battlefield - Klassen arbeiten miteinander, ausgedehnte Kämpfe, explodierende Fahrzeuge - aber die Verfolgungsjagden danach sind viel zu kurz. High Tension ist eine kleine Karte, zumindest für Battlefield-Verhältnisse, und obwohl die schnell geschnittenen Trailer viele Verfolgungen mit Autos zeigen, ereignen sich die meisten Verfolgungen doch zu Fuß.

Die Hochhäuser bieten Raum für klassische Dach-Gefechte.

Es ist immer noch ein hervorragender Battlefield-Spielmodus, aber was eigentlich der Vorzeigemodus für Hardline sein sollte, zeigt in erster Linie seine Limitationen. Nicht nur, dass es hier keine der komplexen Möglichkeiten von Payday 2 gibt, es gibt auch keinen Raum für die epischen GTA-5-Verfolgungsjagden. Natürlich könnten sich andere Karten später besser für Heist eignen oder High Tension wird erweitert. Derzeit hatte ich jedoch in Blood Money ganz klar die besseren Matches.

Visceral verspricht uns alle möglichen Spielmodi und einige davon werden hoffentlich weniger als die 32 Spieler auf der Karte haben. Diese Zahl nämlich sorgt für sehr hektische und explosive Action, die ein wenig die mögliche Subtilität und Kunst solch krimineller Aktionen ad absurdum führt. Wenigstens lässt uns die Beta Spaß mit den neuen Spielsachen haben. Greifhaken und Ziplines werden nicht durch Level, sondern das in einer Runde gesammelte Geld freigeschaltet. Es ist ein interessanter Twist verglichen mit Battlefields sonst üblichem Grind und vermutlich für die Beta noch einmal vereinfacht. Aber es ist gut zu wissen, dass ein paar Wochen, in denen man nicht spielt, einen nicht unbedingt gegenüber der Community zurückwerfen, die dann mit der Hochlevel-Ausrüstung herumspielt.

Hardline ist also ein echtes Battlefield, aber das sollte euch von nichts abhalten. Schon jetzt gibt es einen hervorragenden Spielmodus und einen starken Fokus auf Kleinwaffengefechte (es gibt keine Panzer und nur einen Hubschrauber pro Team), was einen sehr anderen Flow im Spiel ergibt, als den, den wir aus Battlefield 4 kennen. Vor allem, weil Hardline euch nicht immer dann mit einem Bluescreen vor die Tür setzt, wenn es sich gerade mal wieder verschluckt.

Mehr als die meisten anderen Ego-Shooter dreht sich Battlefield um große Momente. Diese ungescripteten, unerwarteten, manchmal unglaublichen Kollisionen von Fahrzeugen, Soldaten und Waffen, die eine eigene Art chaotische Harmonie ergeben. Hardline bewahrt sich das und erweitert es mit kleinen, aber aufregenden Variationen. Das ist eigentlich auch alles, was es können muss. Und laufen sollte es natürlich. Was es derzeit tut. Hoffentlich auch später noch.

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